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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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vollends wie ein Hirngespinst vor.
    Die schweigsamen Fischer hatten Bolitho pünktlich zum Treffpunkt mit
Wakeful
zurückgebracht. Selbst bei Nacht herrschte dort reger Schiffsverkehr, deshalb atmeten alle auf, als die triefenden Segel des Marinekutters endlich aus dem Dunkeln über ihnen emporwuchsen.
    Leutnant Queelys Erleichterung war ebenso groß wie seine Hast, wieder Raum auf die offene See hinaus zu gewinnen. Er hatte Bolithos Verdacht bestätigt: daß Kriegsschiffe in der Nähe waren; ob niederländische oder französische, das festzustellen, hatte er sich nicht die Zeit genommen.
    Bolithos Ärger über die Beteiligung Tanners war auf der Reise nach London etwas abgeflaut. Während die Kutsche durch Dörfer und Städte rollte, hatte er beobachtet, daß einheimische Freiwillige unter der Aufsicht von Berufssoldaten exerzierten. Allerdings nur mit Piken und Heugabeln, denn offenbar hielt bei der Obrigkeit noch niemand die Zeit für gekommen, die Miliz an Musketen auszubilden. Was dachten sich die Leute bloß? Damals, als er
Phalarope
befehligt hatte, waren mehr als hunderttausend Mann bei der Kriegsmarine gewesen. Jetzt hatte man die Zahl auf weniger als ein Fünftel davon reduziert, und selbst für diesen kläglichen Rest gab es nicht genug seetüchtige Schiffe.
    Er merkte, daß der Lakai eine hohe zweiflüglige Tür für ihn aufhielt.
    Dahinter stand Marcuard mit dem Rücken zu einem prasselnden Kaminfeuer und lüftete seine Rockschöße, um die Wärme besser auszunutzen. Diesmal war er in taubengraue Seide gekleidet, wirkte aber ohne sein Ebenholzstöckchen irgendwie unvollständig.
    Bolitho sah sich um. Der Raum war riesengroß, trotzdem nahmen Bücherregale drei seiner Wände ein. Sie reichten vom Boden bis zur Decke, und hier und da standen wie in der Bibliothek eines reichen Gelehrten Leitern.
    Marcuard reichte ihm die Hand. »Sie haben wenigstens keine Zeit verloren.« Gelassen musterte er ihn. »Ich bin hier in London unabkömmlich, andernfalls …« Ohne den Satz zu vollenden, winkte er Bolitho zu einem Sessel. »Ich schicke gleich nach Kaffee. Aber ich sehe Ihrem Gesicht an, daß Sie mit mir streiten wollen. Das dachte ich mir schon.«
    Bolitho begann: »Mit allem Respekt, M’lord, aber ich bin der Meinung, daß ich auf die Beteiligung von Sir James Tanner hätte vorbereitet werden müssen. Wie ich mit aller Klarheit dargelegt habe, ist der Mann ein Dieb, Betrüger und Lügner. Ich habe Beweise, daß er an Schmuggel großen Stils beteiligt ist, daß er sich mit anderen zu Mord verabredet und aus Eigennutz die Fahnenflucht unserer Matrosen begünstigt hat.«
    Marcuard zog die Brauen hoch. »Ist Ihnen jetzt wohler?«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Finger. »Hätte ich Sie auf Tanner vorbereitet, wären Sie zur Mitarbeit nicht bereit gewesen. Nicht wegen des damit verbundenen Risikos.
    Ich weiß besser als Sie, wie groß die Gefahren auf beiden Seiten dieser unseligen Grenze sind. Nein, Sie hätten sich aus Gründen der Ehre geweigert, und genau deshalb habe ich Sie für diese Aufgabe ausgewählt.«
    »Wie können wir diesem Mann jemals trauen?«
    Marcuard schien ihn nicht gehört zu haben. »In uns allen steckt ein Heuchler, Bolitho. Sie vertrauten sich Vizeadmiral Brennier an, weil Sie ihn für einen Ehrenmann halten.
    Aber noch vor ein paar Jahren hätten Sie ihn getötet – und würden es nächste Woche wieder tun, falls der Krieg Ihnen diktierte, wie Sie zu denken und zu empfinden haben. In solchen Dingen traue ich nur dem, den ich brauche. Tanners Talente mögen uns beiden nicht behagen, aber glauben Sie mir, er ist der beste Mann, vielleicht sogar der einzige Mann, der es schaffen kann. Sie habe ich nach Holland geschickt, weil Brennier in Ihnen einen Offizier mit verwandtem Ehrenkodex erkennen mußte, einen Mann, der seine Tapferkeit und Loyalität bereits unter Beweis gestellt hatte. Was meinen Sie, wie das Resultat gewesen wäre, wenn ich einen anderen nach Holland entsandt hätte? Ich kann Ihnen garantieren, daß Amsterdam verärgert reagiert und uns alle Häfen versperrt hätte. Man hat dort guten Grund, die Franzosen zu fürchten, und würde die Royalistenkasse nur zu gern beschlagnahmen, um sie an Frankreich zu verschachern.«
    Obwohl Bolitho Tanner haßte, mußte er doch an dessen Warnung denken, daß der unermeßliche Schatz an Gold und Juwelen Gefahr lief, gegen England verwandt zu werden.
    »Sie wirken besorgt, Bolitho«, stelle Marcuard fest. »Was halten Sie von der

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