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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ist eine einsame Seele; und wenn er diesen Weg des Rückzuges weitergeht, dann glaube ich, wird er eher Einsiedler als Mönch sein. Es würde mich nicht überraschen zu sehen, daß er durch den Einschluß in der Strafzelle gewonnen hat – nur wenig Raum, doch viel Muße, die er mit seinen eigenen Meditationen und Gebeten füllen kann, wie er es in einem größeren Raum, den er mit vielen anderen teilt, nicht könnte.
    Wir haben nicht alle dieselbe Vorstellung von Bruderschaft.«
    »Wohl wahr! Doch wir sind ein Haus von Brüdern, die gemeinsam leben, und keine isolierten und verstreuten Väter in der Wüste«, sagte der Abt trocken. »Und der junge Mann kann nicht ewig in der Strafzelle bleiben, solange er sich nicht entschließt, meine Beichtväter und Ordensbrüder nacheinander anzufallen, um wieder hineinzukommen. Was habt Ihr vorzuschlagen?«
    »Schickt ihn nach St. Giles, wo er unter Bruder Mark dienen kann«, sagte Cadfael. »Dort findet er zwar keine größere Zurückgezogenheit als hier, doch er wird in der Gesellschaft und im Dienst von Geschöpfen sein, die weit weniger glücklich sind als er: Aussätzige und Bettler, Kranke und Verstümmelte.
    Es könnte heilsam für ihn sein. Bei ihrem Anblick kann er seine eigenen Schwierigkeiten vergessen. Es gibt noch weitere Vorteile. Diese Abwesenheit wird seine Ausbildung verzögern und damit den Zeitpunkt seiner Gelübde, und das kann nur gut sein, denn er ist offenbar noch nicht in der Lage, sie abzulegen.
    Außerdem besitzt Bruder Mark, obwohl er der demütigste und einfachste von uns allen ist, die Gabe eines unschuldigen Heiligen. Er findet einen Weg ins Herz jedes Menschen. Mit der Zeit wird Bruder Meriet sich ihm öffnen, so daß ihm aus seinen Nöten geholfen werden kann. Zumindest verschafft es uns eine Atempause.«
    Bewahrt ihn vor der Tonsur, sagte Isoudas Stimme in seinem Kopf, und ich will den Rest erledigen.
    »In der Tat«, stimmte Radulfus nachdenklich zu. »Die Jungen bekommen Zeit, die Aufregung zu vergessen, und wie Ihr sagt, kann es die beste Medizin für ihn sein, für Menschen zu sorgen, die ein weit schlimmeres Los haben als er selbst. Ich werde mit Bruder Paul sprechen, und wenn Bruder Meriet seine Strafe abgesessen hat, soll er dorthin geschickt werden.«
    Und wenn einige von uns diese Verbannung ins Spital als weitere Bestrafung auffassen, dachte Bruder Cadfael, während er recht zufrieden hinausging, dann sollen sie diese Genugtuung haben. Denn Bruder Jerome war nicht der Mann, der eine Verletzung vergaß, und eine unverhoffte Dreingabe zu seiner Rache mochte seine Feindseligkeit dem Angreifer gegenüber mildern.
    Die Dienstzeit im Spital am anderen Ende der Stadt diente nicht nur Meriet; Bruder Mark, der dort die Kranken pflegte, war bis vor etwa einem Jahr Cadfaels wertvollster Gehilfe gewesen, und er hatte vor kurzem sein liebstes und teuerstes Pflegekind, den kleinen Bran, verloren. Der Junge war bei der Heirat von Joscelin und Iveta Lucy in deren Haushalt aufgenommen worden, und Mark wäre sicher froh, wenn er wieder ein armes Ding bekäme, um das er sich kümmern und das er hätscheln konnte. Es brauchte nur ein Wort über die schmerzhafte Geschichte des Teufelsnovizen in Marks Ohr, und schon würde sein Herz für Meriet schlagen. Wenn Mark ihn nicht erreichte, dann konnte ihn niemand erreichen; doch zugleich konnte Meriet auch viel für Mark tun. Und ein weiterer Vorteil war, daß Bruder Cadfael als Lieferant der vielen Medizinen, Tränke und Salben, die für die Kranken gebraucht wurden, jede dritte Woche nach St. Giles ging, manchmal sogar öfter, um das Medizinschränkchen aufzufüllen; bei dieser Gelegenheit konnte er beobachten, welche Fortschritte Meriet machte.
    Bruder Paul, der vor der Vesper aus dem Sprechzimmer des Abtes kam, war deutlich erleichtert, daß ihm nach der Entlassung Meriets aus der Strafzelle eine verlängerte Waffenruhe in Aussicht gestellt wurde.
    »Der Vater Abt sagte mir, der Vorschlag stamme von Euch.
    Er ist gewiß gut überlegt, denn wir brauchen eine lange Pause und einen neuen Beginn, wenn auch die Kinder ihren Schrecken sicher leicht vergessen werden. Der Gewaltakt dagegen – der wird nicht so leicht vergessen werden.«
    »Wie macht sich Euer Gefangener?« fragte Cadfael. »Habt Ihr ihn besucht, seit ich am frühen Morgen bei ihm war?«
    »Das habe ich. Ich bin mir seiner Reue nicht ganz sicher«, sagte Bruder Paul zweifelnd, »doch er ist sehr still und willig und lauscht aufmerksam jeder

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