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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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die Welt – überlassen!«
    »Ich möchte darauf hinweisen«, warf Rudin ein, »daß wir sie nicht daran hindern könnten. Unsere mit Laserstrahlen operierenden Abwehrsatelliten sind noch nicht einsatzreif. Eines Tages werden wir zweifellos Interkontinentalraketen auf dem Scheitel ihrer Flugbahn zerstören können, bevor sie uns erreichen. Aber vorläufig noch nicht. Nach letzten Berechnungen unserer Experten – unserer Experten, Genosse Wischnajew, nicht unserer Optimisten – würde ein anglo-amerikanischer Nuklearangriff etwa hundert Millionen Sowjetbürgern, hauptsächlich Großrussen, das Leben kosten und sechzig Prozent unseres Staatsgebiets zwischen Polen und dem Ural unbewohnbar machen. Aber lassen Sie uns fortfahren. Genosse Iwanenko, Sie haben Erfahrung mit dem Westen. Was meinen Sie?«
    »Im Gegensatz zu den Genossen Wischnajew und Kerenski kontrolliere ich Hunderte von Agenten im gesamten kapitalistischen Westen«, stellte Iwanenko fest. »Ihre Berichte sind fast gleichlautend. Auch ich zweifle keine Sekunde daran, daß die Amerikaner zurückschlagen würden.«
    »Gut, dann lassen Sie mich zusammenfassen«, sagte Rudin schroff. »Diese Spiegelfechterei muß ein Ende haben. Verhandeln wir mit den Amerikanern wegen Weizenankäufen, müssen wir unter Umständen in Bedingungen einwilligen, die uns fünf Jahre zurückwerfen. Nehmen wir die Hungersnot auf uns, werden wir vielleicht um zehn Jahre zurückgeworfen. Beginnen wir einen europäischen Krieg, riskieren wir unsere Vernichtung oder werden jedenfalls um zwanzig bis vierzig Jahre zurückgeworfen.
    Ich bin kein glänzender Theoretiker wie Genosse Wischnajew, aber wenn ich mich recht erinnere, betonen Marx und Lenin in ihren Schriften einen Punkt ganz besonders: Obwohl die Weltherrschaft des Marxismus stets mit allen Mitteln gefördert werden soll, darf ihr Fortschreiten nicht dadurch gefährdet werden, daß man ein sinnloses Risiko eingeht. Meiner Ansicht nach aber enthält dieser Plan ein sinnloses Risiko. Deshalb schlage ich vor, daß wir…«
    »Ich schlage vor, daß wir abstimmen«, unterbrach Wischnajew sanft.
    Darauf wollte er also hinaus! Kein Mißtrauensantrag gegen mich, dachte Rudin, der kommt später, wenn er diese Runde verliert. Jetzt war der Flügelkampf offen ausgebrochen. Rudin hatte seit Jahren nicht mehr so deutlich das Gefühl gehabt, um sein Leben zu kämpfen. Falls er unterlag, gab es für ihn keinen geruhsamen Lebensabend, keine Villen und Privilegien, wie Mikojan sie gehabt hatte. Auf ihn warteten Amtsenthebung, Verbannung und vielleicht ein Genickschuß. Aber er bewahrte seine Haltung. Er stellte seinen Antrag zuerst. Eine Hand nach der anderen fuhr in die Höhe.
    Rykow, Iwanenko und Petrow stimmten für ihn und für Verhandlungen mit den Amerikanern. Die weiter unten Sitzenden zögerten noch. Wen hatte Wischnajew auf seine Seite ziehen können? Was hatte er ihnen versprochen?
    Stepanow und Schuschkin hoben die Hände. Als letzter folgte zögernd Tschawadse, der Georgier. Rudin brachte den Gegenantrag – Krieg im Frühjahr – zur Abstimmung. Wischnajew und Kerenski waren selbstverständlich dafür. Komarow, der Landwirtschaftsminister, schloß sich ihnen an. Schweinehund! dachte Rudin. Schließlich sitzen wir nur wegen deines verdammten Ministeriums in der Patsche! Wischnajew mußte Komarow eingeredet haben, Rudin werde ihn auf jeden Fall abservieren – deshalb glaubte der Mann vermutlich, er habe nichts zu verlieren. Du täuschst dich, mein Freund! dachte Rudin mit unbewegter Miene. Ich werde dir die Eingeweide herausreißen! Petrjanow hob die Hand. Dafür ist ihm der Posten des Ministerpräsidenten versprochen worden, überlegte Rudin sich. Witautas, der Balte, und Muchamed, der Tadschik, stimmten ebenfalls für Krieg. Der Tadschik mußte wissen, daß die Orientalen im Falle eines Atomkriegs über den Trümmern herrschen würden. Der Balte war bestochen worden.
    »Auf jeden Antrag fallen sechs Stimmen«, sagte Rudin ruhig. »Und ich stimme für Verhandlungen.«
    Zu knapp, dachte er, viel zu knapp!
    Die Sitzung wurde aufgehoben, als die Sonne bereits unterging. Aber alle waren sich darüber im klaren, daß der Kampf weitergehen würde; jetzt konnte sich keiner mehr zurückziehen, keiner konnte mehr neutral bleiben.
    Erst am fünften Reisetag erreichte die Gruppe Lwow, wo sie im Intourist-Hotel untergebracht wurde. Bisher hatte Drake alle Führungen mitgemacht, aber dieses Mal entschuldigte er sich mit Kopfschmerzen und gab vor,

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