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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Männer aus: drei Häftlinge in Handschellen. Der mittlere Mann, der jetzt an Harry vorbeikam, war Herkules. Mit Handschellen konnte er sich praktisch nicht an seinen Krücken fortbewegen, aber er schaffte es irgendwie doch.
    Dann sah er Harry, und ihre Blicke begegneten sich. Herkules sah jedoch gleich wieder weg, um Harry davor zu schützen, daß ein Polizeibeamter sich fragte, woher dieser Priester einen ihrer Häftlinge zu kennen schien. Und dann wurde Herkules schon gemeinsam mit den beiden anderen die Stufen hinauf und in den wartenden Zug ver-frachtet.
    Im nächsten Augenblick sah Harry ihn wieder, als einer der Polizeibeamten ihm die Krücken abnahm und ihm half, am Fenster Platz zu nehmen. Harry setzte sich sofort in Bewegung und lief den Zug 389
    entlang auf das Abteilfenster zu. Herkules sah ihn kommen und schüttelte rasch den Kopf, bevor er wieder wegsah.
    In diesem Augenblick ertönte ein Gong, der Zug setzte sich in Bewegung und fuhr mit Schweizer Präzision auf die Minute pünktlich ab nach Süden in Richtung Italien.
    Harry wandte sich wie betäubt ab und sah sich geistesabwesend nach der Treppe zur Via Tomaso um. Der ganze Vorfall hatte nicht länger als sechzig Sekunden gedauert. Herkules hatte blaß und resigniert gewirkt, bis er Harry gesehen hatte. In diesem Moment hatte sein Verhalten sich schlagartig verändert, als er sich bemüht hatte, Harry zu schützen. In dem Bewußtsein, eine wichtige Aufgabe zu haben, war er zumindest für diese eine Minute wieder aktiv und le-bendig gewesen.
    Siena, Polizeipräsidium.
    18.40 Uhr
    Soweit war es nun also gekommen: Roscani hielt eine unangezündete Zigarette zwischen den Fingern, hatte sie manchmal sogar eine halbe Minute lang im Mundwinkel hängen. Aber dabei würde es bleiben, das hatte er sich fest vorgenommen.
    Nach einem Augenblick heftigen Bedauerns konzentrierte Roscani sich rasch wieder auf die Computerausdrucke der Telefongesellschaft, die seinen Schreibtisch bedeckten. Die Listen verzeichneten mit Datum, Uhrzeit und Telefonnummer alle Anrufe, die in den Tagen seit dem Busattentat in Mutter Fentis Büro und unter ihrer Privatnummer eingegangen waren sowie alle von dort aus geführten Gespräche. Insgesamt hatte Roscani also dreizehn Tage durchzuar-beiten.
    Die beiden zu Roscanis Unterstützung abgestellten Kriminalbeamten, die im Büro nebenan saßen, sahen ihn nach dem Telefonhörer greifen und eine Nummer eingeben. Er wartete einen Augenblick, sagte dann etwas und legte wieder auf. Unmittelbar danach stand er auf und marschierte mit einer nicht angezündeten Zigarette im Mundwinkel zwischen Tür und Fenster auf und ab, bis sein Telefon klingelte. Roscani nahm sofort den Hörer ab und meldete sich. Dann nickte er, notierte sich etwas, das er mehrmals unterstrich, sagte ein 390
    paar Worte und legte den Hörer auf. Keine Sekunde später ließ er die Zigarette in den Papierkorb fallen, nahm den Notizzettel und kam rasch nach nebenan.
    »Einer von euch muß mich zum Hubschrauberlandeplatz fahren«, sagte er zu den Kriminalbeamten.
    »Wohin fliegen Sie?« Der erste Beamte war bereits aufgestanden und begleitete Roscani auf den Gang hinaus.
    »Nach Lugano!«

    391
    114
    Lugano.
    Zur selben Zeit
    Der dunkelgraue Mercedes mit vatikanischen Kennzeichen und den beiden Priestern auf den Vordersitzen verließ Lugano am frühen Abend, den einsetzender leichter Regen schon in Nacht verwandelt hatte. Sie rollten an den Seehotels vorbei, bogen auf die Via Giusep-pe Cattori ab und fuhren nach Westen zur Autobahn N2, auf der sie über Chiasso nach Italien gelangen würden.
    Vom Rücksitz aus beobachtete Elena, wie Danny mit aufgeschla-genem Autoatlas seinen Bruder lotste. Die Spannung zwischen den beiden war deutlich zu spüren. Worum es dabei ging, wußte sie nicht, denn Harry hatte ihr nichts erklärt, sondern ihr nur angeboten, in Lugano zu bleiben, was sie abgelehnt hatte. Sie hatte Harry er-klärt, sie sei entschlossen, die Brüder zu begleiten. Schließlich war Pater Daniel weiterhin ihr Patient, für den sie verantwortlich war.
    Außerdem sei sie Italienerin, was sich schon mehrmals als segens-reich erwiesen hatte und entscheidend sein konnte, wenn sie nach Italien zurückwollten. Als Harry ihren Mut und ihre Entschlossenheit mit leichtem Lächeln quittiert hatte, war klar gewesen, daß sie mitfahren würde.
    Sobald sie auf der Autobahn waren, lehnte Danny sich auf dem Beifahrersitz zurück. Jetzt war für Elena nur noch Harry sichtbar.
    Im schwachen

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