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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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leicht zur Seite neigte, als sie auf die Via Pinciana abbogen. Draußen leuchtete das vertraute Grün der Villa Borghese. Der Mercedes beschleunigte in Richtung Tiber. Bald würden sie ihn überqueren und auf die Lungotevere Mel-lini abbiegen, um zum Vatikan weiterzufahren. Nicht weit von hier entfernt lag Marscianos Residenz in der Via Carissimi, aber er wuß-
    te, daß er sie zum letztenmal gesehen hatte.
    »Das ist die Nummer des Hotels Banff Springs. Am Samstag, dem elften Juli, sind vormittags von Ihrem Büro aus zwei Gespräche mit dieser Nummer geführt worden. Ein weiteres ist am Samstag nachmittag von einem Mobiltelefon aus geführt worden, das Pater Bardoni gehört, Ihrem Privatsekretär. Dem Mann, der den Priester ersetzt hat.«
    Marsciano zuckte mit den Schultern. »Aus meinem Büro werden viele Gespräche geführt, manchmal auch samstags. Wie ich selbst kennt Pater Bardoni keine Fünftagewoche. Ich kontrolliere nicht jedes Telefongespräch.«
    »Sie haben mir in Jakow Farels Gegenwart versichert, der Priester sei tot.«
    »Das stimmt auch.« Marsciano hob den Kopf und erwiderte Palestrinas Blick.
    »Wer ist dann vorgestern in die Villa Lorenzi bei Bellagio gebracht worden? Am Abend des zwölften Juli?«
    Marsciano lächelte. »Sie haben die Berichterstattung im Fernsehen verfolgt.«
    »Die Telefongespräche nach Banff sind am Samstag geführt worden, und der Priester ist am Sonntag in die Villa Lorenzi gebracht 317
    worden.« Palestrinas Sakko spannte sich über seinem Rücken, als er sich zu Marsciano beugte, um ihn durchdringend anzustarren.
    »Die Villa Lorenzi gehört dem Schriftsteller Eros Barbu, der gegenwärtig im Hotel Banff Springs Urlaub macht.«
    »Falls Sie wissen möchten, ob ich Eros Barbu kenne, Eminenz, kann ich Ihre Frage bejahen. Wir sind alte Freunde aus der Toskana.«
    Palestrina schaute ihn noch einen Augenblick länger an, bevor er sich in die Polster zurücksinken ließ. »Dann wird Sie die Nachricht betrüben, daß er Selbstmord begangen hat.«

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    Comer See.
    17.30 Uhr
    Rumpelnd und schwankend, oft auch abrutschend, lenkte Harry den klapprigen Kleinlaster die tief ausgefahrene, fast zugewachsene Forststraße zu der Bucht hinunter, in der Elena und Danny hoffentlich sein würden. Seit er vom See in die Hügel hinaufgestiegen war, um den Lastwagen zu holen, waren zwei Stunden vergangen. Im Abendlicht mit seinen langen Schatten sah das Gelände jetzt ganz anders aus.
    Die Fahrerei war nicht nur langsam und schwierig, sondern auch gefährlich. Der alte Lastwagen hatte schlechte Bremsen und abgefah-rene Reifen, die ihn schwer lenkbar machten, während Harry diese Straße, die eigentlich keine war, abwärts ratterte. Fast jede Kurve war eine Haarnadelkurve, und in jeder mußte Harry darauf gefaßt sein, über den Straßenrand zu rutschen und auf der einen Seite durch dichtes Unterholz in eine Schlucht oder auf der anderen in freiem Fall hundert Meter tief in den Comer See zu stürzen.
    Von einer hoch gelegenen Kurve aus sah er die Flottille im Norden: dreißig bis vierzig Boote, die vor Anker lagen oder langsam kreuzten, während drei größere Fahrzeuge, die Polizeiboote sein mußten, sie vom Ufer fernhielten. Da wußte er, daß die Polizei die Grotte entdeckt hatte. Und als er weiterfuhr, sah er plötzlich einen Hubschrauber aufsteigen und über dem Hügel kreisen, auf dem er noch vor weniger als zwanzig Minuten gewesen war.
    Harry kämpfte noch fünf Minuten mit der Straße und seinem störri-schen Vehikel, dann war er unten am See, wo die Straße noch etwa fünfzig Meter weiterführte, bevor sie im Unterholz unter hohen Bäumen am Seeufer endete.
    Nachdem Harry sein Fahrzeug so abgestellt hatte, daß es vom Wasser aus nicht zu sehen war, stieg er aus und arbeitete sich durch das Unterholz vor, bis er eine Stelle erreichte, von der aus der jetzt längst im Schatten liegende Höhleneingang zu erahnen war. In der Ferne 319
    konnte er den Hubschrauber kreisen hören und betete darum, er mö-
    ge dort bleiben.

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    In der Grotte.
    Zur selben Zeit
    Roscani stand an der Anlegestelle und blickte in das Motorboot hinunter. In dem Boot lagen ein Mann und eine Frau, beide tot, beide ermordet. Die Frau hatte Glück gehabt, daß der Täter bei ihr nicht sein Rasiermesser verwendet hatte wie bei dem Mann neben ihr, wie auch bei Edward Mooi, den sie im Innern der Grotte mit fast abge-trenntem Kopf aus dem Wasser geborgen hatten.
    Edward Mooi.
    »Verdammt!« sagte Roscani laut.

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