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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sagen wollte. Noch nicht.«
    »Und Ihr wollt nichts von ihm wissen?«
    »Ich höre«, sagte Mark, »gern auf alles, was Ihr meint, das ich über ihn wissen sollte. Doch was wirklich zählt, das weiß ich bereits: Er ist von Natur aus aufrichtig und klar und rein, egal, was er und andere Menschen und widrige Umstände aus seinem Leben gemacht haben. Ich wünschte nur, er wäre glücklicher. Ich würde ihn gern einmal lachen hören.«
    »Nicht zu Eurem Nutzen«, sagte Cadfael, »sondern zu seinem sollt Ihr besser alles von ihm wissen, was ich weiß.«
    Und so erzählte er es ihm.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Mark schließlich, »warum er sein Lager oben auf dem Dachboden aufschlagen wollte. Er hatte Angst, sein Schlaf könnte gestört werden, so daß er jene erschreckte, die schon mehr als genug Leid zu tragen haben.
    Ich war unsicher, ob ich zu ihm dort hinauf ziehen sollte, doch ich entschied mich dagegen. Ich wußte, daß er gute Gründe dafür haben mußte.«
    »Gute Gründe für alles, was er tut?« wunderte Cadfael sich.
    »Gründe, die ihm gut erscheinen, auf jeden Fall. Doch für andere müssen sie nicht unbedingt gut sein«, räumte Mark sehr ernst ein.
    Bruder Mark sagte zu Meriet kein Wort von dem, was er erfahren hatte, machte keine Anstalten, ihn in seinem selbstgewählten Exil auf dem Dachboden über der Scheune Gesellschaft zu leisten, und verlor kein Wort über Meriets Entscheidung; doch in den folgenden drei Nächten stand er, als alles ruhig war, leise aus seinem Bett auf und ging vorsichtig in die Scheune, um zu lauschen, ob von droben Geräusche kamen. Doch da war nichts außer dem tiefen, ruhigen Atem eines friedlich schlafenden Mannes und ab und zu ein Seufzen und Rascheln, als Meriet sich umdrehte, ohne aufzuwachen.
    Zuweilen kam vielleicht ein anderes, tieferes Seufzen, als wollte Meriet eine schwere Last von seinem Herzen heben; doch kein Schrei. In St. Giles ging Meriet rechtschaffen müde und einigermaßen zufrieden zu Bett und schlief traumlos.
    Unter den vielen Wohltätern des Lepraspitals war die Krone durch ihre Spenden an die Abtei und ihre Pächter einer der größten. Auch andere Gutsherren gestatteten an gewissen Tagen das Sammeln von wilden Früchten oder totem Holz; das Leprahaus hatte das verbriefte Recht, an vier Tagen im Jahr in der Umgebung des Großen Waldes Holz als Brennstoff und als Baumaterial für Zäune und Häuser zu schlagen: ein Tag im Oktober, einer im November, einer im Dezember, soweit es das Wetter erlaubte, und einer im Februar oder März, um die durch den Winter geschmälerten Vorräte aufzufüllen.
    Meriet war gerade drei Wochen im Spital, als der 3.
    Dezember ein angenehm mildes Wetter für eine Expedition in den Wald bot; die Sonne ging früh auf, und die Erde war unter den Füßen beruhigend fest und trocken. Es war einige Tage trocken geblieben, und vielleicht würden nicht mehr viele solcher Tage kommen. Es war ein idealer Tag, um totes Holz zu sammeln, ohne das zusätzliche Gewicht der Feuchtigkeit tragen zu müssen, so daß man einige große Stapel anlegen konnte. Bruder Mark schnupperte in der Luft und erklärte den Tag zum Ausflugstag. Sie besorgten sich zwei leichte Handkarren und eine Anzahl gewirkte Schlingen, um Reisigbündel festzuzurren, nahmen einen großen Ledereimer mit Essen an Bord und sammelten alle Insassen, die fähig waren, gemächlichen Schritts in den Wald mitzugehen. Es gab noch andere, die gern mitkommen wollten, doch sie hätten den Weg nicht geschafft und mußten zu Hause warten.
    Von St. Giles aus führte die Straße nach Süden und entfernte sich nach links von dem Weg, den Bruder Cadfael nach Aspley genommen hatte. Sie blieben hinter der Gabelung noch ein gutes Stück auf der Straße und wandten sich schließlich auf einem guten, breiten Reitweg, auf dem die Wagen leicht vorankamen, nach rechts in das lichte Buschland, das den Wald umgab. Der zehenlose Junge kam, auf einem Karren fahrend, mit ihnen. Sein Gewicht war schließlich kaum der Rede wert, und seine Freude war durch nichts aufzuwiegen.
    Wenn sie auf einer Lichtung hielten, um herabgefallenes Holz einzusammeln, setzten sie ihn im weichsten Gras ab und ließen ihn spielen, während sie arbeiteten.
    Meriet begann so schwermütig wie immer, doch als der Morgen älter wurde, kam er aus seinem Versteck ins gedämpfte Sonnenlicht hervor wie der Tag selbst. Er atmete die Waldluft ein, stapfte auf dem Grasboden herum und schien sich auszudehnen wie ein vertrockneter Sproß im

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