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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Abendessen beschloß er, die Kanalkarten im Hinblick auf das Einlaufen am kommenden Tag nochmals durchzuarbeiten. Es würde knapp werden, und Larsen wollte das Fahrwasser nach Möglichkeit so gut wie die beiden holländischen Lotsen kennen, die morgens um 7   Uhr   30 mit einem Hubschrauber vom Amsterdamer Flughafen Schiphol eintreffen sollten, um die Schiffsführung zu übernehmen. Eine halbe Stunde früher würde bereits ein Boot längsseits kommen und zehn Männer absetzen: die sogenannten Rigger, die die Besatzung beim Anlegemanöver unterstützen sollten.
    Als die Schiffsuhr Mitternacht zeigte, setzte Larsen sich an den Schreibtisch in seinem Wohnraum und breitete die Seekarten vor sich aus.
    Um 2   Uhr   50 war das Wetter kalt, aber klar. Die glatte See glitzerte im Schein des Halbmondes. Auf der Brücke tranken Stig Lundquist und Tom Keller einen Kaffee. Der Matrose stand am Radarschirm.
    »Ein Boot kommt näher, Sir«, meldete er.
    Tom Keller stand auf und trat an das Gerät. Auf dem Radarschirm waren etwa ein Dutzend Blips zu erkennen, manche in Ruhelage, andere in Bewegung, aber alle hielten respektvoll Abstand von der Freya. Nur aus Südosten schien sich ein kleines Fahrzeug dem Tanker zu nähern.
    »Wahrscheinlich ein Fischkutter, der schon bei Sonnenaufgang die Fischgründe erreichen will«, meinte Keller. Lundquist sah ihm über die Schulter.
    Er schaltete auf den Nahbereich um.
    »Schon verdammt nahe«, stellte er fest.
    Der Rudergänger des Kutters konnte die Freya unmöglich übersehen. Sie hatte Ankerlichter an Bug und Heck gesetzt, ihr Deck wurde von starken Scheinwerfern angestrahlt, und die Aufbauten waren innen beleuchtet. Aber der Kutter behielt seinen Kurs bei, anstatt dem Tanker auszuweichen, und lief jetzt sogar deutlich aufs Heck der Freya zu.
    »Sieht so aus, als wolle er längsseits kommen«, sagte Keller.
    »Die Rigger können’s noch nicht sein«, meinte Lundquist. »Die kommen erst um sieben.«
    »Vielleicht sind sie schon früher ausgelaufen, um sich auf keinen Fall zu verspäten«, meinte Keller.
    »Gehen Sie runter ans Fallreep«, wies Lundquist den Matrosen an, »und sagen Sie mir, was da los ist. Setzen Sie die Kopfhörer auf, damit wir in Verbindung bleiben.«
    Das Fallreep hing mittschiffs. Es war so schwer, daß es mit Stahlseilen, die über motorgetriebene Winschen liefen, von der Reling bis zum Meeresspiegel gefiert bzw. wieder bis auf Höhe der Reling gehievt werden mußte. Selbst wenn die Freya vollbeladen war, befand sich die Reling noch neun Meter über dem Wasserspiegel. Wenn das Fallreep hochgezogen war, konnte niemand an Bord kommen.
    Eine halbe Minute später sahen die beiden Offiziere, wie der Matrose unter ihnen an Deck erschien und nach vorn schlenderte. Am Fallreep trat er auf eine kleine Plattform, die über die Bordwand hinausragte, und sah nach unten. Gleichzeitig nahm er einen Kopfhörer aus einer dort angebrachten wetterfesten Box und setzte ihn auf. Lundquist schaltete von der Brücke aus einen starken Scheinwerfer ein, der den Matrosen beleuchtete, der weit vorn an Deck stand und ins dunkle Wasser hinabstarrte. Der Kutter war inzwischen vom Radarschirm verschwunden; er war zu nahe, um noch erfaßt zu werden.
    »Was sehen Sie?« fragte Lundquist in sein Handmikrofon.
    Die Stimme des Matrosen kam aus einem Lautsprecher an der Decke. »Nichts, Sir.«
    Der Kutter war inzwischen so dicht an der Freya vorbeigelaufen, daß er ihren Rumpf unter dem Hecküberhang beinahe berührte. Sekundenlang blieb er verschwunden. Auf beiden Seiten des Hecks befand die Reling des A-Decks sich nur sechs Meter über dem Meeresspiegel. Für die zwei Männer auf dem Kabinendach des Kutters verringerte sich dieser Abstand auf drei Meter. Als ihr Boot unter dem Tankerheck hervorkam, schleuderten sie ihre an Tauen befestigten dreizinkigen Enterhaken, deren Greifer von schwarzen Schlauchstücken umhüllt waren, in die Höhe.
    Beide Enterhaken fielen über die Reling und blieben an ihr hängen. Als der Kutter weiterlief, wurden die Männer, die die Taue umklammerten, vom Kabinendach gerissen, schwangen zurück und tauchten mit den Füßen ins Wasser ein. Dann kletterten sie an den Tauen hoch. Da sie ihre Maschinenpistolen auf dem Rücken trugen, hatten sie beide Hände frei. Zwei Sekunden später erschien der Kutter an der Backbordseite und steuerte das Fallreep an.
    »Jetzt sehe ich das Boot«, meldete der Matrose von seiner Plattform aus. »Es sieht wie ein Fischkutter

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