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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Poklewski. »Hier bietet sich uns eine einmalige Gelegenheit. So eine Chance haben wir vielleicht nie mehr. Sie haben Maxim Rudin und das gesamte Politbüro in der Hand.
    Zwei Jahrzehnte lang hat die amerikanische Regierung immer wieder den Sowjets bei ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten geholfen. Jedesmal sind sie danach noch aggressiver gewesen. Jedesmal haben sie. sich anschließend noch stärker in Afrika, Asien und Südamerika engagiert. Jedesmal ist den Ländern der Dritten Welt eingeredet worden, die Sowjets hätten sich aus eigener Kraft von ihren Rückschlägen erholt, und das marxistische Wirtschaftssystem funktioniere.
    Diesmal kann der Welt bewiesen werden, daß das marxistische Wirtschaftssystem nicht funktioniert und nie funktionieren wird. Ich rate Ihnen dringend, diesmal hart, wirklich hart zu verhandeln. Sie können für jede Tonne Weizen ein Zugeständnis verlangen. Sie können fordern, daß die Sowjets sich aus Afrika, Asien und Südamerika zurückziehen. Und wenn Rudin nicht darauf eingeht, können Sie ihn stürzen.«
    »Würde das hier –« Präsident Matthews tippte auf das Politbüroprotokoll. »– würde das Rudins Sturz bewirken?«
    Als David Lawrence antwortete, widersprach keiner in der Runde.
    »Sollte die hier von Politbüromitgliedern geschilderte Entwicklung tatsächlich in der Sowjetunion eintreten«, sagte er, »würde es Rudin wie Chruschtschow ergehen. Er würde in Ungnade fallen.«
    »Nützen Sie diese Gelegenheit!« forderte Poklewski den Präsidenten auf. »Nützen Sie sie! Rudin hat keine Alternative. Er muß mit Ihren Bedingungen einverstanden sein. Und falls er nicht zustimmt, stürzen Sie ihn.«
    »Und sein Nachfolger …« begann der Präsident.
    »Der sieht, was Rudin zugestoßen ist, und läßt sich das eine Lehre sein. Jeder Nachfolger muß die von uns festgelegten Bedingungen akzeptieren.«
    Präsident Matthews fragte die übrigen Sitzungsteilnehmer nach ihrer Meinung. Außer Lawrence und Benson stimmten alle Poklewski zu. Matthews traf seine Entscheidung – die Falken hatten gesiegt.
    Das sowjetische Außenministerium Ecke Smolensker Ringstraße und Arbatstraße ist eines von sieben nahezu gleichen Gebäuden in dem von Stalin bevorzugten Zuckerbäckerstil: ein neugotischer brauner Sandsteinbau, der nach dem Entwurf eines verrückten Konditors erbaut zu sein scheint.
    Am vorletzten Tag des Augusts fuhr der Cadillac Fleetwood des in Moskau residierenden amerikanischen Botschafters vor dem Haupteingang des Ministeriums vor. Ein Wachtposten führte Mr.   Myron Donaldson in den dritten Stock zu dem luxuriösen Arbeitszimmer des altgedienten sowjetischen Außenministers Dmitri Rykow. Die beiden kannten sich gut; vor seiner Berufung nach Moskau hatte Donaldson sein Land bei den Vereinten Nationen vertreten, wo Rykow eine bekannte Erscheinung war. Dort wie hier hatten sie sich einander schon oft freundschaftlich zugetrunken. Aber diesmal handelte es sich um ein rein dienstliches Treffen. Donaldson hatte seinen Botschaftskanzler mitgebracht, und Rykow hatte fünf Abteilungsleiter um sich versammelt.
    Donaldson trug seine Verbalnote langsam und deutlich auf englisch vor. Rykow sprach gut Englisch, trotzdem flüsterte an seinem rechten Ohr ein Simultandolmetscher die russische Übersetzung.
    Präsident Matthews ging in seiner Botschaft mit keinem Wort darauf ein, daß er von der Weizenkatastrophe wußte, und äußerte kein Erstaunen über den Anfang des Monats übermittelten Wunsch der Sowjetunion, die gigantische Menge von 55   Millionen Tonnen Getreide von den USA zu kaufen. Er drückte in gemessenem Tonfall sein Bedauern darüber aus, daß die Vereinigten Staaten von Amerika sich nicht in der Lage sähen, der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken die gewünschten Getreidemengen zu verkaufen.
    Der Botschafter machte kaum eine Pause, sondern kam sofort zum zweiten Teil der Note, der scheinbar in keinem Zusammenhang mit dem ersten stand, obwohl er sich nahtlos daran anschloß. Präsident Matthews gab seiner Enttäuschung Ausdruck, daß das im Winter 1980 geschlossene SALT-III-Abkommen nicht wesentlich zum Abbau der Spannungen zwischen den Großmächten beigetragen habe. Er hoffe, SALT IV, für das erste Gespräche im kommenden Herbst und Winter angesetzt waren, werde mehr bewirken und der Welt den Weg zu einem dauerhaften Frieden bahnen. Das war alles.
    Botschafter Donaldson legte den vollen Text seiner Note auf Rykows Schreibtisch, nahm den formell kühlen Dank

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