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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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ausbilden zu lassen. Seine Moskaureise hatte ihn über Frankreich geführt, wo es zu dem Zwischenfall mit der Pariser Poli-134
    zei gekommen war. Dadurch war er mit einem Schlag berühmt geworden.
    Aber in den letzten Monaten hatte er zu spüren begonnen, daß seine Motive keineswegs ideologisch oder revolutionär waren, sondern daß es ihm um den Terror selbst ging. Genau gesagt um den Akt des Tötens. Er bereitete ihm nicht nur Vergnügen, sondern es war sexuell erregend. Und das in einem Ausmaß, daß es den Geschlechtsakt allmählich völlig ersetzt hatte.
    Das plötzliche leise Klingeln des Mobiltelefons auf dem Tisch holte ihn abrupt in die Gegenwart zurück. Er griff sofort danach.
    »Oui?« fragte er auf französisch. Er hörte zu und nickte dabei mehrmals. Dies war die erwartete Nachricht, die aus zwei Teilen bestand: Der erste war die Bestätigung, daß ein potentielles Problem in den USA beseitigt worden war. Falls Harry Addison bewußt oder unabsichtlich schädliche Informationen an Byron Willis weitergege-ben hatte, spielte das keine Rolle mehr. Die Zielperson war liquidiert worden.
    Der zweite war schwieriger gewesen, weil er umfangreiche telefo-nische Recherchen erfordert hatte. Trotzdem hatte das Ergebnis viel länger als seiner Meinung nach nötig auf sich warten lassen.
    »Ja«, bestätigte er schließlich. »Pescara. Ich fahre sofort hin.«

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    7.50 Uhr
    »Warmer Tee«, sagte Herkules. »Können Sie schlucken?«
    »Ja«, Harry nickte.
    »Hier, nehmen Sie den Becher.«
    Herkules hielt ihm den Becher hin und half Harry, ihn trotz seiner verbundenen Hand zu erfassen.
    Harry trank einen Schluck und mußte würgen.
    »Scheußlich, was? Zigeunertee, stark und bitter. Trinken Sie ihn trotzdem. Er heilt Ihre Verletzungen und läßt Sie bald wieder sehen.«
    Harry zögerte, dann trank er die Brühe mit großen Schlucken, indem er sich bemühte, sie nicht zu schmecken. Herkules beobachtete ihn aufmerksam, wobei er wie ein Künstler, der ein Modell studiert, mehrmals den Standort wechselte. Sowie Harry fertig war, riß er ihm den Becher weg.
    »Sie sind nicht Sie.«
    »Was?«
    »Sie sind nicht Pater Daniel, sondern sein Bruder.«
    Harry stützte sich auf einen Ellbogen. »Woher wissen Sie das?«
    »Erstens sieht das Bild im Paß Ihnen nicht sehr ähnlich. Zweitens fahndet die Polizei nach Ihnen.«
    Harry fuhr zusammen. »Die Polizei?«
    »Ich habe es im Radio gehört. Sie werden wegen Mordes gesucht, nicht wegen des Anschlags, den Ihr Bruder verübt hat. Der Kardinalvikar, das ist der große Knüller. Aber Ihrer ist groß genug.«
    »Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Von dem Polizeibeamten, Mr. Harry Addison. Von dem Kriminalbeamten namens Pio.«
    »Pio ist tot?«
    »Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    »Ich soll gute…?«
    Im nächsten Augenblick sah er wieder alles vor sich. Pio, der in den Rückspiegel des Alfa Romeo sah. Der seine Pistole bereitlegte, 136
    während Harry den Lastwagen vor ihnen quer über die Straße fahren sah. Während Harry laut aufschrie, um Pio zu warnen.
    Und dann fiel ihm noch etwas ein, an das er sich bis zu diesem Augenblick nicht hatte erinnern können. Er hatte einen Knall gehört.
    Erschreckend laut, einen Donnerknall, der sich rasch wiederholt hatte. Ein, zwei Schüsse.
    Als nächstes erinnerte er sich an ein Gesicht, das aufgetaucht und dann verschwunden war, als sei es eine Tausendstelsekunde lang von einer Blitzleuchte erhellt worden. Es war blaß und grausam gewesen, mit einem halben Lächeln auf den Lippen. Und aus irgendeinem nicht recht erklärlichen Grund erinnerte er sich an die blauesten Augen, die er je gesehen hatte.
    »Nein«, flüsterte Harry mit kaum hörbarer Stimme. Er starrte Herkules benommen an. »Ich bin’s nicht gewesen.«
    »Ob Sie es gewesen sind oder nicht, Mr. Harry, macht keinen Unterschied. Entscheidend ist, daß die Polizei Sie für seinen Mörder hält. In Italien gibt es keine Todesstrafe, aber die Polizei wird trotzdem eine Möglichkeit finden, Sie umzulegen.«
    Herkules stemmte sich plötzlich wieder hoch. Er sah auf seine Krücken gestützt auf Harry hinab. »Wie man hört, sind Sie Anwalt.
    Aus Kalifornien. Sie verdienen eine Menge Geld mit Filmstars und sind stinkreich.«
    Harry sank zurück. Das war es also! Um zu Geld zu kommen, wollte Herkules ihn erpressen, indem er ihm mit der Polizei drohte. Warum auch nicht? Herkules war ein gewöhnlicher Krimineller, der im Dreck unter der U-Bahn hauste, und Harry war ihm in den Schoß

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