Des Teufels Alternative
schließlich.
»Es muß klappen!« sagte Munro. »Es ist unsere letzte Hoffnung. Die beiden müssen nach Israel ausgeflogen werden.«
Rudin warf einen Blick auf die Wanduhr. Sie zeigte 6 Uhr 50 an. In 14 Stunden mußte er Wischnajew und den übrigen Politbüromitgliedern gegenübertreten. Diesmal würde es keine indirekten Anschuldigungen geben; diesmal würde der Chefideologe einen formellen Mißtrauensantrag stellen. Rudin nickte langsam.
»Tun Sie es, Mr. Munro«, sagte er, »und sorgen Sie dafür, daß es klappt. Sonst gibt es keinen Dubliner Vertrag, aber auch keine ›Freya‹ mehr.«
Er drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Sofort öffnete sich die Tür, und ein Major der Kremlgarde erschien auf der Schwelle.
»Ich muß eine Nachricht an die Amerikaner und eine an meine eigenen Leute übermitteln«, sagte Munro. »Die Abgesandten der beiden Botschaften warten in der Nähe des Kremls.«
Rudin erteilte dem Gardemajor einen kurzen Befehl. Der Mann grüßte zackig und trat zur Seite, um Munro den Vortritt zu lassen.
»Mr. Munro!« rief Rudin, als sein Besucher schon an der Tür war.
Munro drehte sich um. Der alte Mann hielt wieder sein Milchglas in der Hand.
»Sollten Sie jemals Arbeit suchen, Mr. Munro«, sagte er grimmig lächelnd, »brauchen Sie sich nur bei mir zu melden. Für Leute mit Talent haben wir immer einen Posten.«
Als die SIL-Limousine den Kreml um 7 Uhr durch das Borowitski-Tor verließ, beleuchtete die Morgensonne den Turm der Basilius-Kathedrale. Zwei schwarze Limousinen warteten am Randstein vor der Kremlmauer. Munro stieg aus dem SIL und sprach kurz mit dem amerikanischen und dem britischen Diplomaten. Bevor er seinen Flug nach Berlin antrat, hatten die Anweisungen bereits London und Washington erreicht.
Punkt 8 Uhr startete die SR-71 mit heulenden Triebwerken auf dem Flughafen Wnukowno II und nahm Kurs auf Berlin, das 1600Kilometer weiter westlich lag. Colonel O’Sullivan atmete erleichtert auf, als sie sich wieder in der Luft befanden; er hatte drei Stunden damit verbracht, dem sowjetischen Bodenpersonal, das sich mit verständlicher Neugier auf die Black Bird gestürzt hatte, auf die Finger zu sehen.
»Wohin wollen Sie jetzt?« fragte er Munro über die Bordsprechanlage. »In Tempelhof kann ich nicht landen. Da reicht der Platz nicht.«
»Landen Sie bitte auf dem britischen Stützpunkt Gatow«, sagte Munro.
»Zuerst die Iwans, dann die Tommies«, knurrte der Pilot. »Am besten stellen wir den Vogel gleich öffentlich aus. Anscheinend darf ihn sich heute jeder gründlich ansehen.«
»Falls diese Sache klappt«, antwortete Munro, »braucht die Welt vielleicht keine Black Birds mehr.«
Colonel O’Sullivan war von dieser Aussicht keineswegs begeistert.
»Wissen Sie, was ich dann mache?« rief er. »Dann werde ich ein gottverdammter Taxifahrer. Übung habe ich jedenfalls schon genug.«
Weit unter ihnen blieb die litauische Stadt Wilna zurück. Da sie doppelt so schnell wie die aufgehende Sonne flogen, würden sie um 7 Uhr Ortszeit in Berlin landen.
Es war 5 Uhr 30 – Adam Munro befand sich auf dem Weg vom Kreml zum Flughafen –, als die Bordsprechanlage in der Kapitänskabine der Freya summte.
Der Mann, der sich Swoboda nannte, meldete sich, hörte kurz zu und antwortete dann auf ukrainisch. Thor Larsen beobachtete ihn von seinem Platz am Tisch aus mit halbgeschlossenen Augen.
Der Anruf schien den Anführer der Terroristen beunruhigt zu haben, denn er starrte stirnrunzelnd die Tischplatte an, bis einer seiner Leute, maskiert und mit einer Maschinenpistole bewaffnet, hereinkam, um ihn abzulösen.
Swoboda stieg zur Brücke hinauf. Als er nach zehn Minuten zurückkam, war er sichtlich wütend.
»Was ist denn los?« erkundigte sich Larsen. »Schon wieder was schiefgegangen?«
»Der deutsche Botschafter hat sich aus Den Haag gemeldet«, berichtete Swoboda aufgebracht. »Die Russen weigern sich, einem westdeutschen Flugzeug die Luftkorridore nach Berlin freizugeben.«
»Das war doch vorauszusehen«, meinte Larsen. »Oder erwarten Sie etwa, daß die Russen auch noch mithelfen, die beiden Mörder des sowjetischen Flugkapitäns auszufliegen?«
Swoboda schickte den anderen Mann wieder auf die Brücke und nahm Larsen gegenüber Platz.
»Die Briten haben der Bundesregierung angeboten, eine Maschine der Royal Air Force zur Verfügung zu stellen.«
»Dieses Angebot würde ich annehmen«, sagte Larsen. »In einem britischen
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