Des Teufels Werk
erklärt hatte, dass ihre Geduld am Ende sei.« Sie hielt mir mit bittender Gebärde die Hände hin. »Sie müssen sich doch gewundert haben, warum die Leute hier Jess mit solcher Vorsicht begegnen. Nun, das ist der Grund. Alle meinen es erst einmal gut mit ihr, weil sie ihnen Leid tut, aber es endet unweigerlich damit, dass sie wünschen, sie hätten sich nie um sie gekümmert. Fragen Sie Mary, wenn Sie mir nicht glauben.«
Ich glaubte ihr. Ich hatte vieles von dem, was sie schilderte, bereits am eigenen Leib erfahren. »Ich werde daran denken«, versprach ich, »und ich danke Ihnen für Ihre Offenheit.« Dann kam ich wieder auf den Breitbandanschluss zu sprechen. »Ich fühle mich hier sehr isoliert – besonders nachts. Mit einer guten Telefonverbindung wäre mir viel wohler.«
Madeleine gab sofort ihr Einverständnis und fügte hinzu: »Jess' Lösungen halten nie lange. Sie hat Mami immer irgendwelche provisorischen Geschichten zurechtgebastelt, die nach zwei Tagen nicht mehr funktionierten. Ich weiß noch, wie sie versuchte, den Fernseher im Schlafzimmer anzuschließen, das Bild war nie gut.«
Aber sie hat es wenigstens versucht, dachte ich und fragte mich, welche praktische Hilfe Madeleine ihrer Mutter je geleistet hatte. Ich nahm eine Packung Zigaretten aus meiner Tasche. »Rauchen Sie?«
Sie schaute so pikiert drein, als hätte ich ihr Heroin angeboten. »Hat der Makler nicht darauf hingewiesen, dass das ein Nichtraucherhaus ist?«
»Nein.« Ich klemmte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie mit meinem Feuerzeug an. »Ich glaube, er versuchte schon eine ganze Weile, es an den Mann zu bringen. Er hätte jedem den Schlüssel gegeben, solange die Kaution bezahlt wird.« Ich lehnte mich im Sessel zurück und blies Rauch in die Luft. »Wenn es Ihnen nicht recht ist, kann ich jederzeit ausziehen, vorausgesetzt natürlich, Sie erstatten mir mein Geld zurück. Ihr Makler hat gerade ein Reihenhaus in Dorchester im Fenster, das schon Breitbandanschluss hat.«
Sie verzog genervt den Mund, als hätte mein ständiges ›Breitband‹ die gleiche Wirkung auf sie wie ihr fortwährendes ›Mami‹ auf mich. »Nun ja, wenn Sie Ihre Zigarette immer richtig ausmachen. Das Haus steht unter Denkmalschutz«, sagte sie ziemlich wichtigtuerisch.
Ich versicherte ihr, ich sei stets vorsichtig. »Da müssen Sie doch jedes Mal Angst gehabt haben, wenn Ihre Mutter Feuer gemacht hat«, murmelte ich mit einem Blick zum offenen Kamin. »Besonders als sie immer zerstreuter wurde.«
Madeleine schnitt eine Grimasse. »Nein – aber nur, weil ich keine Ahnung hatte, wie es um sie stand. Wenn ich herkam, wirkte sie immer so, als hätte sie alles im Griff – ein bisschen vergesslich vielleicht in kleinen Dingen, aber was den Haushalt anging, geistig völlig auf der Höhe. Ich hätte mir entsetzliche Sorgen gemacht, wenn ich geahnt hätte, dass sie nicht zurechtkam. Das Haus ist seit Generationen in unserer Familie.«
Auch hier hätte ich es einfach dabei bewenden lassen sollen, denke ich, aber ›seit Generationen‹ hörte sich nach Ewigkeiten an und nicht nach den lumpigen siebzig Jahren, die das Haus tatsächlich im Besitz dieser Familie war. »Hat nicht Ihr Urgroßvater das Anwesen gekauft? Ich hörte, dass er im Ersten Weltkrieg große Rüstungsgeschäfte gemacht hat – und 1935, als er sich aus dem Geschäftsleben zurückzog, das ganze Tal gekauft hat.«
»Hat Jess Ihnen das erzählt?«
»Ich weiß nicht mehr genau«, log ich. »Ich glaube, es war gestern jemand. Wodurch hat Ihre Familie das Tal dann wieder verloren?«
»Erbschaftssteuern«, sagte sie. »Großvater musste es verkaufen, als sein Vater starb. Er bekam praktisch nichts dafür, aber der Bauunternehmer, der es kaufte, machte ein Vermögen.«
»Ist das der, der die Häuser auf der Dorfseite gebaut hat, wo Peter wohnt?«
»Richtig.« Das war offensichtlich ein wunder Punkt. »Das war alles unser Land, bis Haversham die Baugenehmigung dafür bekam. Jetzt gehört seiner Familie eine der größten Baufirmen in Dorset, während wir auf einem armseligen Morgen Garten sitzen.«
»Hat Haversham das ganze Tal gekauft?«
Sie nickte. »Großvater war träge. Er hatte keine Lust, das Land selbst zu bewirtschaften oder wenigstens Pächter zu suchen. Also überließ er es Haversham und sah zu, wie der das Ackerland in einzelnen Parzellen verkaufte und das Doppelte von dem bekam, was er meinem Großvater bezahlt hatte.«
»An wen hat er verkauft?«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher