Des Teufels Werk
durch beide Rohre Bleiche geflossen sei, worauf er behauptete, es sei reine Routine. Als ich darauf entgegnete, für mich sei es Routine, regelmäßig zu baden und meine Kleider zu waschen, ließ er am Montagnachmittag sehr widerwillig die Rohre wieder instand setzen.
Am Mittwochabend sah ich, ungefähr eine halbe Stunde nachdem Bagley abgezogen war, wie Jess' Land Rover die Einfahrt heraufkam. Ich weiß noch, dass ich mich fragte, woher sie wusste, dass er weg war, und halb den Verdacht hatte, sie habe auf ihrer obersten Wiese mit dem Feldstecher auf der Lauer gelegen. Denn eines wusste ich von Jess, ihre Geduld war unerschöpflich. Sie hatte hundert Stunden gefilmt, um ein fünfzehnminütiges Video über Wiesel herzustellen.
»Ich hoffe, Sie verstehen, wozu das alles notwendig war, Ms. Burns«, sagte Bagley, als er ging, und bot mir, gewissermaßen als Friedenszeichen, die Hand.
»Ehrlich gesagt, nein«, antwortete ich nach einem flüchtigen Händedruck. »Geht es darum, Punkte zu sammeln? Bekommen Polizisten eine aufs Dach, wenn sie nicht wenigstens so tun als ob?«
»Wenn Sie es so sehen wollen.«
»Genau so«, versicherte ich ihm. »Peter hat mir erzählt, dass er nur zweimal vernommen worden ist – einmal, um seine Version zu erzählen, und das zweite Mal, um zu bestätigen oder zu widerlegen, was Jess und ich gesagt hatten. Ich finde das nicht fair, da wir doch alle Zeugen in derselben Sache sind.«
»Was sich vor Dr. Colemans Heimfahrt abspielte, ist nicht strittig. Uns interessiert die Frage, wie MacKenzie sich befreien und spurlos verschwinden konnte.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er sich an seine SAS-Ausbildung erinnert.«
»Ich dachte, Sie nehmen ihm die Sache mit der SAS nicht ab.«
»Tu ich auch nicht«, bestätigte ich, »aber das heißt noch lange nicht, dass ich Recht habe.«
Es blieb einen Moment still, dann lachte er unvermittelt. »Dass ich das mal erleben würde, hätte ich nicht gedacht.«
»Was?«
»Dass Ms. Burns zugibt, dass sie sich geirrt haben könnte.« Er sah mich schweigend an. »Ich hoffe, Sie und Ms. Derbyshire wissen, was Sie tun«, sagte er dann abschließend.
Ich spürte das vertraute Flattern im Bauch. »Wieso?«
»Indem Sie hier bleiben«, sagte er leicht überrascht. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie oder Ms. Derbyshire stark genug sind, um MacKenzie noch einmal gegenüberzutreten …«
Jess' brummiges Gesicht, als sie in die Küche stapfte und eine prall volle Plastiktüte auf den Tisch warf, hatte etwas ungeheuer Beruhigendes. »Ich hasse diesen Mistkerl«, sagte sie.
»Welchen?«
»Bagley. Wollen Sie wissen, was er mir zuletzt noch vor den Latz geknallt hat? ›Sie haben uns auf der ganzen Linie behindert, Ms. Derbyshire‹« – sie verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln à la Bagley –, »›aber Dr. Coleman hat mir gesagt, dass es Ihnen an kommunikativen Kompetenzen fehlt, ich habe deshalb den Rechtsgrundsatz ‚Im Zweifel für den Angeklagten‘ gelten lassen.‹ Dieser blöde Wichser. Ich habe ihm gesagt, er soll sich verpissen.«
»Peter?«
»Bagley.« Ihre Augen blitzten plötzlich amüsiert auf. »Ich habe Peter auf Eis gelegt. Weiß der Himmel, was er denen erzählt hat, geholfen hat es uns jedenfalls nicht. Bagley scheint uns für ein Paar Amazonen zu halten. Hat er Sie nach Ihrer sexuellen Orientierung gefragt?«
»Nein.«
»Ich kann mich dafür wahrscheinlich bei den Idioten im Dorf bedanken«, sagte sie ohne Feindseligkeit. »Er fragte mich allen Ernstes, ob es für eine Lesbe schlimmer ist, sich von einem Psychopathen ausziehen lassen zu müssen. Was soll diese Frage?«
»Was haben Sie ihm geantwortet?«
»Ich habe gesagt, er kann mich mal.« Sie begann, die Tüte auszupacken. »Ich habe Ihnen ein paar Fressalien mitgebracht. Haben Sie die letzten Tage wenigstens richtig gegessen?«
»Ich habe hauptsächlich von belegten Broten gelebt. Die Polizei hat immer ganze Wagenladungen kommen lassen.«
»Champagner«, sagte sie und stellte eine Flasche Heidsieck auf den Tisch. »Ich weiß nicht, ob er gut ist – dann Räucherlachs und Wachteleier. Ich esse so etwas normalerweise nicht, aber ich dachte, Sie mögen es vielleicht. Das Übrige ist vom Hof.« Sie reichte mir die Flasche. »Ich finde, Sie haben eine kleine Feier verdient.«
Ich konnte mir einen nervösen Blick über die Schulter zur Einfahrt nicht verkneifen. Was würde Bagley von dieser ›kleinen Feier‹ halten?
Jess las meine Gedanken. »Bertie
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