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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sich gehörte. Auch sein Volk handelte seit undenklicher Zeit nach dieser Regel. Er betrachtete noch einmal das Foto. Er konnte nicht wissen, daß die junge Frau eine Londonerin war, die sich in einem Atelier in der Nähe des Bahnhofs King’s Cross vor einem vergrößerten Detail aus einem Intourist-Plakat hatte aufnehmen lassen.
    »Wie wollen Sie sie rausholen?« fragte er.
    »Im Oktober«, sagte Drake, »verläßt das sowjetische Passagierschiff ›Litwa‹ den Hafen von Odessa. An Bord werden sehr viele Jugendliche sein, Komsomolzen, die in der Nachsaison eine Bildungsreise durchs Mittelmeer machen dürfen.«
    Thanos nickte. Er kannte die Litwa gut.
    »Ich kann nicht mehr in die Sowjetunion, weil ich mich allzu hartnäckig um eine Ausreisegenehmigung für Larissa bemüht habe. Normalerweise dürfte meine Verlobte diese Kreuzfahrt nicht mitmachen. Aber in der dortigen Außenstelle des Innenministeriums gibt es einen Beamten, der gern über seine Verhältnisse lebt. Er sorgt dafür, daß Larissa mit einwandfreien Papieren mitreisen kann. Wenn das Schiff dann in Venedig anlegt, erwarte ich sie. Aber der Beamte will dafür zehntausend Dollar. Ich habe das Geld – aber ich muß es ihr bringen.«
    Die Geschichte überzeugte Kapitän Thanos. Er kannte die Korruptheit der Beamten im Süden der Ukraine, auf der Krim und in Georgien, an der auch der Kommunismus nicht viel geändert hatte. Daß ein Beamter einige Papiere »besorgte«, wenn er dafür genügend Devisen erhielt, um seinen Lebensstandard erhöhen zu können, war ganz normal.
    Eine Stunde später waren sie sich einig. Für 5000Dollar war Thanos bereit, Drake für diese Reise als Hilfsmatrosen anzuheuern.
    »Wir laufen am dreißigsten September aus«, erklärte er dem Engländer, »und sind voraussichtlich am neunten oder zehnten Oktober in Odessa. Halten Sie sich am Dreißigsten um sechs Uhr abends am Liegeplatz der ›Sanadria‹ bereit. Sie müssen warten, bis der Beauftragte des Hafenagenten von Bord gegangen ist, dann kommen Sie rauf, bevor der Zoll aufkreuzt.«
    Vier Stunden später erreichte Asamat Krim in Drakes Londoner Wohnung ein Anruf aus Piräus: Drake nannte ihm das Datum, das Mischkin und Lasareff wissen mußten.
    Am 20.   September erhielt Präsident Matthews ein persönliches Schreiben von Maxim Rudin. In seiner Antwort erklärte sich der sowjetische Führer mit dem für den 24.   September in Irland geplanten Geheimtreffen zwischen Lawrence und Rykow einverstanden.
    Präsident Matthews schob Lawrence den Brief über den Schreibtisch hinweg zu. »Er vergeudet keine Zeit.«
    »Er hat auch keine zu vergeuden«, antwortete der Außenminister. »Die Vorbereitungen laufen. Zwei meiner Leute sind nach Irland geflogen, um sich darum zu kümmern. Unser Botschafter in Dublin wird auf dieses Schreiben hin morgen seinen sowjetischen Kollegen aufsuchen, um mit ihm die letzten Einzelheiten zu besprechen.«
    »In Ordnung, David«, sagte der amerikanische Präsident. »Sie wissen, was davon abhängt.«
    Asamat Krim stand vor einem Problem. Er mußte aus der Sowjetunion einen Brief oder eine Postkarte an Mischkin schicken, mit russischem Text und russischen Briefmarken. Er konnte nicht auf ein Touristenvisum vom sowjetischen Generalkonsulat in London warten. So etwas konnte bis zu vier Wochen dauern.
    Mit Drakes Hilfe ließ sich die Angelegenheit verhältnismäßig einfach regeln.
    Vor 1980 war der wichtigste Flughafen von Moskau, Scheremetjewo, verhältnismäßig klein, trist und unansehnlich gewesen. Aber für die Olympischen Sommerspiele hatte die sowjetische Regierung ein großartiges neues Abfertigungsgebäude errichten lassen, mit dem Drake sich eingehend befaßt hatte.
    Die Einrichtungen des neuen Abfertigungsgebäudes für Langstreckenflüge von und nach Moskau waren mustergültig. Überall auf dem Flughafen priesen zahlreiche Tafeln die Errungenschaften sowjetischer Technik; es fehlte jedoch der Hinweis, daß Moskau diesen Bau einer westdeutschen Firma hatte übertragen müssen, weil kein sowjetisches Bauunternehmen die Qualität und die pünktliche Fertigstellung hätte garantieren können. Die Deutschen hatten mit dem Auftrag gutes Geld verdient. Da in ihrem Vertrag rigorose Konventionalstrafen für den Fall vorgesehen waren, daß die Bauarbeiten nicht rechtzeitig zu Beginn der Sommerspiele abgeschlossen sein würden, hatten sie nur zwei einheimische Baustoffe verwendet – Sand und Wasser. Alles andere war mit Zügen und auf Lastwagen aus der

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