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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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bedeuteten keine
     Umkehr des Trends. Sie traten nachweislich nur in Rezessionen auf. In solchen Phasen schwacher wirtschaftlicher Aktivität
     brechen zunächst die Gewinne und auch die Aktienkurse ein, während die Löhne noch mit relativ unvermindertem Tempo steigen
     oder zumindest nicht fallen. Daher steigt zunächst ihr Anteil an den gesamtwirtschaftlichen Einkommen. Mit Fortdauer der Rezession
     setzt sich aber infolge von Beschäftigungsabbau und verschärftem Druck auf die Löhne der ursprüngliche Trend fort. In jedem
     Aufschwung – wenn die Gewinne besonders stark zunehmen, während sich die Lohnzuwächse erst langsam beschleunigen – verschärft
     er sich sogar. So war es auch zwischen 2006 und 2008 in Deutschland. |57| Der Fall der Lohnquote ist im Übrigen kein rein deutsches Phänomen. Auch in anderen Ländern sind in unterschiedlichem Ausmaß
     ähnliche Tendenzen zu verzeichnen, wie Abbildung 2 zeigt. Stärker noch als in Deutschland ist die Lohnquote in Japan gefallen,
     in ähnlicher Weise wie in Deutschland hat sie sich in Italien, Frankreich und den USA entwickelt. Nur in Großbritannien ist
     sie seit 1970 lediglich schwach zurückgegangen.
    Was sind die Gründe für den allgemeinen Fall der Lohnquote? Meiner Ansicht nach haben sich offensichtlich die Knappheitsverhältnisse
     in den letzten Jahren zulasten der Arbeit und zugunsten des Kapitals entwickelt. Dahinter steht die im Verhältnis zur Arbeit
     ausgeprägte globale Mobilität des Kapitals, die sich durch die weltweite Deregulierung der Finanzmärkte noch verstärkt hat.
     Dahinter stehen sicherlich auch die stärkere Orientierung an Finanzmarktkriterien und die wirtschaftspolitischen Maßnahmen
     zulasten der Arbeit – ein weltweiter Trend, der fast überall der »reinen« Lehre der Märkte folgte.
    Die Umverteilung zulasten der Arbeit und zugunsten des Kapitals bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine Umverteilung von unten
     nach oben. Theoretisch könnte ja jeder Haushalt sowohl über Arbeitseinkommen als auch über Kapitaleinkommen verfügen. Das
     hat mit der Realität aber herzlich wenig zu tun. Die Rechnung ist doch ganz einfach: Nur wer ein hohes Arbeitseinkommen hat,
     wird auf Dauer über finanzielle Mittel verfügen, um über Ersparnisse Kapitalbildung zu betreiben – und hieraus dann wieder
     Einkommen zu beziehen. Andererseits gibt es auch zahlreiche Selbstständige, deren Kapitaleinkommen sehr gering ist, weil ihre
     Selbstständigkeit nur geringe Einnahmen abwirft. Im Grunde handelt es sich dann eher um ein prekäres Arbeitsverhältnis. So
     gesehen kann die Lohnquote nur begrenzt Auskunft über die Einkommensverteilung geben. Sie sagt lediglich etwas über die Bedeutung
     der Entlohnung von Arbeit im Vergleich zu der von Kapital aus. In dieser Hinsicht sind die Ergebnisse allerdings eindeutig:
     Arbeit lohnt sich immer weniger, Kapital immer mehr.
    |58| Einkommen ist nicht gleich Einkommen
    Um aussagekräftige Hinweise über die Einkommensverteilung zu bekommen, muss man auf Einkommensstatistiken und statistische
     Maße zur Messung von Ungleichheit zurückgreifen. 21 Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Einkommen: zum einen das Einkommen, das man am Markt, also durch seine Arbeit erzielt
     – das Primäreinkommen –, zum anderen jenes Einkommen, das sich später im Portemonnaie befindet – das verfügbare Einkommen.
     Der Unterschied besteht in den vielfältigen Einflüssen des Staates auf das Einkommen. So wird das Primäreinkommen noch besteuert
     und mit Sozialabgaben belegt. Diese Beträge stehen dem privaten Haushalt nicht für Ausgaben zur Verfügung und gehen folglich
     auch nicht in das verfügbare Einkommen ein.
    Andere Haushalte, die nur ein geringes oder gar kein Einkommen durch ihre Arbeitsleistung erzielen – weil sie nur schlecht
     bezahlte Stellen haben oder in Rente, krank oder arbeitslos sind –, erhalten dagegen vom Staat beziehungsweise der Sozialversicherung
     Geld, das ihnen dann auch für Ausgaben zur Verfügung steht. Es ist völlig klar und auch beabsichtigt, dass die Verteilung
     der Primäreinkommen wesentlich ungleicher ist als die der verfügbaren Einkommen, bei denen der Staat durch Steuern und Sozialleistungen
     umverteilend eingreift.
    Schaut man sich jedoch die Tendenzen dieser Einkommensverteilungen etwas genauer an, stößt man auf besorgniserregende Entwicklungen.
     Sowohl bei den Primäreinkommen als auch bei den verfügbaren Einkommen hat die Ungleichheit in Deutschland

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