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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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stabile Situation insbesondere innerhalb des Euroraums,
     da die Handelsungleichgewichte zumindest aus deutscher Sicht abgebaut würden. Denn anders als früher kämen die Früchte des
     Exports breiten Schichten der Bevölkerung zugute, sie blieben nicht im Portefeuille der Unternehmen oder ihrer leitenden Angestellten.
     Ein Teil dieser erhöhten Einkommen würde für importierte Güter ausgegeben und damit zu steigenden Importen führen. Der Überschuss
     im Außenhandel würde sich vermindern, zugleich würde sich das binnenwirtschaftliche Wachstum beschleunigen. Der Schlüssel
     für diesen wirtschaftlichen Wandel liegt in der Machtposition der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften. Die demografische Entwicklung
     ist auf ihrer Seite. Das alles klingt doch sehr gut – was sagt die Politik dazu?
    Vorsicht: Märchenerzähler unterwegs
    Mit der kräftigen wirtschaftlichen Erholung im Verlauf des Jahres 2010 beginnt eine neue Zeit der Märchenerzähler und Mythenbildner.
     Sie reisen durch die Lande und erzählen den Menschen, wie gut doch alles sei und wie sehr diese Erfolge der vorausschauenden
     Politik aus der Zeit vor der Krise zu verdanken seien, wobei das Wort »Krise« in ihren Erzählungen meist nicht vorkommt. Gemeint
     ist, dass die Arbeitsmarktreformen und die Schuldenbremse dazu geführt hätten, dass die Wirtschaft sich so schnell erholt
     und die Staatsfinanzen in Deutschland sich im Vergleich zu anderen Ländern relativ |229| günstig darstellen. Die Botschaft lautet im Kern: Wir müssen die Vorkrisenpolitik fortsetzen. Diese Denkweise zeigt sich bereits
     deutlich in vielen Maßnahmen der Bundesregierung. So wird die Gesundheitsreform wegen der in ihr enthaltenen Pauschalbeträge
     die Ungleichheit verschärfen. Gleiches gilt für das Sparpaket, das primär zulasten von Arbeitslosen geht, anstatt den Finanzsektor
     fühlbar am Schuldendienst zu beteiligen.
    Ich meine, das ist der Weg zur nächsten Krise. Denn kehren wir zu den Praktiken der Vorkrisenzeit zurück, werden wir auch
     in Zukunft globale Ungleichgewichte haben und die weltweite Ungleichheit wird sich verschärfen. Damit wäre der Keim für die
     nächste Krise gelegt, wie auch immer sie sich Ausdruck verleihen mag. Und dann wird sich erweisen, dass wir immer noch nicht
     gelernt haben, mit fundamentalen Unsicherheiten umzugehen. Das ist ein hoher Preis für eine ohnehin schale Rechtfertigung
     vergangener wirtschaftspolitischer Strategien. Das geht auch anders: wenn wir nämlich den Märchenerzählern und Mythenbildnern
     einfach nicht mehr glauben. Schließlich haben ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen uns in die Krise geführt.
    Ein besserer Weg
    Statt der alten Märchen benötigen wir eine neue wirtschaftliche Ordnung. Dann würden sich die Fehlentwicklungen des vergangenen
     Jahrzehnts gleichsam von selbst korrigieren. Angemessen wäre es, wenn die Wirtschaftspolitik diesen Pendelschwung konstruktiv
     begleiten, ihn vielleicht sogar beschleunigen würde. Wie das geht? Indem sie all das macht, was ich in den vorigen Kapiteln
     vorgeschlagen habe. Dann würden sich die positiven Trends schneller und möglicherweise reibungsloser vollziehen. Es ist sogar
     zu erwarten, dass die neue wirtschaftliche Ordnung sich zumindest einige Zeit lang selbst reproduziert. Wenn erst einmal die
     Lohnzuwächse auf einem guten Weg nach oben sind, werden sie diesen so schnell nicht wieder verlassen. Die Gewerkschaften würden
     das als Rückfall und Zeichen von |230| Erfolglosigkeit betrachten. Den Unternehmen wird es trotz leicht verminderter Renditen in einem Umfeld, in dem sie außenwirtschaftlich
     wettbewerbsfähig sind und gleichzeitig die Binnenwirtschaft blüht, nicht schlecht gehen. Sie sind daher zu Lohnzugeständnissen
     bereit.
    Wird es so kommen? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Es wird aber auch heftige Widerstände geben, die den Wandel verzögern
     oder vielleicht sogar verhindern können. Die Protagonisten der vorherrschenden ökonomischen Lehre werden Zeter und Mordio
     schreien, da ihnen jede Löhnerhöhung als Vorbote des ökonomischen Untergangs erscheint – selbst wenn sie das angesichts der
     Knappheit von Arbeitskräften marktwirtschaftlich nicht begründen könnten.
    Die Wirtschaftspolitik dürfte den Wandel gleichfalls ablehnen, da die Bundesregierung im Kern den Status quo ante Krise mit
     möglichst wenigen Modifikationen anstrebt. So wird die außenwirtschaftliche Anpassungslast von der Bundesregierung und der
    

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