Des Teufels Alternative
aus.«
»Das Fallreep bleibt oben, bis wir wissen, wer die Leute sind«, befahl Lundquist ihm von der Brücke aus.
Achtern kletterten die Piraten, von niemandem beobachtet, über die Reling. Beide machten ihre Enterhaken los und warfen sie ins Meer, in dem sie samt den Tauen versanken. Dann rannten die Männer auf die Steuerbordseite zu den stählernen Niedergängen und liefen die Stufen hinauf. Die Gummisohlen ihrer Schuhe machten auf dem Metall kaum ein Geräusch.
Der Kutter legte unterhalb des Fallreeps an, das acht Meter über der überfüllten Kabine hing, in der vier Männer kauerten. Der Rudergänger starrte schweigend zu dem Matrosen auf der Plattform hinauf.
»Boot ahoi!« rief der Matrose. »Wer seid ihr?«
Er bekam keine Antwort. Der Mann mit der schwarzen Überziehmütze, die nur die Augen freiließ, sah weiter wortlos zu ihm hinauf.
»Er gibt keine Antwort«, sagte der Matrose in sein Mikrofon.
»Lassen Sie den Scheinwerfer aufs Boot gerichtet«, wies der Erste Offizier ihn an. »Ich komme selbst hinunter.«
Während der Kutter anlegte, hatten Lundquist und Keller ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Backbordseite gerichtet, wo das Fallreep hing. Plötzlich wurde hinter ihnen die an Steuerbord von der Brückennock hereinführende Tür aufgestoßen, und ein Schwall Kaltluft drang herein. Die beiden Offiziere fuhren herum. Die Tür fiel zurück ins Schloß. Vor Keller und Lundquist standen zwei Männer mit schwarzen Überziehmützen, schwarzen Rollkragenpullovern, schwarzen Trainingshosen und Bootsstiefeln. Jeder hielt eine Maschinenpistole im Anschlag.
»Sagen Sie Ihrem Matrosen, daß er das Fallreep runterlassen soll«, verlangte einer der beiden Männer auf englisch. Die Offiziere starrten ihn ungläubig an.
Der Mann richtete seine MP auf Keller.
»Ich gebe Ihnen drei Sekunden Zeit«, erklärte er Lundquist. »Dann durchlöchere ich diesen Mann.«
Lundquist lief vor Zorn rot an, griff aber nach dem Handmikrofon.
»Runter mit dem Fallreep«, befahl er dem Matrosen.
Aus dem Deckenlautsprecher drang eine körperlose Stimme. »Aber, Sir …«
»Schon gut, mein Junge«, unterbrach Lundquist den Matrosen. »Tun Sie, was ich Ihnen sage.«
Der junge Mann drückte schulterzuckend auf einen der Knöpfe des Schaltkastens neben dem Fallreep. Ein Elektromotor summte, und das Fallreep sank langsam in die Tiefe. Zwei Minuten später trieben fünf schwarz gekleidete Männer den Matrosen vor sich her übers Deck nach achtern. Weitere zwei Minuten verstrichen, dann waren die sechs auf der Brücke. Der Matrose hatte vor Schreck geweitete Augen. Als er die Brücke betrat, sah er, daß die Offiziere von zwei bewaffneten Männern in Schach gehalten wurden.
»Verdammt noch mal, wie …« begann er.
»Immer mit der Ruhe!« forderte Lundquist ihn auf. Er wandte sich auf englisch an den Mann, der bisher als einziger gesprochen hatte: »Was wollen Sie?«
»Wir möchten Ihren Kapitän sprechen«, sagte der Mann hinter der Maske. »Wo ist er?«
In diesem Augenblick ging die Tür vom inneren Treppenhaus her auf, und Thor Larsen trat in den Raum. Sein Blick fiel auf die drei Besatzungsmitglieder, die mit den Händen hinter dem Kopf dastanden, und die sieben Terroristen. In den Augen des Kapitäns glitzerte eisiges Blau, als er sich an den Mann wandte, der nach ihm gefragt hatte.
»Ich bin Thor Larsen, Kapitän der ›Freya‹«, sagte er langsam, »und wer sind Sie, verdammt noch mal?«
»Das geht Sie nichts an«, antwortete der Anführer der Terroristen. »Wir haben soeben Ihr Schiff übernommen. Sollten Ihre Offiziere und Mannschaften sich weigern, unsere Befehle auszuführen, werden wir als erstes ein Exempel an Ihrem Matrosen statuieren. Die Entscheidung darüber liegt bei Ihnen!«
Larsen sah sich langsam um: Drei der Maschinenpistolen waren auf den 18jährigen Matrosen gerichtet. Der junge Mann war kreidebleich.
»Mr. Lundquist«, sagte Larsen förmlich, »führen Sie die Befehle dieser Männer aus.« Er wandte sich erneut an den Anführer und fragte:
»Was haben Sie mit der ›Freya‹ vor?«
»Das ist schnell gesagt«, antwortete der Terrorist sofort. »Wir haben nicht die Absicht, Ihnen oder Ihrer Besatzung etwas anzutun. Sollten unsere Befehle jedoch nicht widerspruchslos ausgeführt werden, werden wir nicht zögern, ihre Ausführung zu erzwingen.«
»Und sonst noch was?« wollte Lundquist wissen.
»Innerhalb von dreißig Stunden muß die Bonner Regierung zwei unserer Freunde aus einem
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