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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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beruhigend, während er sich vor ihr hinkniete. Dann schloß er sie in die Arme und hielt sie sanft an sich gedrückt.
    »Ich… Tut mir leid, daß ich…«, schluchzte sie und ließ den Kopf an seine Schulter sinken.
    »Schon gut«, wiederholte er. »Wir haben’s geschafft, wir haben’s alle geschafft.«
    Als Harry sich umdrehte, konnte er Danny sehen, der unten am Wasser kauerte und sie beobachtete. Ja, sie hatten es geschafft. Aber für wie lange? Und wie sollte es jetzt weitergehen?

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    Rom, Ambascita della Repubblica Popolare Cinese in Italia -
    Botschaft der Volksrepublik China.
    Dienstag, 14. Juli, 14.30 Uhr
    Der schwarze Cadillac bog auf die Via Bruxelles ab und fuhr eine im 19. Jahrhundert erbaute Mauer entlang, die den ehemaligen Park der Villa Grazioli umgab, in dem jetzt Apartmentgebäude und große Privathäuser standen.
    Die Limousine fuhr langsamer, als sie sich einem rückwärts auf dem Gehsteig eingeparkten Panzerwagen der Carabinieri näherte. In einiger Entfernung stand ein weiterer. Zwischen ihnen befand sich das Haus Nummer sechsundfünfzig. Der Cadillac bog ein und hielt vor einem hohen grünen Tor. Nach wenigen Sekunden glitt das Tor zur Seite, und die Limousine fuhr hindurch, worauf das Tor sich hinter ihr schloß.
    Wenig später stieg Leighton Merriweather Fox, der US-Botschafter in Italien, die Treppe zu dem dreistöckigen, beigen Ziegel- und Marmorbau der Chinesischen Botschaft hinauf. Begleitet wurde er von Nicholas Reid, seinem Stellvertreter, Harmon Alley, seinem Berater für politische Angelegenheiten, und James Eaton, Alleys erstem Sekretär.
    Drinnen herrschte eine gedrückte Stimmung. Eaton sah, wie Fox sich verbeugte und Jiang Youmei, dem chinesischen Botschafter in Italien, die Hand schüttelte. Nicholas Reid begrüßte Außenminister Zhou Yi, während Harmon Alley darauf wartete, dem stellvertreten-den Außenminister Dai Rui vorgestellt zu werden.
    Das Gesprächsthema, um das alle Diskussionen in dem großen, hellgrün-goldenen Empfangssaal kreisten, war die Katastrophe in der chinesischen Großstadt Hefei, wo die Zahl der Toten durch verseuchtes Trinkwasser den traurigen Stand von über zweiundsechzigtausend Opfern erreicht hatte und noch immer weiterstieg.
    Selbst die Gesundheitsbehörden konnten nicht abschätzen, wie viele Opfer die Epidemie vermutlich fordern würde. Siebzigtausend?
    Achtzigtausend? Niemand wußte es. Die Wasseraufbereitungsanla-310
    gen waren stillgelegt worden, Trinkwasser wurde mit Flugzeugen, Kesselwagenzügen und Lastwagen herangebracht. Aber die Katastrophe war längst eingetreten. Die Volksbefreiungsarmee war im Einsatz, mußte aber vor der riesigen Aufgabe, mit soviel Tod und Leid fertig zu werden, fast kapitulieren. Und obwohl Peking versuchte, die Medien unter Kontrolle zu behalten, wußte die ganze Welt, was dort geschah.
    Leighton Merriweather Fox und Nicholas Reid waren gekommen, um ihr Beileid auszusprechen und Hilfe anzubieten. Harmon Alley und James Eaton sollten die politischen Auswirkungen der Krise abschätzen. So war es in aller Welt: Hohe Diplomaten suchten ihre chinesischen Amtskollegen auf, um ihnen einerseits Hilfe anzubieten und andererseits die politischen Konsequenzen auszuloten. Dabei ging es um die Frage, ob die Zentralregierung imstande war, die chinesische Bevölkerung zusammenzuhalten, oder ob die Angst, jeder Schluck Wasser könnte für einen selbst, die gesamte Familie und Tausende von Nachbarn tödlich sein, einzelne Provinzen dazu bringen würde, sich enttäuscht von Peking loszusagen, um auf die eigenen Fähigkeiten zu setzen.
    Die ausländischen Regierungen wußten, daß Peking nur noch einen Schritt vom Abgrund entfernt war. Hefei konnte die Zentralregierung vielleicht noch überstehen, aber falls sich morgen, nächsten Monat oder auch nächstes Jahr eine vergleichbare Katastrophe ereignete, würde sie der Donnerschlag sein, der den Zusammenbruch der Volksrepublik einleitete. Dieser Alptraum, das wußte man im Ausland, verkörperte die geheimsten Ängste der chinesischen Führungs-spitze. Wasser war plötzlich Chinas größte Schwäche geworden.
    Deshalb waren die Diplomaten hier in der Via Bruxelles und in anderen chinesischen Botschaften in aller Welt versammelt.
    Eaton war mit einer Tasse Tee durch den überfüllten Saal unterwegs, verbeugte sich ab und zu höflich und blieb manchmal stehen, um einem Bekannten die Hand zu schütteln. Als erster Sekretär des Beraters für politische Angelegenheiten war er

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