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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Rückkehr der Göttin, und – ich.
    Ich kann und will und werde ihn nicht im Stich lassen, auch nicht um Deinetwillen. Das, was zwischen uns war, liegt nun in der Vergangenheit. Ich werde an Lišeks Seite stehen, was immer auch geschieht. Spiel Du nur Deine Spiele, spiel sie wie am ersten Tag, als Du zu uns gestoßen bist, mit Deinem Blendwerk, Deinem Zierrat, mit Deinen Drohbriefen und Fuchsringen.
    Symbolik und Inszenierung, hast Du gesagt. Siehst Du, ich erinnere mich. Ich verstehe, es hat Dir Spaß gemacht, unsere Mission um Elemente der Schmierenkomödie zu bereichern, aber die Tage des billigen Theaterspiels sind vorbei. In Ernst und Würde wollen wir in die neuen Zeiten gehen. Und so sage ich Dir Adieu, mein Marius, mein Geliebter.
     
    Milena

AUS DEN AUFZEICHNUNGEN BARON SIRCOS, PRAG, 4. BIS 6. JULI 1909
    Furchtbares Geheimnis. In die Herzen stehlen. Zitterte er? Fassungslos starrte ich Felix entgegen. Hatte auch er die wahre Bedeutung dieser Botschaft begriffen? Wollte er sie begreifen? Hatte er es von Anfang an gewusst? Hatte er mich ein weiteres Mal belogen? Und spielte es noch eine Rolle?
    Ruckartig schob ich den Sessel zurück und sprang auf. »Ich muss mit Landsberg sprechen«, sagte ich. »Sofort.«
     
     
    Wir stiegen hinab in die Kellergewölbe; der Gestank von Blut und Fäkalien schlug uns entgegen, kaum dass Felix die Tür des Weinkellers geöffnet hatte. Mirko presste sich ein Taschentuch an die Nase. Felix riss ein Streichholz an und entzündete die Gaslampen; das Bild, das sich uns im flackernden Lichtschein bot, machte auch mich würgen.
    Landsberg war noch immer gefesselt – selbst die demütigende Hundekette hatte Felix ihm nicht abgenommen. Er kauerte auf dem Steinboden. Das blutbefleckte Hemd hing ihm in Fetzen, gab den Blick frei auf ein Sammelsurium unterschiedlichster Wunden; keine davon mochte älter als ein paar Stunden sein.
    »Du hast ihn gefoltert«, murmelte ich fassungslos. Ich hatte in meinem Leben schon unzählige Male Männer (und in einigen erschreckenden Fällen auch Frauen) mit weit schwerwiegenderen
Verletzungen gesehen, und ich wäre in dieser Hinsicht auch nicht sonderlich zartbesaitet gewesen – aber dies war Felix’ Werk.
    Dies, und der Anschlag gegen Alvin Buckingham.
    Mit einem Mal schwindelte mir.
    »Gefoltert? Ich bitte dich!« Eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe lediglich von ein paar nachdrücklicheren Argumenten Gebrauch gemacht. Seine lächerlich niedrige Toleranzschwelle gegenüber physischem Schmerz kam uns beiden dabei sehr entgegen.« Felix ging neben dem Verwundeten in die Hocke. »Nicht wahr, Herr von Landsberg?«
    Landsberg hob den Kopf. Seine ehemals so elegante Nase war gebrochen, seine Lippen dunkel verkrustet. Einen Moment trafen sich ihre Blicke, dann spuckte er Felix blutigen Speichel ins Gesicht.
    »Ich kannte Sie einst mit besseren Manieren«, sagte Felix leichthin, während er sich mit einem Taschentuch säuberte.
    »Zur Hölle mit Ihnen«, keuchte Landsberg.
    Felix hob eine Hand. »Oh, seien Sie unbesorgt, das werde ich. Aber alles zu seiner Zeit.« Schwerfällig richtete er sich wieder auf, warf sein zerknülltes Taschentuch in eine Ecke. »Vorerst wollen sich die Herren mit Ihnen unterhalten.«
    Mit wachsender Abscheu hatte ich die Szene beobachtet; jetzt wandte ich mich an meine Begleiter: »Lasst uns einen Moment allein.«
    Hatte ich Widerworte oder eine beißende Erinnerung erwartet, in wessen Haus wir uns befanden, wessen Schicksal auf dem Spiel stand, so wurde ich eines Besseren belehrt. Wortlos wandte sich Felix zum Gehen. Ich drehte mich zu Mirko und Lysander um, die – bleich und zitternd der eine, angewidert der andere – in der Tür standen. »Ihr auch. Hinaus!«
    Ich wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen, die Schritte verklungen
waren. »Ich habe den Brief gelesen«, sagte ich schließlich einfach. »Warum?«
    Der Schatten eines Lächelns huschte über Landsbergs Züge. Ich sah, dass ihm ein halber Schneidezahn fehlte. »Ich hätte nicht von Ihnen erwartet, dass sie die Privatkorrespondenz eines Fremden lesen.«
    »Warum?«, wiederholte ich und ignorierte seinen Einwand.
    Er hob die Schultern. Seine Ketten klirrten leise. »Es war ein Spiel«, antwortete er mir zuletzt. »Lišek legte immer großen Wert darauf, dass wir uns vom Hause Trubic fernhielten. Ich fürchte, das allein reichte mir, um Jindřichs Freundschaft zu suchen. Ich betrachtete es als Herausforderung an mich selbst: Würde ich es einst zuwege

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