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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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trockener Mund, meine schweißnassen Hände, aber dahinter stand mehr die Angst vor einer Überrumpelung als vor MacKenzie selbst. Ob zu Recht oder Unrecht, ich hatte den Eindruck, dass er der Isolierte war, und ich Herr der Lage.
    Er war kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte, und weit verlotterter, mit stoppeligem Kinn und einem Hemd, das aussah, als hätte er es seit Tagen nicht gewechselt. Ich konnte seinen Geruch noch aus zehn Metern Entfernung wahrnehmen. Es stank nach Dreck und Schweiß, und dieser Gestank rief die einzige echte Unsicherheit bei mir hervor, wenn der erinnerte Brechreiz mir in der Kehle brannte. Hauptsächlich jedoch fragte ich mich, wie ein so erbärmlicher Mensch solche Macht über meine Fantasie hatte gewinnen können.
    Der Polizist, der mich später befragte, wollte wissen, warum ich MacKenzies Angebot zu verschwinden nicht angenommen hatte. »Weil ich wusste, dass er nicht gehen würde«, antwortete ich.
    »Dr. Coleman ist da nicht so sicher.«
    »Peter hatte Angst um Jess – er wollte es gern glauben. Aber für mich stand fest, dass wir alle uns weit angreifbarer machen würden, wenn ich auf MacKenzies Angebot einginge. Solange ich die Axt in der Hand hatte und ihm den Ausgang versperrte, saß er in der Falle. Wäre ich ins Zimmer gekommen, hätte sich die Dynamik vollkommen geändert.«
    »Hatten Sie keine Angst, dass Ms. Derbyshire plötzlich nicht mehr stehen könnte?«
    »Doch – aber ich glaubte, sie hält noch etwas länger durch. So oder so hätte ich das Nagelbrett nicht ohne weiteres wegnehmen können. Ich hätte nach unten schauen müssen, wo es lag – das heißt, ich hätte MacKenzie nicht im Blick behalten können –, und er hätte sich sofort auf mich gestürzt. Meiner Ansicht nach hatte ich gar keine andere Wahl, als zu bleiben, wo ich war.«
    »Auch als er Dr. Coleman bedrohte?«
    »Auch da«, bestätigte ich. »Es ist leichter zu verstehen, wenn Sie es sich als eine Partie Schach vorstellen. Solange ich in der Tür zum Vestibül stand, konnte MacKenzie keinen Zug machen.«
    Der Polizist musterte mich neugierig. Er hatte sich mir als Inspector Bagley von der Kriminalpolizei vorgestellt und bestand trotz meiner Aufforderung, mich Connie zu nennen, auf dem förmlichen Ms. Burns. Er war rotblond, ein untersetzter Mann, nicht wesentlich älter als ich, und wenn er auch von Anfang bis Ende höflich blieb, war sein Argwohn gegen mich doch offenkundig. »Waren Sie in diesem Moment so kaltblütig?«
    »Ich habe mich jedenfalls bemüht, es zu sein. Es war nicht immer leicht – aber ich wusste, dass es keinem von uns helfen würde, wenn ich ihm nicht immer einen Schritt vorausblieb.«
    Bagley nickte. »Haben Sie und Ms. Derbyshire dieses Nagelbrett angefertigt? War das ein Bestandteil des Plans, ihm immer einen Schritt vorauszubleiben?«
    »Nein.«
    »Dr. Coleman zufolge sagte MacKenzie aber, das Nagelbrett sei für ihn bestimmt gewesen. Sie haben wirklich nicht versucht, ihm eine Falle zu stellen, die dann nicht funktionierte?«
    »Nein«, antwortete ich aufrichtig. »Ich glaube sowieso nicht, dass Peter MacKenzie richtig verstanden hat. Der Mann hat einen starken Akzent. Ich habe ihn so verstanden, dass das Nagelbrett für mich gedacht war.«
    »Dann hat also MacKenzie es angefertigt? Genau wie die fünf anderen, die wir gefunden haben?«
    »Muss er ja wohl.«
    Bagley warf einen Blick in irgendwelche Notizen. »Dr. Coleman hat ausgesagt, Sie hätten MacKenzie mitgeteilt, Sie hätten vor, ihn zu töten.«
    »Nur als er mich fragte, was ich tun würde, wenn er die Axt gegen Jess gebrauchen würde. Ich hatte überhaupt keinen Plan, als ich ins Vestibül kam, außer dass ich versuchen wollte, ihm einzureden, die Polizei wäre schon unterwegs.«
    »Da hatte Dr. Coleman aber einen ganz anderen Eindruck, Ms. Burns. Er behauptet, Sie hätten von dem Moment an, als Sie an der Tür erschienen, genau gewusst, was Sie tun. Er behauptet außerdem, MacKenzie habe den gleichen Eindruck gehabt.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ach, und was genau habe ich getan?«
    »Sie wollten sich rächen.«
    »War das Peters Eindruck?«
    »Er ist jedenfalls überzeugt, dass MacKenzie das so aufnehmen musste. Er sagt, der Mann habe Angst vor Ihnen gehabt.«
    »Gut«, sagte ich ungerührt.

    Bekleidet zu sein, machte einen Unterschied. Selbst ein dünnes Baumwollhemdchen und ein Sarong waren wie eine Rüstung im Vergleich zu der beschämenden Blöße der Nacktheit. Als ich mich entschloss, an der Tür zu

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