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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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unterwürfig sind. Sie erinnern Sie an Ihre Mutter – wie sie schwitzend und grunzend unter den Männern lag, die sie mit nach Hause brachte.«
    Er sagte nichts, starrte mich nur an.
    »Sie müssen den Frauen die Augen verkleben, damit sie nicht sehen, wie klein Ihr Schwanz ist«, fuhr ich fort, »und Sie zwingen sie zur Fellatio, damit Sie nur ja mit keiner intimen Körperstelle in Berührung kommen. Brüste und eine Scheide machen Ihnen eine Scheißangst. Sie stecken ihn in einen Anus, aber nicht um alles in der Welt in eine Vagina.« Diesmal saß der Treffer, nach dem momentanen Schock in seinem Blick zu urteilen. »Steht alles in Ihrem Profil. Man nennt es ›Lampenfieber‹, weil Sie keine Erektion –«
    »Halt's Maul!«, fuhr er mich an und stach blitzartig mit dem Messer nach mir. »Du bringst mich ja total durcheinander.«
    Ich schluckte verzweifelt, um meinen Mund anzufeuchten. »Sie sind eine Witzfigur«, krächzte ich. »Ihre Mutter hat Sie zum Gespött gemacht. Sie hat gesagt, Sie hätten immer einen unterentwickelten Penis gehabt, deshalb hätten Sie zwanghaft –«
    In seinen hellen Augen flammte plötzlicher Hass auf. Er schoss von seinem Stuhl in die Höhe und stürzte auf mich los wie ein gereizter Stier. Aber ich war bereit. Bei seiner ersten Bewegung war ich zur Tür hinaus und rannte der grünen Tür entgegen. Ich schleuderte die Axt unter die Treppe, als ich daran vorüberkam, weil ich wusste, dass ich gar nicht fähig sein würde, sie zu gebrauchen, und umfasste den Türknauf aus Messing mit beiden Händen. Einen erschreckenden Moment lang drehten sich meine glitschig feuchten Hände um den Metallknauf anstatt ihn zu bewegen, und ich begann aus reiner Verzweiflung zu schreien wie am Spieß, als ich die Finger um den Knauf krallte und mit aller Macht versuchte, ihn zu drehen.

18

    Inspector Bagley wollte mir nicht glauben, dass meine Erinnerung an die Ereignisse, die folgten, so ungenau war, wie ich behauptete. Aber ich erinnere mich wirklich nur verschwommen. Das Ganze bleibt ein wirres Durcheinander aus Lärm und Körpern und der irgendwann auftretenden Wahrnehmung, dass viel Blut sich über die Steinplatten ergoss.
    Wenn ich gewusst hätte, sagte ich zu Bagley, dass man nur schreien musste, um einen Mastiff zum Angriff auf einen Fremden zu bewegen, hätte ich die Hunde gleich mit mir hineingenommen, anstatt sie im Flur zur Küche zu lassen. Weshalb MacKenzie allein gegenübertreten, wenn ich eine Meute riesiger Hunde hätte auf ihn hetzen können?
Weil ich überzeugt war, dass
er
sie auf mich hetzen würde, bevor
ich
sie auf ihn hetzen konnte.
Als ich sie hinter der grünen Tür zurückließ, erwartete ich eigentlich nur, dass sie für etwas Durcheinander sorgen würden, wenn ich sie ins Vestibül ließe.
    Ich hatte keine Zeit gehabt, mir einen Plan zurechtzulegen. Ich glaube, ich setzte einfach darauf, dass sich irgendwie eine Atempause gewinnen ließe und wir alle wegrennen könnten. Oder dass wenigstens Jess selbst den Hunden Befehle geben könnte und MacKenzie in eine Ecke getrieben würde. Alles, was ich tat, war improvisiert und basierte auf meiner Gewissheit, dass ich mit einer Waffe nichts würde ausrichten können. Es war ganz egal, welche ich wählte – Axt oder Spazierstock –, MacKenzie würde sie mir entreißen, sobald ich zum ersten Schwung ansetzte.
    »Warum sind Sie dann im Vestibül geblieben?«, fragte Bagley. »Warum haben Sie die Axt unter der Treppe hervorgeholt?«
    »Das weiß ich auch nicht. Es war so ein Krach, dass ich überhaupt nicht wusste, was los war. Es ist verrückt. Die Hunde haben nicht einen Laut von sich gegeben, solange sie im Flur waren, aber als ich die Tür aufmachte, sind sie total ausgerastet und direkt auf MacKenzie losgegangen. Ich verstehe immer noch nicht, wieso auf ihn? Wieso nicht auf mich? Erst eine Stunde vorher hatten sie es doch vor der Tür zum Anbau auf mich abgesehen.«
    »Er stand direkt vor ihnen.«
    »Aber wie ist er überhaupt vorher an den Hunden vorbeigekommen?«
    »Sind Sie sicher, dass er nicht schon ins Haus eingedrungen war, bevor Ms. Derbyshire zurückkam?«
    »Ziemlich sicher, ja. Die Telefonleitung wurde erst durchgeschnitten, nachdem ich die E-Mail an meine Eltern geschickt hatte – und das einzige unverschlossene Fenster, das Sie gefunden haben, war das vom Arbeitszimmer. Aber ich erinnere mich, dass ich nachgeschaut habe, ob der Riegel zu ist, als Jess anfangs da war. Er war definitiv zu.«
    »Er ist eindeutig auf

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