Des Teufels Alternative
brauchen.
Nach der Landung war die Dominie in einen Hangar geschleppt worden, um gewartet und betankt zu werden.
Die Reporter konzentrierten sich so ausschließlich auf das Gefängnis Moabit und den Flughafen Tegel, daß keiner von ihnen auf die schlanke schwarze SR-71 aufmerksam wurde, die um 7 Uhr 03 die Grenzanlagen im äußersten Südwesten der geteilten Stadt überflog und in Gatow landete. Auch diese Maschine wurde rasch in einen Hangar geschleppt, wo Flugzeugmechaniker, die von dem amerikanischen Militärflughafen Tempelhof herübergekommen waren, eilig die Tore schlossen und mit den Wartungsarbeiten begannen. Die SR-71 hatte ihre Aufgabe erfüllt. Der erleichterte Colonel war endlich wieder von Amerikanern umgeben. O’Sullivan konnte es kaum abwarten, die Düsen zum Rückflug in seine geliebten Staaten aufzudrehen.
Sein Passagier verließ den Hangar und wurde von einem jungen Major empfangen, der neben einem Land-Rover wartete.
»Mr. Munro?«
»Ja.« Munro zeigte seinen Ausweis vor, den der RAF-Offizier langsam durchblätterte.
»In der Offiziersmesse warten zwei Herren auf Sie, Sir.«
Diese beiden Herren hätten sich als Beamte der mittleren Laufbahn im britischen Verteidigungsministerium ausweisen können. Nicht zugegeben hätten sie jedoch, daß sie in einem abgeschirmten Laboratorium Versuche anstellten, deren Ergebnisse – falls sie verwertbar waren – sofort als »streng geheim« eingestuft wurden.
Beide Männer waren konservativ gekleidet und hatten Aktenkoffer bei sich. Einer trug eine randlose Brille und war Mediziner – oder war es gewesen, bevor er aus den Reihen der Hippokratesjünger ausscherte. Der andere war sein Untergebener, ein ehemaliger Krankenpfleger.
»Haben Sie die Sachen mitgebracht, um die ich gebeten habe?« fragte Munro ohne weitere Einleitung.
Der Mann mit der Brille öffnete seinen Aktenkoffer und nahm ein flaches Etui von der Größe einer Zigarrenschachtel heraus. Er klappte es auf und zeigte Munro, was darin auf einer Watteschicht lag.
»Zehn Stunden«, erklärte er ihm. »Nicht mehr.«
»Das ist knapp«, sagte Munro. »Verdammt knapp.«
Es war 7 Uhr 30 an einem sonnigen Frühlingsmorgen.
Die vom Coastal Command abgestellte Nimrod zog noch immer ihre Kreise in 15 000 Fuß Höhe über der Freya. Sie hatte jetzt nicht nur den Tanker zu beobachten, sondern verfolgte auch den Ölteppich vom Vortag. Der gigantische Ölfleck trieb träge auf dem Wasser und befand sich immer noch außer Reichweite der zur Bekämpfung der Ölpest aufgebotenen Feuerlöschboote, die sich nicht in das Sperrgebiet begeben durften.
Nachdem das Rohöl über Bord gepumpt worden war, hatte die schwache Nordostströmung den Ölteppich zunächst langsam auf die holländische Nordküste zugetrieben. Diese Bewegung war in der Nacht zum Stillstand gekommen, weil die Windrichtung sich gleichzeitig mit dem Gezeitenwechsel geändert hatte. Noch vor Tagesanbruch war der Ölteppich zurückgetrieben, hatte die Freya passiert und lag nun, knapp südlich, zwischen dem Tanker und der holländisch-belgischen Küste.
Die aus Warren Springs entsandten Wissenschaftler an Bord der mit Ölbindemittel beladenen Schlepper und Feuerlöschboote konnten nur hoffen, daß der Seegang schwach blieb, bis sie mit der Bekämpfung der Ölpest beginnen konnten. Falls der Wind plötzlich umschlug oder das Wetter sich drastisch verschlechterte, konnte der vorläufig noch zusammenhängende Ölteppich zerreißen und vom Sturm in nicht mehr bekämpfbaren Einzelteilen gegen die Küsten des Kontinents oder Großbritanniens getrieben werden.
Meteorologen der Küstenstaaten verfolgten besorgt die Annäherung einer Kaltfront, die von der Dänemarkstraße aus nach Süden vordrang und polare Kaltluft mitbrachte, was das Ende des warmen Frühlingswetters und wahrscheinlich Wind und Regen bedeutete. Vierundzwanzig Stunden böiges Wetter genügten, um eine erfolgreiche Bekämpfung der Ölpest zu vereiteln. Die Ökologen konnten nur hoffen, daß der bevorstehende Kälteeinbruch lediglich Nebel brachte.
An Bord der Freya näherte die nervöse Spannung sich ihrem Höhepunkt, während die letzten sechzig Minuten bis 8 Uhr verstrichen. Andrew Drake, der zwei seiner Leute in die Kabine beordert hatte, um vor weiteren Angriffen des Norwegers sicher zu sein, hatte zugelassen, daß Larsen seine verletzte Hand mit Material aus dem Erste-Hilfe-Kasten versorgte. Der Kapitän, vor Schmerzen grau im Gesicht, hatte die größten
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