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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Nuklearwaffen, konventionelle Waffen noch Truppenabbau und Reduzierung der Streitkräfte beiderseits des Eisernen Vorhangs.«
    Die anderen sieben Männer murmelten überrascht und zustimmend. Noch nie waren die amerikanisch-russischen Abrüstungsverhandlungen so umfassend gewesen. Falls sich auf allen Gebieten eine wirkliche, kontrollierte Entspannung erzielen ließe, käme solch ein Abkommen einem Friedensvertrag gleich.
    »Da diese Gespräche für die Öffentlichkeit der eigentliche Anlaß für die Konferenz sind, müssen die üblichen Pressemitteilungen ausgegeben werden«, fuhr Lawrence fort. »Im Hintergrund verhandeln jedoch auf einer zweiten Konferenz technische Experten darüber, zu welchen Preisen – die wahrscheinlich unter den Weltmarktpreisen liegen werden – wir den Sowjets bis zu fünfundfünzig Millionen Tonnen Getreide, Konsumgütertechnologie, Computer und Ölgewinnungstechnologie verkaufen werden.
    In jedem Gesprächsstadium halten die beiden Delegationen jeder Seite Verbindung miteinander. Machen die anderen Konzessionen bei der Abrüstungsfrage, machen wir Zugeständnisse im Preis für das Getreide.«
    »Wann soll’s losgehen?« wollte Poklewski wissen.
    »Das ist das Überraschende«, antwortete Lawrence. »Normalerweise arbeiten die Russen sehr langsam. Diesmal scheinen sie’s eilig zu haben. Sie wollen in vierzehn Tagen anfangen.«
    »Großer Gott, wie sollen wir das in so kurzer Zeit schaffen?« rief der Verteidigungsminister, dessen Amt die Hauptlast zu tragen haben würde.
    »Wir müssen es schaffen«, sagte Präsident Matthews. »Solch eine Chance kommt nie wieder! Außerdem steht unsere SALT-Delegation seit Monaten abrufbereit. Wir müssen nur noch dafür sorgen, daß die, Ministerien für Landwirtschaft, Handel und Technologie so schnell wie möglich eingeschaltet werden. Wir müssen eine Delegation einberufen, die über Verkauf von Nahrungsgütern und Technologie verhandelt. Erledigen Sie das bitte, meine Herren. Sofort!«
    Maxim Rudin informierte sein Politbüro am nächsten Tag auf etwas andere Weise.
    »Sie haben angebissen«, berichtete er von seinem Platz am Quertisch aus. »Sobald sie in dem einen Konferenzraum eine Konzession in bezug auf Getreide oder Technologie machen, finden wir uns in dem anderen Konferenzraum zu einer Minimalkonzession bereit. Wir können unser Volk ernähren, ohne mehr als den Mindestpreis zahlen zu müssen. Schließlich sind die Amerikaner noch nie imstande gewesen, uns Russen am Verhandlungstisch zu übertreffen.«
    Die anderen murmelten zustimmend.
    »Was für Konzessionen?« knurrte Wischnajew. »Wie weit werden die Sowjetunion und der weltweit siegreiche Marxismus-Leninismus dadurch zurückgeworfen?«
    »Was Ihre erste Frage betrifft«, erwiderte Rykow, »erfahren wir das erst, wenn wir verhandeln. Und die zweite läßt sich einfach beantworten: Erheblich weniger weit, als durch eine Hungersnot.«
    »Über zwei Punkte sollte Klarheit herrschen, bevor wir entscheiden, ob wir verhandeln oder nicht«, sagte Rudin. »Zum einen wird das Politbüro während der Verhandlungen ständig auf dem laufenden gehalten; sollte also der Fall eintreten, daß der geforderte Preis zu hoch ist, können wir die Konferenz abbrechen. Ich wäre dann bereit, dem Kriegsplan des Genossen Wischnajew zuzustimmen. Zum anderen braucht keine der Konzessionen, die wir machen, um das Getreide zu bekommen, allzu lange vorzuhalten, wenn erstmal die Lieferungen eingetroffen sind.«
    Einige der Politbüromitglieder grinsten. Solche »Realpolitik« waren sie gewöhnt – wie sie bewiesen hatten, als sie das alte Helsinki-Abkommen über Entspannung und Abrüstung in eine Farce verwandelt hatten.
    »Gut«, stimmte Wischnajew zu, »aber ich meine, wir sollten genau festlegen, bis zu welcher Grenze unsere Delegationen mit ihren Zugeständnissen gehen dürfen.«
    »Dagegen habe ich nichts einzuwenden«, sagte Rudin.
    Anderthalb Stunden lang berieten die Mitglieder des Politbüros.
    Als die Männer abstimmten, erreichte Rudin die gleiche knappe Mehrheit wie beim letztenmal: sieben gegen sechs Stimmen.
    Am letzten Tag des Septembers stand Andrew Drake im Schatten eines Portalkrans und beobachtete, wie die Luken der Sanadria dichtgemacht wurden. Als Decksladung transportierte sie Elevatoren für Odessa: gewaltige Saugheber, die Getreide aus den Laderäumen von Frachtern direkt in Silos fördern konnten. Die Sowjetunion versuchte offenbar, ihre Anlagen zur Getreideentladung zu vergrößern,

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