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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Restlicht auffängt und ihn eine vorüberhuschende Maus erkennen lagt, die ein Mensch nicht sehen würde. Der Bildverstärker kommt ohne Stromquelle aus.
    Die ursprünglich für militärische Zwecke entwickelten kleinen Bildverstärker hatten Ende der siebziger Jahre das Interesse der gigantischen amerikanischen Sicherheitsindustrie erweckt und wurden von Nachtwächtern und anderem Bewachungspersonal benützt. Anfang der achtziger Jahre waren leistungsstärkere Modelle, die sich als Zielgerät auf einem Gewehrlauf montieren liegen, in Amerika frei im Handel erhältlich. Ein Gerät dieser Art hatte Asamat Krim, als Teleobjektiv getarnt, mitgebracht.
    In den Gewehrlauf waren bereits Rillen eingefräst, die als Führung für ein aufsteckbares Zielfernrohr dienten. Krim hatte einen Schraubstock an der Kante des Küchentischs befestigt und war jetzt dabei, die Halterung des Bildverstärkers abzufeilen, damit sie in diese Rillen paßte.
    Während Krim arbeitete, stattete Barry Ferndale zwei Kilometer von ihm entfernt der Amerikanischen Botschaft am Grosvenor Square einen Besuch ab. Er war dort mit dem Leiter der CIA-Operationsabteilung London verabredet, der als Botschaftsangehöriger getarnt war.
    Ihr Treffen war kurz und herzlich. Ferndale holte einen Packen Papier aus dem Aktenkoffer und übergab ihn dem Amerikaner.
    »Frisch aus der Presse, mein Lieber«, sagte er. »Leider ein bißchen viel. Die Russen sind ganz schön redselig, was? Na, jedenfalls viel Vergnügen damit!«
    Es war die englische Übersetzung der zweiten Lieferung der Nachtigall. Der Amerikaner wußte, daß er den Text selbst verschlüsseln und durchgeben mußte. Außer ihm durfte ihn niemand sehen. Er bedankte sich bei Ferndale und machte sich auf eine lange Nacht gefaßt.
    Der CIA-Mann war nicht der einzige, der in dieser Nacht auf seinen Schlaf verzichten mußte. Weit von ihm entfernt, im ukrainischen Ternopol, verließ ein KGB-Agent in Zivil die Unteroffizierskantine neben der KGB-Kaserne und machte sich zu Fuß auf den Nachhauseweg. Sein Rang war zu niedrig, als daß er einen Dienstwagen hätte benützen dürfen, und sein eigenes Auto stand in der Nähe seiner Wohnung. Aber das störte ihn nicht; die Nacht war angenehm warm, und er hatte einen netten Abend mit Kollegen verbracht.
    Wahrscheinlich bemerkte er deshalb nicht die beiden Gestalten in einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite: zwei Männer, die offenbar die Kantine beobachtet hatten und sich jetzt zunickten.
    Es war Mitternacht, und Ternopol kennt selbst in warmen Augustnächten kein Nachtleben. Der Geheimpolizist verließ die Hauptstraße, um durch den Schewtschenko-Park zu gehen, dessen Bäume ein fast geschlossenes Blätterdach über den schmalen Fußwegen bildeten. Es war die längste Abkürzung in seinem Leben. Mitten im Park hörte er rasche Schritte hinter sich; er drehte sich halb um, wurde von dem Gummiknüppel, der auf seinen Hinterkopf zielte, an der Schläfe getroffen, und brach zusammen.
    Als er wieder zu sich kam, war es schon fast Tag. Er war in die Büsche geschleppt und beraubt worden. Geldbörse, Schlüsselbund, Essenmarken und Dienstausweis fehlten. Polizei und KGB ermittelten mehrere Wochen lang wegen dieses höchst ungewöhnlichen Überfalls, aber die Täter wurden nicht gefaßt. Tatsächlich hatten die beiden Ternopol bereits mit dem ersten Morgenzug verlassen und waren wieder zu Hause in Lwow.
    Präsident Matthews führte selbst den Vorsitz bei den Beratungen des Krisenstabs über die zweite Lieferung der Nachtigall. Die Stimmung war allgemein gedrückt.
    »Meine Analytiker haben bereits einige der möglichen Folgen ausgearbeitet, die eine im kommenden Winter oder Frühjahr ausbrechende Hungersnot in der Sowjetunion haben könnte«, teilte Benson den sieben Männern im Ovalen Zimmer des Präsidenten mit. »Aber ich glaube nicht, daß einer von ihnen es gewagt hätte, soweit wie das Politbüro zu gehen und einen allgemeinen Aufruhr vorauszusagen. Das ist in der Sowjetunion unvorstellbar!«
    »Für meine Leute gilt das gleiche«, stimmte Außenminister Lawrence zu. »In dem Protokoll ist davon die Rede, daß das KGB nicht imstande wäre, die Bevölkerung in Schach zu halten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Möglichkeit bei unseren Überlegungen in Betracht gezogen worden wäre.«
    »Was soll ich also Maxim Rudin wegen der fünfundfünfzig Millionen Tonnen Getreide sagen?« fragte der Präsident.
    »Mr.   President, sagen Sie nein«, drängte

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