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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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alle Gelegenheit gehabt, uns mit der Niederschrift der um zwölf Uhr von Kapitän Larsen verlesenen Erklärung eingehend zu beschäftigen. Ich schlage vor, daß wir mit einigen unbestreitbaren Tatsachen beginnen. Am besten gleich mit dem Schiff, mit der … äh … ›Freya‹. Was wissen wir über sie?«
    Der Schiffbauexperte aus dem Handels- und Industrieministerium fühlte alle Augen auf sich gerichtet.
    »Ich bin heute mittag bei Lloyds gewesen und habe mir den Decksplan der ›Freya‹ geben lassen«, sagte er knapp. »Ich habe ihn mitgebracht.«
    Er hängte den detaillierten Plan für alle sichtbar an die Wandtafel und hielt einen zehn Minuten langen Vortrag, wobei er mit einfachen Worten Größe, Ladefähigkeit und Konstruktion der Freya beschrieb.
    Als er geendet hatte, wurde der Fachmann aus dem Energieministerium um weitere Erläuterungen gebeten. Er ließ von einem Mitarbeiter ein eineinhalb Meter langes Modell eines Supertankers hereinbringen und auf den Tisch stellen.
    »Das hier habe ich mir bei der Firma British Petroleum ausgeliehen. Es ist ein Modell ihres Supertankers ›British Princess‹ mit zweihundertfünfzigtausend Deadweight-Tonnen. Die Konstruktionsunterschiede zur ›Freya‹ sind gering; das schwedische Schiff ist nur größer.«
    Anhand des Modells der British Princess zeigte er noch einmal die Lage der Brücke, der Kapitänssuite und der Ballast- und Ladeöltanks.
    Die Männer hörten aufmerksam zu. Aber keiner war konzentrierter als Colonel Holmes, dessen Marines unter Umständen die Freya entern und die Geiseln würden befreien müssen. Der Colonel wußte, daß die für dieses Unternehmen ausgewählten Freiwilligen jeden Winkel der Freya kennen mußten, bevor sie an Bord gingen.
    »Und dann ist da noch etwas«, sagte der Mann aus dem Energieministerium. »Der Tanker hat Mubarraq geladen.«
    »Großer Gott!« entfuhr es einem der Anwesenden. Sir Julian nickte ihm freundlich zu.
    »Ja, Dr.   Henderson?«
    Henderson war Wissenschaftler und arbeitete bei den Warren Springs Laboratories. Er war mit dem Vertreter des Landwirtschaftsministeriums gekommen und sprach mit unverkennbar schottischem Akzent. »Mubarraq ist nahezu das leichteste Rohöl, das es gibt. Es kommt aus Abu Dhabi und ist so leicht wie Dieselöl.«
    Er holte etwas weiter aus und erklärte, daß Rohöl zwei »Fraktionen« enthalte: die »leichteren«, die verdunsteten, und die »schwereren«, die den Ölschlamm bildeten, der im Fall einer Tankerkatastrophe die Strände verschmutzt.
    »Damit will ich sagen«, schloß er, »daß dieses Öl sich von Küste zu Küste ausbreiten würde, bevor die leichteren Fraktionen verdunstet wären. Die gesamte Nordsee wäre auf Wochen hinaus mit einem Ölteppich bedeckt, der die Sauerstoffzufuhr unterbricht, auf die alles Leben im Meer angewiesen ist.«
    »Danke, Dr.   Henderson.« Sir Julian blickte ernst.
    Weitere Experten informierten über die Auswirkungen auf ihren Fachgebieten.
    Der Pionieroffizier von den Royal Engineers bestätigte, daß es durchaus möglich sei, ein Schiff dieser Größe mit handelsüblichen Sprengstoffen zu zerstören – falls man die Sprengladungen richtig anzubringen wußte.
    »Außerdem geht es hier um beträchtliche Gewichte«, fügte er hinzu, »genauer gesagt um eine Ölladung, die eine Million Tonnen wiegt. Reißen die Sprengungen den Rumpf an bestimmten Stellen auf, zerbricht das Schiff allein wegen der ungleichmäßigen Belastung. Zu beachten ist übrigens, daß Kapitän Larsen in seiner Erklärung gesagt hat, die Sprengsätze könnten ›auf Knopfdruck‹ gezündet werden. Er hat diesen Satz sogar wiederholt. Ich vermute, daß etwa ein Dutzend Sprengladungen in das Schiff eingebaut worden sind, die wahrscheinlich über Funk ferngezündet werden können. Darauf deutet die Formulierung ›auf Knopfdruck‹ meiner Ansicht nach hin.«
    »Ist so etwas technisch möglich?« fragte Sir Julian.
    »Durchaus«, antwortete der Pionier und erläuterte den Aufbau einer Funkfernzündung.
    »Aber sie könnten doch auch Leitungen verwendet haben, die mit einer Zündmaschine verbunden sind?« erkundigte sich Sir Julian.
    »Auch das ist wieder eine Frage des Gewichts«, erklärte ihm der Pionieroffizier. »Die Zündleitungen müßten wasserdicht ummantelt sein. Bei den benötigten Leitungslängen wäre der Kutter der Terroristen wegen des Gewichts der Kabel gesunken.«
    Nachdem alle Einschätzungen des Ausmaßes der Ölkatastrophe vorgetragen worden waren, sprachen die

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