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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Anrufer auf, kurz zu warten, und schlüpfte in seinen Bademantel. Wenig später nahm er den Telefonhörer in seinem Arbeitszimmer ab und knipste dabei die Schreib-tischlampe an.
    In Pescara waren ein Mann in mittleren Jahren und seine Frau in einem Abfallcontainer hinter dem Bürogebäude ihres Krankentrans-portdiensts aufgefunden worden. Die beiden waren seit fast sechsunddreißig Stunden tot gewesen, als besorgte Angehörige sie entdeckt hatten. Die Ermittler waren zunächst von Mord und Selbstmord ausgegangen, aber die Befragung von Freunden und Verwandten hatte gezeigt, daß diese Annahme wenig wahrscheinlich war.
    Und weil ein Zusammenhang mit der Fahndung nach den Brüdern Addison immerhin denkbar war, hatten sie den Fall der Gruppo Cardinale in Rom gemeldet.
    Pescara. 4.30 Uhr
    Roscani schritt den Tatort ab, die halbleere Fahrzeughalle hinter dem Servizio Ambulanza Pescara. Ettore Caputo und seine Frau hatten sechs Kinder und waren zweiunddreißig Jahre lang verheiratet gewesen. Nach Auskunft der hiesigen Polizei hatten sie einen permanen-ten Ehekrieg gegeneinander geführt. Ihre häufigen Auseinandersetzungen waren laut und leidenschaftlich, aber sie hatten einander nie auch nur ein Haar gekrümmt. Und Ettore Caputo hatte niemals eine Schußwaffe besessen.
    Signora Caputo war als erste erschossen worden, mit einem aufgesetzten Schuß. Danach schien ihr Mann die Waffe gegen sich selbst gerichtet zu haben, weil seine Fingerabdrücke am Schaft gefunden worden waren. Die Tatwaffe war ein zweischüssiger Derringer Kali-226
    ber .44 Magnum. Winzig, aber tödlich. Eine seltene Waffe, von deren Existenz eigentlich nur Waffennarren wußten.
    Roscani schüttelte den Kopf. Weshalb ein Derringer? Bei nur zwei Schuß mußte jeder sitzen. Der einzige Vorteil dieser Waffe war, daß sie sich leicht verbergen ließ. Roscani trat zwei Schritte zurück und nickte einer Spurensicherin zu, die daraufhin die Waffe aufhob und in einen Klarsichtbeutel steckte. Er verließ die Halle und ging über den Vorplatz zum SAP-Bürogebäude. Auf der Straße sah er Neugierige, die sich im Morgengrauen an der von der Polizei errichteten Absperrung versammelt hatten.
    Roscani dachte an den gestrigen Abend und daran, was seine Leute und er bei ihren Nachforschungen in Krankenhäusern außerhalb Roms in Erfahrung gebracht hatten. Dabei hatte sich nur herausgestellt, daß seine Vermutung zutreffen konnte. In dem Bus nach Assisi konnte ein fünfundzwanzigster Fahrgast gesessen haben, der nirgends registriert worden war. Jemand, der sich in der allgemeinen Verwirrung zu Fuß entfernt haben konnte, falls er dazu imstande gewesen war, wenn er nicht mit einem Auto oder – Roscanis Blick fiel auf einen SAP-Werbekalender an der Wand, als er das Büro betrat – einem Krankenwagen abtransportiert worden war.
    Scala und Castelletti warteten auf ihn, als er hereinkam. Beide rauchten, drückten aber sofort ihre Zigaretten aus.
    »Wieder Fingerabdrücke«, sagte Roscani und wedelte den noch in der Luft hängenden Rauch weg.
    »Die Fingerabdrücke des Spaniers an dem Scharfschützengewehr.
    Harry Addisons Abdrücke an der Pistole, mit der Pio erschossen worden ist. Diesmal die deutlichen Abdrücke eines Mannes, der nie eine Schußwaffe besessen haben soll, aber angeblich einen Mord mit anschließendem Selbstmord verübt hat. Jedesmal dieser eindeutige Hinweis auf die Person des Täters. Aber wir wissen, daß er im Fall des Attentats auf den Kardinalvikar irreführend gewesen ist. Was ist also mit den anderen? Was wäre, wenn der Täter eine dritte Person gewesen wäre, die dafür gesorgt hat, daß die richtigen Fingerabdrük-ke zu finden sind? Jedesmal dieselbe dritte Person? Die den Kardinalvikar erschossen, Pio ermordet und auch hier zugeschlagen hat.«
    »Der Priester?« fragte Castelletti.

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    »Oder eine weitere Person, ein bisher Unbekannter.« Roscani wik-kelte geistesabwesend einen Streifen Kaugummi aus und steckte ihn in den Mund. »Nehmen wir mal an, der bei dem Busattentat verletzte Priester wäre aus einem der Krankenhäuser außerhalb Roms mit einem Krankenwagen hierher nach Pescara gebracht worden…«
    »Und diese dritte Person hätte das erfahren und wäre auf der Suche nach ihm hergekommen«, ergänzte Scala ruhig.
    Roscani schaute ihn an, dann faltete er das Silberpapier sorgfältig zusammen und steckte es ein. »Warum nicht?«
    »Verfolgt man diesen Gedanken weiter, ist Harry Addison vielleicht nicht Pios Mörder.«
    Roscani wandte sich

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