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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ist. Dazu gehört auch die Reaktion des Politbüros auf die eigene Getreideernte. Ich muß die sowjetischen Stärken und Schwächen kennen. Diese Informationen müssen Sie mir beschaffen, Bob.«
    In der Ukraine wird niemand so schnell vergessen, wie KGB und Miliz im Winter des Jahres 1982gegen alle jene vorgingen, bei denen auch nur der geringste Verdacht auf eine nationalistische Haltung bestand.
    Während die zwei Kriminalbeamten im Auftrag von Oberst Kukuschkin sorgfältig die Passanten vernahmen, die an dem Abend, an dem Iwanenkos Mutter angefahren worden war, auf der Swerdlowstraße unterwegs gewesen waren, während sie den gestohlenen Wagen, mit dem die alte Dame angefahren worden war, genau unter die Lupe nahmen, und das Gewehr, den Bildverstärker und die Umgebung des Krankenhausneubaus untersuchten, machte General Abrassow Jagd auf Nationalisten.
    Hunderte wurden in Kiew, Ternopol, Lwow, Kanew, Rowno, Schitomir und Winniza festgenommen. Die örtlichen KGB-Stellen, die durch Kommandos aus Moskau verstärkt wurden, führten die Verhöre durch, die sich scheinbar mit gelegentlichen Fällen von Rowdytum wie dem Überfall auf einen KGB-Agenten im August in Ternopol befaßten. Einige der ranghöheren Vernehmer wußten, daß es bei diesen Ermittlungen auch um einen Schuß ging, der Ende Oktober in Kiew gefallen war – aber das war schon alles.
    In dem ärmlichen Lwower Arbeiterviertel Lewandiwka schlenderten Dawid Lasareff und Lew Mischkin bei einer ihrer seltenen Zusammenkünfte durch die verschneiten Straßen. Sie wußten, daß eines Tages auch für sie der Zeitpunkt kam, da sie, wie ihre Väter, in Arbeitslager geschickt werden würden. Auf ihre Ausweise war das Wort Jude gestempelt – wie bei weiteren drei Millionen sowjetischer Juden. Früher oder später würde das KGB seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf die Nationalisten, sondern auf die Juden richten. In dieser Beziehung ändert sich in der Sowjetunion nie viel.
    »Ich habe Andrej Drach gestern die Postkarte geschickt, um ihm mitzuteilen, daß wir unser erstes Ziel erreicht haben«, berichtete Mischkin. »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Bisher ganz gut«, antwortete Lasareff. »Vielleicht läßt der Druck bald nach.«
    »Diesmal nicht, fürchte ich«, sagte Mischkin. »Wir müssen bald fliehen, wenn wir eine Chance haben wollen. Die Häfen kommen nicht in Frage. Es muß ein Flugzeug sein. Wir treffen uns nächste Woche am gewohnten Platz. Ich sehe zu, was ich inzwischen über den Flughafen rauskriegen kann.«
    Weit im Norden donnerte ein Jumbo-Jet der SAS auf der Polarroute von Stockholm nach Tokio. Zu den Passagieren in der Ersten Klasse gehörte Kapitän Thor Larsen, der zu seinem neuen Schiff unterwegs war.
    Maxim Rudin erstattete dem Politbüro trocken und mit rauher Stimme Bericht. Aber keine Schauspielkunst der Welt hätte die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer mehr fesseln oder die Männer in größeren Schrecken stürzen können. Seitdem ein Jahrzehnt zuvor am Borowitski-Tor des Kremls ein Armeeoffizier das Magazin seiner Pistole in Richtung auf Leonid Breschnews Limousine leergeschossen hatte, ließ sich das Gespenst des bewaffneten Einzelgängers, der den um die Herrscher errichteten Sicherheitswall durchbrach, nicht mehr vertreiben. Jetzt war es aus seinem Schattendasein herausgetreten und hockte hämisch grinsend an ihrem grünbespannten Konferenztisch.
    Diesmal nahm keiner der persönlichen Mitarbeiter Rudins an der Sitzung teil. Die Tonbandgeräte auf dem Tisch in der Ecke blieben ausgeschaltet, und weder die Protokollanten noch die Wachen waren anwesend. Nachdem Rudin seine Erklärung abgegeben hatte, erteilte er das Wort Petrow, der die umfangreichen Maßnahmen zur Tarnung des Verbrechens schilderte und über die laufende geheime Fahndung berichtete, die das Ziel hatte, die Mörder zu identifizieren und zu liquidieren, sobald sie alle ihre Komplicen preisgegeben hatten.
    »Aber Sie haben sie noch nicht gefaßt?« knurrte Stepanow.
    »Das Attentat hat erst vor fünf Tagen stattgefunden«, stellte Petrow gelassen fest. »Nein, wir haben sie noch nicht. Aber selbstverständlich kriegen wir sie. Sie können nicht entkommen, wer sie auch sein mögen. Und wenn sie gefaßt sind, werden sie alle ihre Komplicen verraten. Dafür sorgt General Abrassow. Jeder, der von den Ereignissen in der Rosa-Luxemburg-Straße weiß, wird ausgeschaltet. Auf diese Weise bleibt keine Spur zurück.«
    »Und bis dahin?« fragte Komarow.
    »Bis dahin«, sagte Rudin, »muß

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