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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Hand geschlagen … die, in der er das Schnappmesser hielt. Dr. Coleman hatte den Eindruck, dass Sie die Hunde vor weiterem Schaden schützen wollten – und
nicht
MacKenzie.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, aber Peter schreibt mir da eine kaltblütige Kontrolliertheit zu, die ich überhaupt nicht hatte. Es stimmt, dass ich MacKenzies Hand getroffen habe, aber das war reiner Zufall. Wenn ich tausendmal zuschlagen würde, gäbe es tausend verschiedene Treffer. Ich kann nicht einmal mit einem Hammer richtig umgehen – glauben Sie im Ernst, dass ich da mit einer Axt genau das treffen würde, was ich will?«
    Ich hätte noch plastischer argumentieren können, wenn ich ihm gesagt hätte, dass mein Ziel MacKenzies Kopf gewesen war und ich ihn um einen Meter verfehlt hatte, aber das wäre ein spektakuläres Eigentor gewesen, da ich ihn ja überzeugen wollte, dass unverhältnismäßige Gewaltanwendung für mich nie in Frage gekommen war. Ebenso wenig für Jess. Und ebenso wenig für meinen Vater.
    »Und wo waren die Hunde, als das passierte, Ms. Burns?«
    »Die rannten um MacKenzie herum. Es ist ein Wunder, dass ich nicht einen von ihnen getroffen habe.«
    »Das kann man wohl sagen«, versetzte er ironisch. »Vielleicht hielt MacKenzie entgegenkommenderweise seine Hand etwas abseits von der Meute.« Er schien auf die Bemerkung keine Antwort zu erwarten, denn er fuhr gleich zu sprechen fort. »Ich habe etwas Mühe zu verstehen, wie jemand mit einer Hundephobie den Mut aufbrachte, sich mitten in einen Kampf unter ausgewachsenen Mastiffs zu werfen. Zusammen müssen die Hunde doch grob geschätzt an die sechs Zentner schwer gewesen sein – und Sie hatten Ihren eigenen Worten zufolge die Befürchtung, sie könnten sich in einen Blutrausch hineingesteigert haben. Was Sie getan haben, war entweder sehr mutig oder sehr dumm.«
    »Sehr dumm«, versicherte ich. »Ungefähr genauso dumm wie vorher die Rückkehr ins Haus – aber in der Angst denkt man nicht vernünftig.«
    Neuerliche Ironie. »Ja, das trifft sicher auf die meisten Menschen zu.« Er lächelte schmal. »Und wieso haben sich die Hunde schließlich zurückgezogen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube, der Krach, als die Axt auf den Steinboden schlug, hat sie erschreckt. MacKenzie wurde ja nur von der oberen Hälfte der Schneide getroffen – der untere Teil knallte auf die Steinplatten.«
    Wieder der Blick in die Aufzeichnungen. »Und daraufhin haben Sie ihn gefesselt?«
    »Ja.«
    »Obwohl er verletzt war?«
    »Ja.«
    »Mit seinem eigenen Isolierband – was bedeutet, dass Sie ins Arbeitszimmer zurücklaufen mussten?«
    »Ja.«
    »Aber Sie haben nicht daran gedacht, Dr. Coleman und Ms. Derbyshire zu befreien?«
    »Ich hatte nicht die Zeit. Ich hatte Angst, MacKenzie sich selbst zu überlassen, sogar die paar Sekunden, die ich brauchte, um ins Arbeitszimmer und wieder zurückzulaufen.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Weil ich überzeugt war, dass ihm nur die Luft weggeblieben war. Seine Augen waren offen – und er hat gestöhnt. Er beschimpfte mich, als ich das Schnappmesser mit dem Fuß wegstieß.« Müde massierte ich meine Schläfen mit den Fingerspitzen. »Ich habe ehrlich gesagt schon daran gedacht, ihm einen Schlag auf den Kopf zu geben, um ihn bewusstlos zu machen, aber ich wusste nicht, wie stark so ein Schlag sein müsste, und ich hatte Angst, ihn aus Versehen zu töten.«
    »Hm … Dr. Coleman hat das Stöhnen erwähnt. Er sagt, es hörte auf, nachdem Sie das Klebeband geholt hatten. Haben Sie ihm auch den Mund verklebt, Ms. Burns?«
    »Behauptet Peter das?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich nahm das als eindeutige Verneinung. »Er wurde ohnmächtig, als ich ihm die Hände fesselte. Wenn mir klar gewesen wäre, dass ich ihm die Finger gebrochen hatte, wäre ich vielleicht etwas vorsichtiger gewesen – aber zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass ich sie überhaupt getroffen hatte. Man würde doch erwarten, dass so eine Axtschneide sie abtrennen würde, nicht nur verletzen, oder nicht?«
    »Das kommt darauf an, wann die Schneide zuletzt geschliffen wurde.«
    »Jetzt weiß ich das auch. Damals hatte ich keine Ahnung.«
    »Sahen Sie denn nicht, dass er außer Gefecht war? Er war von einer Meute Hunde attackiert und mit einer Axt angegriffen worden.«
    Ich nahm mir ein paar Sekunden Zeit, um Ordnung in meine Gedanken zu bringen. »Nein, das war nicht zu sehen. Zugegeben, er sah ein bisschen gruselig aus, weil

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