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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ermahnung. Ich habe ihn jedoch nicht sehr gründlich auf die Probe gestellt. Wenn er in einer Zelle glücklicher ist als unter uns, dann haben wir traurig versagt. Ich glaube, das einzige, das ihm zu schaffen macht, ist, daß er keine Arbeit hat; deshalb gab ich ihm die Predigten des Heiligen Augustin und eine bessere Leselampe und einen kleinen Tisch, den er auf sein Bett stellen kann. Es ist sicher gut, seinen Geist zu beschäftigen, und er liest schnell. Ich denke, Ihr hättet ihm lieber ein Hauptwerk über Ackerbau gegeben«, sagte Paul scherzend. »Dann könntet Ihr ihn für Euer Herbarium beanspruchen, wenn Oswin weiterzieht.«
    Dieser Gedanke war Bruder Cadfael auch schon gekommen, doch es war besser, wenn der Junge verschwand und in Marks Obhut gegeben wurde. »Ich habe noch nicht um Erlaubnis gefragt«, sagte er, »doch ich wäre froh, wenn ich ihn vor der Schlafenszeit aufsuchen dürfte. Ich habe ihm nichts von meinem Botengang zu seinem Vater erzählt, und ich werde es ihm auch jetzt nicht sagen, doch zwei Menschen schicken ihm liebevolle Botschaften, die zu übermitteln ich versprochen habe.« Und eine gab es, die ihm nichts aufgetragen hatte; doch die wußte vermutlich sehr genau, was sie wollte.
    »Gewiß könnt Ihr ihn vor der Komplet aufsuchen«, sagte Paul. »Er ist zur Strafe eingesperrt, doch er ist kein Geächteter.
    Ihn völlig zu isolieren wäre sicher nicht der rechte Weg, ihn in unsere Familie einzugliedern, was letztlich das Ziel unseres Handelns sein muß.«
    Es war nicht Cadfaels Ziel, doch er hielt es nicht für nötig und nicht an der Zeit, es zu sagen. Jede Seele hat ihren Platz unter der Sonne, doch ihm war schon eine Weile klar, daß das Kloster nicht Meriets Platz war, wie eifrig auch immer er Einlaß begehrte.
    Meriet hatte seine Lampe entzündet und so aufgestellt, daß sie die Schriften vom Heiligen Augustin am Kopfende seiner Liege beleuchtete. Als die Tür aufging, sah er rasch, doch ruhig auf, und als er den Ankömmling erkannte, lächelte er sogar. Es war sehr kalt in der Zelle; der Gefangene trug Kutte und Skapulier als Schutz vor der Kälte, und die Art, wie er sich vorsichtig umdrehte und einen Augenblick innehielt, um eine Hemdfalte von einer empfindlichen Stelle zu heben, verriet, daß seine Striemen bei der Heilung spannten.
    »Ich bin froh, dich so nützlich beschäftigt zu sehen«, sagte Cadfael. »Einige aufrichtige Gebete mögen den Heiligen Augustin bewegen, dir zu helfen. Hast du seit heute morgen noch einmal die Salbe aufgelegt? Paul hätte dir geholfen, wenn du ihn gebeten hättest.«
    »Er ist gut zu mir«, sagte Meriet, indem er das Buch schloß und sich ganz zu seinem Besucher herumdrehte. Und es war offensichtlich, daß er meinte, was er sagte.
    »Doch du konntest dich nicht herablassen, um Mitgefühl oder eine kleine Handreichung zu bitten – ich weiß! Laß mich dein Skapulier abstreifen und deine Kutte herunterziehen.« Es war gewiß kein Gewand, in dem er sich heimisch fühlte; er bewegte sich nur natürlich darin, wenn er wutentbrannt war und vergaß, daß er es trug. »Da, leg dich hin und laß mich dich versorgen.«
    Meriet zeigte ihm gehorsam den Rücken und erlaubte es Cadfael, sein Hemd hochzuziehen und die verblassenden Striemen einzusalben, die nur hier und dort noch einen dunklen Punkt von getrocknetem Blut zeigten. »Warum tue ich immer, was Ihr mir sagt?« fragte er, eine Spur rebellisch. »Als wäret Ihr überhaupt kein Bruder, sondern ein Vater?«
    »Nach allem, was ich über dich gehört habe«, sagte Cadfael, der eifrig mit der Salbe beschäftigt war, »bist du nicht gerade bekannt dafür zu tun, was dein Vater dir sagt.«
    Meriet drehte den Kopf auf den verschränkten Armen und warf aus einem grüngoldenen Auge einen Blick auf seinen Gefährten.
    »Woher wißt Ihr soviel über mich? Wart Ihr dort und habt mit meinem Vater gesprochen?« Er war bereit, mißtrauisch die Stacheln aufzustellen, die Rückenmuskeln spannten sich.
    »Was wollen sie tun? In welchen Angelegenheiten spielt das Wort meines Vaters hier eine Rolle? Ich bin hier! Wenn ich fehle, dann büße ich dafür. Niemand sonst kann meine Schuld begleichen.«
    »Dazu hat sich auch niemand erboten«, sagte Cadfael gelassen. »Du bist dein eigener Herr, wie schlecht auch immer du dich beherrschst. Nichts hat sich verändert. Nur die Tatsache, daß ich dir Botschaften bringe, die nichts damit zu tun haben, daß unser Herr die Freiheit hat, dich zu erlösen oder dich zu verdammen. Dein

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