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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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er über und über mit Blut von Bertie bedeckt war, aber ich hatte ihn bei Prügeleien in Sierra Leone erlebt und wusste, dass er ein harter Bursche war. Es wäre der reine Wahnsinn gewesen, irgendetwas zu riskieren.«
    Der Inspector machte wieder ein skeptisches Gesicht. »Die normalere Reaktion wäre doch gewesen, so schnell wie möglich einen Arzt zu holen – zumal einer ganz in der Nähe war.«
    »Das habe ich ja auch getan«, entgegnete ich ruhig. »Peter fand auch, dass es richtig gewesen war, ihn zuerst zu fesseln. Von dem ganzen Blut stammte kein Tropfen von MacKenzie. Er hatte gebrochene Finger und ein paar Blutergüsse an den Armen, wo die Hunde ihn gepackt hatten. Aber da war nicht einmal die Haut aufgeritzt.«
    »Hat Ms. Derbyshire Ihnen irgendwann einmal gesagt, dass sie ihre Hunde genau darauf abgerichtet hat? Dem Gegner Angst zu machen und ihn in Schranken zu halten.«
    »Nein. Sie sagte nur, ich brauchte keine Angst vor ihnen zu haben, aber sie hat mir nie erklärt, warum nicht.« Ich versuchte es mit einem möglichst freimütigen Lächeln. »Wenn sie es mir erklärt hätte, hätte ich ja gewusst, dass MacKenzie keine Gefahr von ihnen drohte.«
    »Aber Sie wussten, dass MacKenzie ein Schnappmesser hatte, und wussten daher auch, dass den Hunden von
ihm
Gefahr drohte. Vermutlich konnten Sie sich auch eine Vorstellung davon machen, wie zornig Ms. Derbyshire auf den Tod eines ihrer Hunde reagieren würde?«
    »Eigentlich nicht«, sagte ich entschuldigend. »Ich habe mit Hunden nie viel am Hut gehabt.«
    Seine Skepsis wuchs. »Warum haben Sie Ms. Derbyshire vor Dr. Coleman befreit?«
    »Weil sie die Hilfe am dringendsten gebraucht hatte. Wenn ihre Konzentration nachgelassen hätte, wäre sie direkt auf die Nägel gestürzt.«
    »Aber warum haben Sie dann Dr. Coleman nicht sofort nach ihr befreit?« Wieder warf er einen Blick in seine Aufzeichnungen. »Er sagt, Sie und Ms. Derbyshire hätten das Zimmer verlassen und Sie seien erst nach mehreren Minuten allein zurückgekommen – das widerspricht Ihrer früheren Aussage, dass Sie Dr. Coleman auf dem schnellsten Weg zu MacKenzie brachten.«
    Ich seufzte. »Nur wenn Sie Peters geschätzten Zeitangaben glauben. Aber meiner Ansicht nach liegt er mit einigen seiner Schätzungen ziemlich daneben. So sagen Sie, dass seinem Eindruck nach von dem Moment, als er die Küche verließ, bis zu meinem Erscheinen an der Tür zum Arbeitszimmer eine halbe Stunde verging. Meiner Schätzung nach war es eher eine
Viertel
stunde. Und der Kampf mit den Hunden hat nie im Leben fünf Minuten gedauert, wie Peter behauptet. Sechzig Sekunden vielleicht! In fünf Minuten hätte MacKenzie sämtliche Hunde umbringen können.«
    »Dr. Coleman hat im Rahmen seiner beruflichen Arbeit täglich mit Notfällen zu tun, Ms. Burns. Warum sollten seine zeitlichen Einschätzungen weniger genau sein als Ihre?«
    »Weil ich mehr Erfahrung mit gefährlichen Situationen habe. In einem Kriegsgebiet lernt man sehr schnell, dass die Dinge riesige Dimensionen annehmen, wenn man akut bedroht ist – zehn Minuten unter Mörserbeschuss werden zu zehn Stunden – hundert Männer mit Macheten sehen aus wie fünfhundert.« Ich stützte meine Ellbogen auf den Tisch. »Ich habe Peter nur so lang warten lassen, wie ich brauchte, um Jess die Treppe hinaufzubringen – das war maximal eine Minute. Sie hatte einen Schock und wusste nicht, was MacKenzie mit ihren Kleidern gemacht hatte, und ich habe gesagt, sie solle etwas von mir anziehen, bis wir sie gefunden hätten. Dann bin ich wieder hinuntergegangen und habe Peter befreit.«
    Der Inspector nickte, als könnte er das akzeptieren. »Sie sprechen von den Kleidern, die draußen vors Fenster geworfen worden waren?«
    »Richtig. Jess glaubt, er hätte sie hinausgeworfen, um die Hunde zu verwirren, falls sie an der Stelle, wo er eingestiegen war, seine Witterung aufnehmen sollten.«
    »Sie hätten sie für die Polizei liegen lassen sollen, Ms. Burns.«
    »Das konnte ich nicht. Jess hatte nichts anzuziehen, alle meine Sachen waren ihr viel zu lang, und sie brauchte ihre Stiefel.«
    Wieder nickte er. »War Ms. Derbyshire im Vestibül, als Dr. Coleman MacKenzie untersuchte?«
    »Nein, sie war noch oben.«
    »Wo waren die Hunde?«
    »Bei Jess. Sie wollte schauen, ob sie irgendwo verletzt waren.«
    »Ausgenommen« – er sah in seine Papiere – »Bertie. Der war bereits tot?«
    »Ja.«
    »Wer hat seinen Tod festgestellt, Ms. Burns? Sie? Oder Ms. Derbyshire?«
    Ich

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