Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Elektrikern und Gärtnern hatten eine Woche lang Tag und Nacht an der Ausstattung der beiden Säle für die Parallelverhandlungen gearbeitet, wobei niemand wußte, warum eine zweite Konferenz vorbereitet werden sollte.
    Allein die Fassade des Hauptgebäudes von Castletown House ist 47   Meter lang. An ihren beiden Enden führen überdachte Säulengänge zu den Seitenflügeln. In einem von ihnen liegen die Küche und die Personalunterkünfte; dort sollten die amerikanischen Sicherheitsbeamten untergebracht werden. In dem anderen befinden sich über den Stallungen weitere Wohnräume; hier würden die russischen Leibwächter einquartiert werden.
    Das Hauptgebäude sollte nicht nur als Tagungszentrum, sondern auch als Unterkunft für die Diplomaten dienen, die im zweiten Stock in den Gästezimmern wohnen würden.
    Die Räume im ersten Stock neben der Galerie dienten als Schreibzimmer, in denen Stenotypistinnen und Phonotypistinnen arbeiteten. Nur die beiden Delegationsführer und ihre engsten Mitarbeiter würden allabendlich in ihre jeweiligen Botschaften zurückfahren, um abhörsicher nach Washington und Moskau berichten zu können.
    Diesmal verzichtete man auf Geheimhaltung – mit Ausnahme auf das Verhandlungsthema der Parallelkonferenz. Die Außenminister David Lawrence und Dmitri Rykow standen im Blickpunkt weltweiten Interesses, als sie in Dublin eintrafen und von dem irischen Premierminister begrüßt wurden. Nach dem üblichen Händeschütteln vor den Fernsehkameras fuhren sie von Dublin aus in zwei Wagenkolonnen nach Castletown.
    Am 8.   Oktober mittags betraten die beiden Staatsmänner und ihre zwanzig Berater die 46   Meter lange, im pompejanischen Stil mit Wedgewood-Blau ausgemalte Long Gallery. Der Raum wurde von einem mattglänzenden georgianischen Tisch in der Mitte beherrscht, an dessen Längsseiten die beiden Delegationen jetzt Platz nahmen. Neben den Außenministern saßen die Experten für Abrüstungsfragen, Waffensysteme, Atomtechnik, Raketen- und Panzerwaffen.
    Die beiden Außenminister waren sich bewußt, daß ihre einzige Aufgabe darin bestand, die Konferenz offiziell zu eröffnen. Nach den Eröffnungsansprachen und dem Festlegen der Tagesordnung würden sie heimfliegen und die eigentlichen Verhandlungen den Delegationsleitern überlassen: Professor Iwan I. Sokolow, der die sowjetischen Interessen vertrat, und dem ehemaligen Staatssekretär im Verteidigungsministerium Edwin J. Campbell, den die USA entsandt hatte.
    Ein Stockwerk darunter, im Erdgeschoß, nahmen die Teilnehmer der Parallelkonferenz schweigend ihre Plätze im großen Speisesaal ein. Die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen, weil die Herbstsonne blendete. Hier waren hauptsächlich Fachleute für Getreide, Erdöl, Computer und Industrieausrüstungen versammelt.
    Im ersten Stock begrüßten Dmitri Rykow und David Lawrence jeweils in einer kurzen Ansprache die andere Delegation. Sie gaben der Hoffnung und der Zuversicht Ausdruck, daß die Konferenz dazu beitragen werde, die Probleme einer bedrohten, von Furcht gezeichneten Welt zu mindern. Dann vertagten sie sich zum Mittagessen.
    Nach dem Essen zog Rykow sich vor seiner Abreise nach Moskau zu einem Gespräch unter vier Augen mit Professor Sokolow zurück.
    »Sie kennen unsere Position, Genosse Professor«, sagte Rykow. »Sie ist offen gestanden nicht gut. Die Amerikaner werden versuchen, möglichst viel herauszuholen. Ihre Aufgabe ist es, ständig Widerstand zu leisten, um unsere Konzessionen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Aber wir brauchen das Getreide! Trotzdem muß jedes Zugeständnis in bezug auf eine Truppen- und Waffenreduzierung in Osteuropa mit dem Präsidium des Zentralkomitees abgestimmt werden. Das Politbüro besteht darauf, wichtige Zusagen selbst zu genehmigen oder abzulehnen.«
    Er verschwieg dabei, daß die wichtigen Gebiete die waren, die einen möglichen sowjetischen Vorstoß nach Westeuropa hinein behindern konnten, und daß Maxim Rudins politische Karriere an einem seidenen Faden hing.
    In einem anderen Salon am entgegengesetzten Ende von Castletown House sprach David Lawrence mit Edwin J. Campbell. Der Raum war, ebenso wie Rykows Salon, von Elektronikern des eigenen Landes nach »Wanzen« abgesucht worden.
    »Ich überlasse alles weitere Ihnen, Ed. Die Lage ist hier anders als in Genf. Die Probleme der Sowjets lassen keine endlosen Verzögerungen, Vertagungen und Rückfragen in Moskau zu. Ich schätze, daß die Sowjets innerhalb von sechs Monaten zu

Weitere Kostenlose Bücher