Des Teufels Werk
diesem Weg ins Haus gekommen. Er hat Farbe abgekratzt, als er mit seinem Schnappmesser den Riegel öffnete – und er hat Schmutz- und Grasspuren auf dem Teppich hinterlassen. Das ist im Übrigen auch das Fenster, durch das die Telefonleitung ins Haus geführt wurde. Das ganze Unternehmen – die Leitung zu durchschneiden und das Schloss zu knacken – dürfte nicht mehr als zwei Minuten gedauert haben. Wir halten es für am wahrscheinlichsten, dass er Sie vom Garten aus schon eine ganze Weile beobachtet hatte, und dann die Gelegenheit von Dr. Colemans Ankunft nutzte, um ins Haus zu gelangen. Solange die Hunde abgelenkt waren, hatte er Zeit genug, ums Haus herumzulaufen. Ihm war sicher aufgefallen, wie leicht dieses Fenster zu öffnen ist, als er mit einem Feldstecher das Haus beobachtet hatte.«
Ich verzog das Gesicht. »Wir haben es ihm leicht gemacht.«
Bagley schüttelte den Kopf. »Er hätte so oder so einen Weg gefunden, ins Haus zu kommen.« Er kehrte wieder zu dem zurück, was sich abgespielt hatte, nachdem ich die Hunde ins Vestibül gelassen hatte. »Dr. Coleman sagte, Sie hätten die ganze Zeit geschrien. Er hatte Angst, Sie wären verletzt.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Bitte versuchen Sie es, Ms. Burns«, sagte er geduldig. »Zu Dr. Coleman hatten Sie gesagt, Sie hätten geglaubt, die Hunde balgten sich um eine Katze. Aber in Barton House gibt es keine Katze.«
Ich erinnere mich daran, dass ich wie gelähmt war. Bei dem wütenden Knurren und Bellen der Hunde schoss es mir wie Eis durch die Adern, und ich stand eine Ewigkeit, so schien mir, wie erstarrt da. Die schrecklichen gutturalen Geräusche, die im ganzen Haus widerhallten, wurden durch den Steinboden und die hohe Decke über der Treppe verstärkt, und ich reagierte, wie ich in dem Keller in Bagdad reagiert hatte – ich erstarrte zur Salzsäule, bis die Raserei sich legte.
Wenn ich geschrien habe, so war ich mir dessen nicht bewusst, wobei ich gar nicht überzeugt bin, dass Peters Erinnerungen an die Ereignisse auch nur im Geringsten klarer waren als meine. Genau genommen hat er nur gesehen, wie MacKenzie plötzlich vom Stuhl sprang, um mir nachzulaufen. Den Rest reimte seine überreizte Fantasie sich zusammen. So redete er beispielsweise der Polizei ein, ich hätte den Hunden Befehle gegeben – zuerst zum Angriff, dann zum Rückzug –, aber ich hätte ja, wie ich Bagley immer wieder sagte, gar nicht gleichzeitig schreien und den Hunden befehlen können. Im Übrigen hätte ich die richtigen Befehle überhaupt nicht gekannt, Jess hatte sie mir nicht beigebracht.
»Das kann ich nicht akzeptieren, Ms. Burns. Sie sind eine Frau mit Fantasie. Sie hatten auch keine Aussage von Mary MacKenzie und konnten trotzdem ganz plausibel berichten, was sie hätte enthalten können. Das Gleiche gilt für das nicht vorhandene Täterprofil.«
»Das war doch alles völlig vage. Ich habe lediglich Allgemeinheiten aus Fallstudien zitiert, die ich im Internet gefunden hatte.« Ich schwieg einen Moment. »Ich wusste ja bereits eine ganze Menge über ihn – das ist das, was Peter vergisst. MacKenzie hat damals in Bagdad mehr über sich verraten, als er selbst merkte.«
»Dr. Coleman hat wohl großen Respekt vor Ihrer raschen Auffassungsgabe«, sagte Bagley mit einem dünnen Lächeln. »Seiner Meinung nach hatten Sie schon bei der ersten Begegnung mit Ms. Derbyshire bereits nach einer halben Stunde heraus, wie man mit den Hunden umgehen muss.«
»Ich habe Angst vor Hunden«, protestierte ich. »Das war heute Abend das erste Mal, dass ich mich näher als zehn Meter an einen Hund herangewagt habe. Ich bin sicher, das hat Ihnen Dr. Coleman auch erzählt.«
»Sicher, aber Sie sind weder blind noch taub, Ms. Burns.«
»Was soll das heißen?«
»Sie haben drei Monate lang gesehen und gehört, wie Ms. Derbyshire mit den Hunden umgeht. Haben Sie denn dabei gar nichts gelernt?«
Ich hätte mich vielleicht von Peters begeisterter Schilderung meines überlegenen Umgangs mit Psychopathen und Mastiffs geschmeichelt gefühlt, hätte sie nicht zu endlosen Fragen über meine Motive geführt. Mir wurde klar und deutlich erklärt, dass den britischen Gesetzen zufolge ein Wohnungsbesitzer das Recht hat, sich selbst und sein Eigentum vor Eindringlingen zu schützen. Dem Gesetz nach schloss der Begriff ›sich selbst‹ alle Familienangehörigen und Freunde ein, die sich zur fraglichen Zeit unter seinem Dach befanden und deren Leben er bedroht glaubte.
Doch das
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