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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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wollte, was ich brauchte und was ich für Sie tun könnte. Sie hat gewußt, daß sie es in der Hand hatte, eine Lösung zu finden, von der letztlich alle profitieren würden.«
    Harry rieb sich den schmerzenden Nacken und trat ans Fenster, um auf die Straße hinabzusehen. Dann drehte er sich wieder um.
    »Sie haben sich alles genau überlegt. Aber Sie haben etwas vergessen: Selbst wenn wir wüßten, wo er ist, könnte er nicht zu mir kommen, und ich könnte nicht zu ihm.«
    Eaton nahm einen kleinen Schluck Wodka. »Mit einer neuen Identität könnten Sie das. Neuer Name, Reisepaß, Führerschein. Bei entsprechender Vorsicht könnten Sie sich überall frei bewegen.«
    »Das alles könnten Sie mir beschaffen?«
    »Ja.«
    Harry schaute ihn an. Zornig, manipuliert, verblüfft.
    »An Ihrer Stelle wäre ich hoch erfreut, Mr. Addison. Nach allem, was Sie durchgemacht haben, sind zwei Menschen bereit, Ihnen zu helfen. Und sie können Ihnen helfen.«
    Harry starrte ihn weiter an. »Eaton, Sie sind ein gottverdammter Hundesohn.«
    »Nein, Mr. Addison, ich bin ein gottverdammter kleiner Beamter.«

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    22.45 Uhr
    Eaton war fortgegangen, um Harry etwas zu essen zu holen, und hatte vorgeschlagen, Harry solle inzwischen duschen und seine ab-heilenden Wunden so gut wie möglich säubern. Nur rasieren solle er sich nicht. Sein neuer Bart schütze ihn im Augenblick noch, weil er sein Aussehen stark verändere.
    Harry sollte sich überlegen, wer er werden wollte, welche Person er überzeugend darstellen konnte, falls er von der Polizei befragt wurde. Vielleicht einen Juraprofessor? Oder einen Journalisten, der über die Unterhaltungsbranche schrieb. Oder einen Roman- oder Drehbuchautor, der zu Recherchen nach Italien gekommen war.
    »Ich bleibe ein Priester wie bisher«, sagte Harry, als Eaton mit einer Pizza, einer Flasche Rotwein und etwas Brot, Butter, Marmelade und Kaffee fürs Frühstück zurückkam.
    »Nach einem amerikanischen Priester wird gefahndet.«
    »Priester gibt es hier wie Sand am Meer. Und ich vermute, daß auch ein paar Amerikaner darunter sind.«
    Eaton zögerte kurz, aber dann nickte er wortlos, ging ins Schlafzimmer und kam mit zwei seiner Hemden und einem Rollkragenpullover zurück. Als nächstes holte er eine Kleinbildkamera aus einem Schrankfach, legte einen Film ein und ließ Harry sich vor eine leere Wand stellen. Er machte achtzehn Aufnahmen von ihm. Sechs in dem einen Hemd, sechs in dem anderen, sechs in dem Pullover.
    Dann ging er, nachdem er Harry noch aufgefordert hatte, die Wohnung nicht zu verlassen. Adrianna oder er würden bis spätestens morgen mittag herkommen. weshalb hatte er sich dafür entschieden, ein Priester zu bleiben?
    Als Geistlicher konnte er sich jederzeit in einen Zivilisten verwandeln, indem er sich einfach umzog. Und wie er ganz richtig festgestellt hatte, mußte es hierzulande viele amerikanische Priester geben.
    Herkules hatte ihm geraten, diese Rolle zu spielen, und das hatte bisher funktioniert.

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    Andererseits hatte auch Eaton recht: Die Polizei fahndete nach Danny, und Danny war ein amerikanischer Priester. Jeder Geistliche, der Englisch mit amerikanischem Akzent sprach, war automatisch verdächtig. Die Leute würden ihn genauer betrachten und sich fragen, ob ihnen dieses Gesicht trotz des Barts nicht bekannt vorkam.
    Außerdem war für alle Hinweise eine Belohnung ausgesetzt, hundert Millionen Lire, rund sechzigtausend Dollar. Wer würde sich dafür nicht die kleine Mühe machen, die Polizei anzurufen, selbst wenn sich dann herausstellen sollte, daß er den Falschen verdächtigt hatte?
    Was verstand er außerdem vom Priesterberuf? Was sollte er tun, wenn ein Geistlicher ihn in ein Gespräch verwickelte? Wenn jemand ihn um seelsorgerischen Zuspruch bat? Trotzdem war die Entscheidung gefallen, waren die Fotos gemacht, und Eaton hatte versprochen, ihn nicht nur mit neuen Papieren, sondern auch mit einer »Legende« auszustatten.
    Ein Priester.
    Draußen waren die Geräusche von Rom bei Nacht zu hören. In der Via di Montoro, einer Seitenstraße, war es viel ruhiger als in der lärmenden Umgebung seines Hotels über der Spanischen Treppe.
    Trotzdem war es laut. Autoverkehr, das unablässige Tuckern von Motorrollern, die lauten Stimmen von Passanten.
    Nach und nach verschwamm dieser Lärm zu einem Hintergrundgeräusch, dessen genaue Zusammensetzung nicht mehr auszumachen war. Die Dusche, das saubere Bett und die überstandenen Anstren-gungen ließen Harry allmählich

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