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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gleich groß sein; er hätte ihn gewiß nackt ausgezogen und wäre froh über solche Kleider gewesen. Und er soll dem Schreiber ganz allein einen Scheiterhaufen gebaut haben? Zudem bezweifle ich, daß er weiß, wie man einen Meiler brennt. Nein, es ist unmöglich. Er hat den Dolch wirklich, wie er behauptet, gefunden. Wir haben in ihm nichts weiter als einen armen Teufel, der von einem hartherzigen Herrn so weit getrieben wurde, daß er fortlief. Und er ist zu ängstlich oder zu sicher, daß sein Herr ihn verfolgen wird, um sich in die Stadt zu wagen und Arbeit zu suchen. Er ist schon seit Monaten abgängig und sucht sein Essen, wo immer er es findet.«
    »Dann seht Ihr es anscheinend völlig klar«, sagte Cadfael, der noch immer über sein Gebräu wachte, das sich nun leise glucksend im Topf setzte. »Was wollt Ihr von mir?«
    »Der Mann hat einen Husten und eine vereiterte Wunde am Unterarm – wohl ein Hundebiß, als er irgendwo ein Huhn stahl.
    Kommt und heilt ihn und bringt aus ihm heraus, was Ihr könnt: woher er kam, wer sein Herr ist, was er gelernt hat. Wie Ihr wißt, haben wir in der Stadt Platz für gute Handwerker jeder Art und haben schon einige zu ihrem eigenen und unserem Nutzen aufgenommen. Auch dieser könnte nützlich sein.«
    »Das will ich gerne tun«, sagte Cadfael, indem er sich mit einem verschlagenen Blick zu seinem Freund umdrehte. »Und was hat er Euch als Gegenleistung für Kost und Logis anzubieten? Und vielleicht für ein paar Kleider, wenn Ihr seine Größe hättet, was aber nach Euren eigenen Angaben nicht der Fall ist. Ich möchte wetten, daß Peter Clemence eine gute Handspanne größer war als Ihr.«
    »Und dieser Bursche ganz gewiß«, räumte Hugh grinsend ein. »Doch wie er im Augenblick aussieht, könnte sogar ich zwei aus ihm machen. Aber Ihr werdet ihn selbst sehen und zweifellos ein Auge auf alle Eure Bekannten werfen, um einen Mann zu finden, dessen abgelegte Sachen ihm passen könnten. Und der Nutzen, den er für mich hat, abgesehen davon, daß ich ihn vor dem Hungertod bewahre – nun, mein Unteroffizier verbreitet schon, daß unser wilder Mann gefangen ist, und ich zweifle nicht, daß er den Dolch dabei nicht vergißt.
    Es ist nutzlos, den armen Teufel noch mehr zu erschrecken, als er schon durch seine Verhaftung erschrocken ist; doch wenn die Welt da draußen mit Fug und Recht glauben kann, daß unser Mörder sicher hinter Gittern sitzt, dann ist es umso besser. Alle können freier atmen – vor allem der Mörder. Und ein Mann, der nicht mehr auf der Hut ist, könnte, wie Ihr sagtet, einen tödlichen Fehler machen.«
    Cadfael dachte darüber nach und stimmte zu. Ein so bequemes Ende – ein gesetzloser Fremder, der niemandem etwas bedeutete, bekommt die Schuld für alles zugewiesen, was andere im Ort verübt haben; und in kaum einer Woche würde sich die Hochzeitsgesellschaft versammeln, und alle Gemüter wären wieder beruhigt.
    »Und Euer störrischer Bursche in St. Giles«, sagte Hugh sehr ernst, »weiß, was Peter Clemence zugestoßen ist, ob er nun die Hand im Spiel hatte oder nicht.«
    »Er weiß es«, sagte Bruder Cadfael gleichermaßen ernst, »oder er glaubt, daß er es weiß.«
    Er ging noch am gleichen Nachmittag durch die Stadt zur Burg hinauf, nachdem Hugh ihn, der auch Gefangene und Kriminelle heilen konnte, dem Abt für einige Stunden abgeschwatzt hatte. Cadfael fand den Gefangenen Harald in seiner Zelle zumindest trocken auf einer Steinbank liegen, in weiche Decken gewickelt, damit er vor der Kälte geschützt war, und dies war gewiß Hughs Werk. Das Öffnen der Tür löste in ihm im ersten Augenblick einen stummen Schrecken aus, doch der Anblick der Benediktinertracht erstaunte und besänftigte ihn, und die Aufforderung, seine Wunden zu zeigen, vertiefte seine Verwirrung noch; doch er gab verwundert und hoffnungsvoll nach. Nach der langen Einsamkeit, in der die Stimme eines Mannes nur als Bedrohung verstanden werden konnte, fand der Flüchtling die Sprache dankbar wieder und sprudelte schließlich einen rauhen Wortschwall heraus wie eine Tränenflut, die ihn leerte und erschöpfte. Als Cadfael ihn verließ, streckte er sich und fiel in einen heilsamen Schlaf.
    Cadfael berichtete Hugh, bevor er die Wache der Burg verließ.
    »Er ist Hufschmied, und er sagt, er sei ein guter. Es kann wahr sein; es scheint die einzige Quelle des Stolzes zu sein, die ihm geblieben ist. Könnt Ihr einen Hufschmied gebrauchen?
    Ich habe die Bißwunde mit einer Lotion aus

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