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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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auslaufenden Schiffen auf dem Fahrwasser zum Europort und dem Hafen von Rotterdam mithören konnte.
    »Oberst Kukuschkin dringt in der Nacht vom dritten auf den vierten April ins Gefängnis Tegel ein, um die beiden Attentäter zu liquidieren«, berichtete Wassili Petrow an diesem Samstagmorgen Maxim Rudin im Kreml. »Ein Oberaufseher läßt ihn ein und bringt ihn zu Mischkins und Lasareffs Zellen. Wenn alles vorbei ist, läßt er ihn durch den Personalausgang wieder verschwinden.«
    »Der Aufseher ist zuverlässig – einer unserer Leute?« erkundigte sich Rudin.
    »Nein, aber er hat Angehörige in der Deutschen Demokratischen Republik. Er ist zur Zusammenarbeit – überredet worden. Kukuschkin versichert, daß der Mann nicht zur Polizei gehen wird. Er hat zuviel Angst.«
    »Dann weiß er bereits, für wen er arbeitet. Er weiß also zuviel!«
    »Kukuschkin bringt ihn ebenfalls zum Schweigen, bevor er auf die Straße hinaustritt«, versicherte Petrow. »Auf diese Weise hinterläßt er keine Spuren.«
    »In acht Tagen«, knurrte Rudin. »Hoffentlich macht er seine Sache gut …«
    »Bestimmt!« antwortete Petrow. »Schließlich hat er auch eine Familie. Übermorgen in einer Woche sind Mischkin und Lasareff tot und nehmen ihr Geheimnis mit ins Grab. Ihre Komplicen werden dichthalten, um ihre eigene Haut zu retten. Und selbst wenn sie reden, wird man ihnen nicht glauben. Haltlose, hysterische Anschuldigungen! Die nimmt ihnen kein Mensch ab.«
    Als die Sonne am 29.   März aufging, trafen ihre ersten Strahlen die Freya 20 Seemeilen vor der irischen Westküste, wo der Tanker auf Nordnordostkurs den elften Längengrad schnitt, um westlich an den Äußeren Hebriden vorbeizulaufen.
    Das Radar hatte die Fischereiflotte von Killybegs schon vor einer Stunde in der Morgendämmerung erfaßt, und der Wachhabende hielt sorgfältig nach den Kuttern Ausschau. Der nächstgelegene befand sich weit im Osten auf der Steuerbordseite der Freya.
    Die Sonne glitzerte über der Felsenküste von Donegal, die sich für die Männer auf der Brücke des Tankers, 25   Meter über dem Meer, als schmaler Strich am östlichen Horizont abzeichnete. Sie schien auf die kleinen Boote der Männer, die vor der Westküste Makrelen, Weißfische und Heringe fischten. Und sie beleuchtete den massigen Rumpf der Freya , die wie eine in Bewegung geratene Insel von Süden herankam und an den treibenden Kuttern und ihren leicht dümpelnden Netzen vorbeilief.
    Christy O’Byrne stand in dem winzigen Ruderhaus des Kutters Bernadette , der ihm und seinem Bruder gehörte. Er kniff die Augen zusammen, stellte seinen Kakaobecher weg und war mit drei Schritten an der Reling. Sein Boot war dem Riesentanker am nächsten.
    Hinter ihm ließen die anderen Fischer beim Anblick der Freya ihre Hörner ertönen, deren schrilles Pfeifen die Morgenstille zerriß. Auf der Brücke der Freya nickte Thor Larsen seinem Zweiten Wachoffizier zu; Sekunden später antwortete der tiefe Sirenenton der Freya der Killybegs-Flotte.
    Christy O’Byrne lehnte an der Reling, beobachtete, wie die Freya den Horizont füllte, hörte ihre Turbinen tief unten im Schiffsrumpf summen und spürte, wie die Bernadette im Kielwasser des Tankers zu rollen begann.
    »Heilige Maria, dieses Schiff!« flüsterte er. »Seht euch bloß an, wie groß das ist!«
    An der irischen Ostküste waren zu diesem Zeitpunkt bereits Landsleute von O’Byrne in Dublin Castle an der Arbeit. Zwischen diesen Mauern hatten sieben Jahrhunderte lang die britischen Unterdrücker residiert. Als kleiner Junge hatte Martin Donahue auf den Schultern seines Vaters miterlebt, wie die letzten britischen Truppen nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages für immer aus Dublin Castle abgerückt waren. Dreiundsechzig Jahre später und kurz vor seiner Pensionierung gehörte Martin zum Reinigungspersonal des Schlosses. Auf dem leuchtendblauen Teppich der Saint Patrick’s Hall schob er einen Staubsauger hin und her.
    Er war nicht bei einer Amtseinführung eines irischen Präsidenten dabeigewesen, die unter dem prächtigen Deckengemälde, das Vincent Waldre 1778gemalt hatte, stattzufinden pflegten, und würde auch nicht anwesend sein, wenn die beiden Supermächte in nunmehr zwölf Tagen den Dubliner Vertrag unter den starren heraldischen Bannern der längst verblichenen Knights of Saint Patrick unterzeichnen würden. Er hatte nur vierzig Jahre lang für sie alle saubergemacht.
    Auch Rotterdam traf Vorbereitungen – aber für eine Zeremonie

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