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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Eskapaden rund um Milena.

     
     
    Es dunkelte bereits, als ich an jenem warmen Sommerabend durch das Gassengewirr der Altstadt nach Hause schlenderte. Ich war noch immer in die Einzelheiten des Einbruchs im Hause Trubic versunken. Dass der Täter, oder wahrscheinlicher, die Täterin gewusst hatte, was sie suchte, und wo sie es finden konnte, lag auf der Hand.
    Alles andere blieb im Dunkeln: Sowohl, wie die Vilja mit ihrem Diebsgut hätte wegfliegen können, als auch der mögliche Tatzeitpunkt. Das zuständige Dienstmädchen, das auch den Fensterbruch gemeldet hatte, hatte in einer eingehenden Befragung erklärt, dass in dem ehemaligen Arbeitszimmer nur selten, »vielleicht alle paar Tage«, gelüftet (und offensichtlich noch seltener abgestaubt) wurde. Felix selbst hatte den Raum seit Jahren nicht mehr betreten. »Heiliger Abend, 1901. Ein, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, einigermaßen betrunkener Versuch, mit den Geistern der Vergangenheit Frieden zu schließen«, war er meiner Frage zuvorgekommen.
    Was den Inhalt der Schublade betraf … Wenige Wochen nach dem Freitod seines Vaters war es dem jungen Felix gelungen, sich Zugang zu den im Schreibtisch verwahrten Papieren zu verschaffen. (»In jener Zeit war ich geradezu besessen von der Idee, eine Erklärung für den rätselhaften Selbstmord meines Vaters zu finden. Nichts war mir dabei heilig, nicht einmal die Geheimnisse eines Toten«, so hatte er nonchalant seine Vorgehensweise kommentiert.) Zu seiner Enttäuschung hatte er in bewusster Lade nur die Korrespondenz und die Tagebücher seines Vaters vorgefunden. Nach einer eingehenden Lektüre hatte er zwar bestens um das Intimleben, die politische Gesinnung und die finanziellen Schwierigkeiten seines Vaters Bescheid gewusst, jedoch keinen Anhaltspunkt zu dem todbringenden Drohbrief gefunden.
    Enttäuscht und erleichtert gleichermaßen hatte er die Dokumente wieder eingeschlossen. In all den Jahren war ihm nie in
den Sinn gekommen, wie leicht ein aufgewühlter, verwirrter Knabe ein relevantes Detail hätte übersehen können – und übersehen hatte.
    Gerade als ich den Altstädter Ring passiert hatte und in die Zeltnergasse bog, nahm ich einen Schatten wahr – ein Vogel kreiste über mir. Rasch ließ ich die Klinge aus ihrer Spazierstockhülle schnappen! Eine Demi-Mondäne am Arm ihres Elegants tat einen spitzen Schrei, als hätte ich ihr den Degen an die Kehle gelegt. Unterdessen landete der Vogel auf dem Bürgersteig und begann emsig zwischen den Pflastersteinen zu picken: Es war eine ordinäre, rauchgraue Taube; etwas fetter vielleicht als ihre Artgenossen, aber zweifelsohne ein unverständiges, herkömmliches Tier.
    Ich schloss die Augen und zwang mich, tief und ruhig zu atmen. Der Zeitpunkt schien mir wenig geeignet, um der Berufskrankheit jener, die sich zu lange und zu intensiv mit dem Okkulten beschäftigt hatten, zum Opfer zu fallen. Ich wollte nicht zu einer der bedauernswerten Seelen verkommen, die sich immerfort von lauernden Dämonen und Gefahren umgeben glaubten. Denn zumeist endete ihr Leben frühzeitig, nicht selten durch die eigene Hand.
    Die Taube flatterte gurrend davon; ich sah ihr nach und bangte um meinen Verstand.
     
     
    »Herr Baron! Herr Baron!« Pavels aufgeregte Stimme riss mich am späten Vormittag des folgenden Tags aus schlaftrunkenen Versuchen, alle gelehrten Anspielungen im Feuilleton des Prager Tagblatts aufzudecken. »Der Graf Trubic ist gerade gekommen! Und ein Telegramm! Und der junge Herr Mirko ist fort!«
    Unzeremoniell händigte er mir das Telegramm aus, mit der anderen Hand fuchtelte er mit einem länglichen Gegenstand, welchen ich erst auf den zweiten Blick als Degen, den mein
Vater mir einst zu meinem fünfzehnten Geburtstag geschenkt hatte, identifizieren konnte.
    »Das hier habe ich im Zimmer vom jungen Herrn auf dem Bett gefunden, wie ich ihn wecken wollt’!« Pavel schwenkte noch einmal den Degen, ehe er ihn auf dem halbabgeräumten Frühstückstisch ablegte, wo die alte Waffe zwischen Kaffeekanne und benutztem Geschirr ein wahrhaft jämmerliches Bild bot.
    »Ich sehe, ich komme ungelegen.« Felix, im hellgrauen Sommeranzug und mit einem Ungetüm von Panamahut unter dem Arm, lehnte im Türrahmen. »Entschuldige. Im Grunde wollte ich nur mit Sir Lysander sprechen.«
    Ich scheuchte den aufgebrachten Pavel davon, mit dem Auftrag, frischen Kaffee zu kochen, Lysander zu holen, und – vor allem – mich nicht weiter mit Mirkos An- und Abwesenheiten zu

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