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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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leerstehenden Häuser in Winterbourne Barton durchsucht? Vielleicht hat er sich in einem Wochenendhaus verkrochen und ernährt sich von den Vorräten der Eigentümer, während er vor ihrer Glotze sitzt. Oder vielleicht hat er die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen und ist irgendwo abgestürzt.«
    Keine Frage, Jess und ich weckten einen tiefen Argwohn bei ihm. Er wusste, dass wir MacKenzie nicht innerhalb einer halben Stunde weggezaubert haben konnten, aber unsere Haltung war ihm ein Dorn im Auge. Ich war zu zungenfertig, und Jess war zu wortkarg. Peter zufolge, der es von einem Freund bei der Polizei gehört hatte, kam sie den Beamten bei der Vernehmung genauso wenig entgegen wie allen anderen Leuten, die mit ihr zu tun hatten.
    Was geschah, als Sie die Küche verließen, Ms. Derbyshire?
Jemand hat mich überfallen.
Können Sie das näher erklären?
Nein.
Wussten Sie, wer der Angreifer war?
Ich konnte es mir denken.
Wer hat Sie entkleidet?
Er.
Fürchteten Sie, er würde Sie vergewaltigen?
Ja.
Obwohl Dr. Coleman und Ms. Burns im Haus waren?
Ja.
Hat MacKenzie mit Ihnen gesprochen?
Nein.
Wieso glaubten Sie dann, er werde Sie vergewaltigen?
Er hat mir die Kleider ausgezogen.
Können Sie das näher erläutern?
Nein.
Hat der Tod Ihres Hundes Sie sehr getroffen?
Ja.
Wollten Sie sich für Bertie rächen?
Ja.
Wollten Sie sich dafür rächen, was MacKenzie Ihnen angetan hatte?
Ja.
Und haben Sie sich gerächt?
Nein.
Warum nicht?
Weil die Zeit nicht reichte.
Aber Sie hätten es getan, wenn nicht vorher die Polizei eingetroffen wäre?
Ja.
    Unser schlimmster Fehler schien zu sein, dass wir nicht ängstlich genug waren. MacKenzie war auf freiem Fuß, da hätten wir doch Polizeischutz rund um die Uhr verlangen müssen oder Unterbringung in einer geheimen Wohnung, aber das taten wir beide nicht. Jess wollte nicht vom Hof weg, weil sie sich nicht darauf verlassen konnte, dass der Laden ohne sie lief, und ich hatte ja praktisch Polizeischutz, solange die Fahndung im Tal andauerte.

    Es waren seltsame Tage. Obwohl Jess und ich nie festgenommen oder offiziell beschuldigt wurden, behandelte man uns beide wie Verdächtige in einem Mordfall. Ich wurde mehrmals gefragt, ob ich einen Anwalt hinzuziehen wolle, was ich stets mit der Begründung ablehnte, dass ich nichts zu verbergen hätte. Jess hat es wohl genauso gehalten. Das einzig Positive war, dass der Presse Zügel angelegt wurden, während jeder Winkel von Winterbourne Valley durchsucht wurde, und dass die Polizei unsere Namen geheim hielt – auch den Peters und den meiner Eltern –, nachdem Jess und ich uns auf unser Recht auf Wahrung unserer Anonymität berufen hatten.
    Ich durfte kurz meine Mutter im Kreiskrankenhaus besuchen, ehe sie nach London, zu meinem Vater, verlegt wurde, und ich konnte mit meinem Vater telefonieren. Wegen seines Unterkiefers überließ er das Sprechen hauptsächlich mir, aber immerhin lachte er ein paarmal und schien erfreut, als ich vorschlug, er und meine Mutter sollten mich besuchen, sobald der ganze Wirbel sich gelegt habe. Er brachte einige Sätze zustande, die ich verstand. »Haben wir gesiegt? Sind die bösen Geister tot?«
    »Tot und begraben«, sagte ich.
    »Gut.«
    Es war wahrscheinlich ein Glück, dass niemand das kurze Gespräch mithörte, es wäre zweifellos falsch interpretiert worden. Ebenso wie mein Gespräch mit Jess, als die Polizei endlich einräumte, dass wir mit MacKenzies Verschwinden nichts zu tun hatten. Man wies uns darauf hin, dass wir mit weiteren Befragungen rechnen müssten, sollte MacKenzie gefunden werden, tatsachlich jedoch hatten wir endlich grünes Licht bekommen, unser ganz normales Leben weiterzuführen.
    Ich hatte Jess seit Sonntagfrüh nicht mehr gesehen und gesprochen. Niemand hatte uns den Kontakt verboten, aber solange ständig Polizei da war, verspürten wir beide keine große Sehnsucht uns auszutauschen. Die Telefonleitung wurde unverzüglich repariert, mehr der Polizei als meinetwegen, aber ich durfte immerhin im hinteren Zimmer oben meinen Laptop anschließen, als ich erklärte, dass mein Chef in Bagdad eine Erklärung verdiene, bevor MacKenzies Name in den Nachrichtenmeldungen erscheine.
    Drei Tage lang durfte ich mich nur in diesem Zimmer und in der Küche aufhalten. Sogar das Badezimmer war achtundvierzig Stunden lang gesperrt, während dort das Abflussrohr zur polizeilichen Untersuchung auseinander genommen wurde. Das Gleiche geschah mit der Spülküche. Ich fragte Bagley, was er zu finden hoffe, da doch

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