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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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gefallen. Unabhängig davon, weshalb er ihm ursprünglich das Leben gerettet hatte, merkte Herkules jetzt plötzlich, daß er eine Gans gerettet hatte, die goldene Eier legen konnte.
    »Ich habe etwas Geld, ja. Aber ich kann nichts abheben, ohne daß die Polizei erfährt, wo ich bin. Ich kann Ihnen also keines geben, selbst wenn ich möchte.«
    »Das spielt keine Rolle.« Herkules beugte sich grinsend weiter nach vorn. »Jeder weiß, was Sie wert sind.«
    »Wert?«

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    »Die Polizei hat eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zu Ihrer Ergreifung führen. Hundert Millionen Lire. Fast sechzigtausend Dollar. Das ist eine Menge Geld, Mr. Harry. Vor allem für Leute, die keins haben.«
    Herkules fand seine zweite Krücke, wandte sich ruckartig ab und verschwand wie am Vortag mit großen Schwüngen in der Dunkelheit.
    »Ich bin es nicht gewesen!« rief Harry ihm nach.
    »Die Polizei erschießt Sie trotzdem!« Herkules’ Stimme hallte von den Wänden wider, bis sie im fernen Rumpeln einer U-Bahn unterging, die am Ende seines privaten Tunnels vorbeifuhr. Dann folgte das Knarren der großen Tür, die geöffnet wurde und krachend ins Schloß fiel.

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    Cortona, Toskana
    Das Haus, in das Michael Roark gebracht wurde, war keine Klinik, sondern die Casa Alberti, ein restaurierter, dreigeschossiger Landsitz, der den Namen einer alten Florentiner Familie trug. Schwester Elena sah die Villa, als sie im Morgennebel das schmiedeeiserne Tor pas-sierten und die kiesbestreute Zufahrt entlang rollten.
    Marco hatte das Tor aufgesperrt und war vor dem Krankenwagen hergegangen, als Luca zum Haus weiterfuhr. Pietro, der mit seinem Auto hinter ihnen hergefahren war, hatte das Tor hinter ihnen abgesperrt und war dann als erster ins Haus gegangen, um es sorgfältig zu durchsuchen, bevor er Licht machte und sie einließ.
    Elena hatte schweigend zugesehen, während Marco und Luca die Krankentrage über die Treppe ins Haus und in die Suite im ersten Stock trugen, das jetzt Michael Roarks Krankenzimmer war. Als sie die Fensterläden aufgestoßen hatte, war die Sonne gerade als blutrote Kugel über den Hügeln im Osten aufgegangen.
    Unter ihr kam Pietro aus dem Haus und parkte sein Auto so vor dem Krankenwagen, daß die Zufahrt blockiert war. Dann sah sie Pietro aus dem Kofferraum eine Schrotflinte herausholen. Er gähnte ungeniert, setzte sich wieder in seinen Wagen, dessen Fahrertür er geöffnet ließ, verschränkte die Arme und schlief ein.
    »Brauchen Sie irgendwas?«
    Marco stand in der Tür hinter ihr.
    »Nein, danke«, antwortete sie lächelnd.
    »Luca schläft oben im zweiten Stock. Ich bin unten in der Küche, falls Sie mich brauchen.«
    »Danke.«
    Marco nickte ihr zu, dann ging er hinaus und schloß die Tür hinter sich. Elena spürte, wie übermüdet sie war. Sie hatte unterwegs immer wieder ein wenig gedöst, aber ihre Sinne und ihre Gedanken hatten sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Aber nachdem sie jetzt am Ziel waren, erschien ihr der Gedanke an Schlaf plötzlich überwältigend verführerisch.

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    Rechts von ihr befand sich ein großes Bad mit Wanne und separater Dusche. Auf der linken Seite gab es eine kleine Nische mit Bett und Kleiderschrank, die sich durch einen Vorhang abtrennen ließ.
    Vor ihr lag Michael Roark in tiefem Schlaf. Er war nach der langen Fahrt erschöpft, das wußte sie, denn er hatte unterwegs kaum geschlafen. Sein Blick war ständig zwischen ihr und den beiden Männern hin und her gewandert, als versuche er zu verstehen, wo er war und was mit ihm geschah. Daß er nie ängstlich gewirkt hatte, mochte daran liegen, daß sie ständig beruhigend auf ihn eingeredet, ihren und seinen Namen genannt und ihm erklärt hatte, wie die Männer hießen, die Freunde waren und ihn an einen Ort brachten, an dem er genesen und sich erholen konnte. Erst ungefähr eine Stunde vor ihrer Ankunft in der Casa Alberti gegen acht Uhr morgens war er in den Tiefschlaf gefallen, in dem er jetzt lag.

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    Rom.
    Zur selben Zeit
    Kardinal Marsciano verfolgte die Sendung auf einem kleinen Fernseher in seiner Bibliothek. Sie war live, improvisiert und voller Zorn.
    Marcello Taglia, Chef der Gruppo Cardinale, war angehalten worden, als sein Wagen auf den Hof des Polizeipräsidiums fuhr, und ausgestiegen, um sich der Reportermeute zu stellen und ihre Fragen kurz und knapp zu beantworten.
    Woher der Videofilm mit dem amerikanischen Rechtsanwalt Harry Addison gekommen sei, wisse er nicht, sagte Taglia. Er habe auch keine

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