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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Überzeugung nach Pater Daniel gewesen sein mußte, war Roscani sich darüber im klaren, daß Schwester Cupini weiter behaupten wür-de, nichts von ihm zu wissen, weil das die Geschichte war, die Mutter Fenti für sie erfunden hatte. Hier hielt die Mutter Oberin alle Fä-
    den in der Hand, das war klar. Und sie dachte nicht daran, ihr Wissen preiszugeben. Also mußte er schnellstens eine Möglichkeit finden, sie zu umgehen.

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    EuroCity Mailand-Rom.
    16.20 Uhr
    Julia Louise Phelps schenkte dem Mann, der ihr in der ersten Klasse gegenübersaß, ein schwaches Lächeln, bevor sie wieder aus dem Fenster sah und beobachtete, wie das Bauernland in die Stadtland-schaft überging. Schon wenige Kilometer weiter waren die Felder unter Wohnblocks, Lagerhallen und Fabriken verschwunden. In einer Viertelstunde würde Julia Phelps oder vielmehr Thomas Kind in Rom ankommen, dann mit einem Taxi vom Hauptbahnhof zum Hotel Majestic in der Via Veneto und von dort nach ein paar Minuten mit einem anderen weiterfahren. Über den Tiber in die Via Germani-co zum Amalia, das klein, behaglich und diskret war. Und das prakti-scherweise in der Nähe des Vatikans lag.
    Nur ein Teil der Reise von Bellagio nach Rom war problematisch gewesen: die Ermordung des jungen Modedesigners, den Kind auf dem Tragflügelboot kennengelernt und dazu überredet hatte, ihn nach Mailand mitzunehmen, nachdem sich herausgestellt hatte, daß der Mann seinen Wagen in Como stehen hatte und nach Mailand unterwegs war. Was eine unkomplizierte, kurze Autofahrt hätte sein sollen, war plötzlich schwierig geworden, als der junge Mann angefangen hatte, über die scheinbare Unfähigkeit der Polizei auf der Jagd nach den Flüchtigen zu lästern. Er hatte Thomas Kind zu genau betrachtet, seinen großen Strohhut, seine Kleidung, sein starkes Make-up, das die Kratzer auf seiner Wange verdeckte, und halb scherzhaft geäußert, einer der gesuchten Mörder könne in dieser Aufmachung als Frau verkleidet unbemerkt durch das Fahndungsnetz der Polizei schlüpfen.
    In früheren Zeiten wäre das vermutlich etwas gewesen, das Thomas Kind ignoriert hätte, aber nicht in seinem jetzigen Geisteszustand.
    Die Tatsache, daß der Modedesigner ein gefährlicher Zeuge sein konnte, war fast irrelevant gewesen; geradezu übermächtig war dagegen die Mordlust gewesen, die angesichts der drohenden Gefahr in 381
    ihm aufgestiegen war. Und die starke sinnliche Befriedigung, die er bei jeder Tatausführung empfand.

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    Lugano.
    Zur selben Zeit
    Harry klopfte an die Schlafzimmertür, dann drückte er die Klinke herab und trat mit Elena ein. Danny war wieder allein. Er saß im Bett und hatte nur Augen für den kleinen Fernseher, der in seiner Nähe auf einem Louis-XVI.-Tischchen stand.
    »Wo ist Pater Bardoni?« fragte Harry. Seit der Priester nach oben gegangen war, um mit Danny zu reden, waren über zwei Stunden verstrichen. Schließlich war Harry die Warterei zu lang gewesen, er wollte jetzt selbst mit Pater Bardoni reden.
    »Fort«, sagte Danny, der noch immer auf den Bildschirm starrte.
    »Wohin?«
    »Zurück nach Rom.«
    »Er ist aus Rom gekommen und gleich wieder gegangen? Einfach so?«
    Danny gab keine Antwort. Er sah nur weiter auf den Bildschirm, der Live-Aufnahmen aus China zeigte. In Hefei war es jetzt Nacht, eine unheimlich stille Nacht. Die Reporter sagten nichts, sahen nur zu. Dasselbe Schweigen bei den Soldaten, die dafür sorgten, daß niemand die Absperrungen durchbrach. In der Ferne war vor dem schwarzen Himmel an zwei Stellen ein orangeroter Feuerschein zu sehen. Worte waren bei diesem Anblick überflüssig, herangezoomte Nahaufnahmen undenkbar. Da die Rettungsmannschaften am Ende ihrer Kräfte waren, fanden als Infektionsschutz Massenverbrennun-gen der Leichen statt. In der rechten unteren Bildschirmecke zeigten Säulen die Zahl der Toten, Erkrankten und noch Gesunden an.
    Todesopfer nach amtlichen Angaben: Siebenundsiebzigtausend-sechshundertsechs.
    »Mein Gott!« ächzte Danny, der erst jetzt mitbekam, was sich in China ereignet hatte. Er war nur zufällig auf diese Reportage gesto-
    ßen, als er nach Pater Bardonis Weggang den Fernseher eingeschaltet hatte, um zu sehen, ob es Neuigkeiten über die Fahndung nach Harry und ihm selbst gab.

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    »Danny?« Harry stand hinter seinem Bruder und stieß ihn an.
    Plötzlich nahm Danny die Fernbedienung von der Bettkante und richtete sie auf das Gerät. Der Bildschirm wurde dunkel.
    Danny sah erst zu Harry, dann zu Elena

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