mit genau 15 Wörtern. Ich bin so verdammt wütend auf dich. Seit deinem Abflug bin ich krank vor Angst.
Damit du's weißt: Ich habe London die Hölle heiß gemacht, und rausgekommen ist nichts weiter, als dass die dort noch weniger wissen als ich. Harry Smith musste einen Kollegen von einer Boulevardzeitung nach der Adresse deiner Eltern fragen, weil deine Angaben zu ›nächste Angehörige‹ nicht mehr stimmen. Dein Vater rückt nicht mehr heraus, als dass du »nicht in London« bist und er alle Nachrichten weitergeben wird. Wieso hast du auf keine einzige reagiert? Wo bist du? Was ist los? Warst du beim Arzt? Ich hätte den Mund bestimmt nicht gehalten, wenn ich geahnt hätte, dass du vorhast, dich ganz allein mit dieser Sache herumzuschlagen. Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich hier zu hören bekomme?
Ich nehme an, du hast an meine Privatadresse geschrieben, damit das Büro nichts erfährt. Schön, meinetwegen, nur hast du mir überhaupt nichts mitgeteilt außer deiner neuen EMailAdresse und dass es dir ›gut‹ geht. Das glaube ich nicht. Ich kann es nicht glauben. Du
musst
mit jemandem reden. London hatte einen Therapeuten für dich gesucht – sie waren bereit, dir jeden Schutz zu geben, den du gewünscht hättest –, aber du hast sie in den Wind geschossen. Warum? Ist dir nicht klar, was das wahrscheinlich für Folgen haben wird? Ich habe heute noch Alpträume von Bob Lerwicks Erschießung vor meinen eigenen Augen, und das ist jetzt zehn Jahre her.
Ich könnte mich unentwegt dafür ohrfeigen, dass ich dich nicht gezwungen habe, dir hier helfen zu lassen. Ich glaubte, es wäre richtig, alles unter Verschluss zu halten, aber jetzt …
Das Ganze entwickelt sich, offen gesagt, zu einer Riesenscheiße. Ich bin bereits dreimal von einem zynischen USBullen (namens Jerry Greenhough) vernommen worden, der mit der Polizei von Bagdad zusammenarbeitet und zu dem Schluss gelangt ist, dass die ganze ›Entführung‹ Schwindel war. Er glaubt offenbar, du hättest vor, eine gewaltige Entschädigung herauszuschlagen oder einen Bestseller über etwas zu schreiben, was nie passiert ist.
Schreibe mir, Connie. Besser noch, ruf mich an. Meine Nummer ist immer noch dieselbe.
Alles Liebe, Dan
Auszüge aus Aufzeichnungen unter dem Aktenzeichen ›CB15 – 18/05/04‹
… Nach einer Weile ist es gar nicht mehr schwer zu gehorchen. Tu dies. Tu das. In Gedanken habe ich mich aufgelehnt. Wenn du mich am Leben lässt, wirst du sterben. Es war ein Mittel, um bei Verstand zu bleiben …
… Die Wahrheit war anders. Du gehörst mir. Du stirbst, wenn ich es will. Du sagst, was ich dir zu sagen befehle. Du lächelst, wenn ich dir befehle zu lächeln …
… Wann kam der Punkt, an dem ich beschloss, mich für immer beherrschen zu lassen? Als ich merkte, dass jede entwürdigende Handlung, die ich vollzog, auf Video aufgenommen wurde? Warum habe ich mich nicht geweigert? War die Angst vor dem Erstickungstod so schlimm, dass ich bereit bin, so ein Leben zu führen?
… Es gab keine Spuren, die verraten hätten, was geschehen war. Ich blutete nach innen, nicht nach außen …
… Ich kann mich glücklich preisen. Ich bin am Leben. Ich habe getan, was mir befohlen wurde …
Von:
[email protected] Abgesandt: Mo, 19/07/04, 17.22
An:
[email protected] Thema: Keith MacKenzie
Anhang: AC/WF.doc. (53KB)
Schön, von Ihnen zu hören, Connie. Nach Ihrer Freilassung habe ich versucht, Sie über Ihr Handy und eine alte Adresse zu erreichen, aber ohne Erfolg, vermutlich hat ein Dieb in Bagdad sie verschwinden lassen. Ich war entsetzt, als ich von Ihrer Entführung erfuhr, zumal es so bald nach Ihrer EMail über MacKenzie im Mai passierte. Sie schreiben, dass es keine Verbindung zwischen den beiden Dingen gibt, aber ich habe mir diesbezüglich natürlich so meine Gedanken gemacht. Ich habe sogar mit Bill Fraser in Basra Verbindung aufgenommen und ihn gebeten, sich mal kundig zu machen. Zum Glück tauchten Sie unversehrt wieder auf, bevor er der Sache weiter nachgehen konnte.
Sie schreiben, Ihr Chef würde die O'Connell/MacKenzieStory gern da weiterverfolgen, wo Sie abbrechen mussten. Ich schicke Ihnen wie gewünscht im Anhang meine gesamte Korrespondenz mit Bill, auch wenn einiges für Sie nicht angenehm zu lesen sein mag. Bill berichtet, dass die Situation in Bagdad außer Kontrolle ist. Ausländer sind Freiwild geworden, seit die meisten Entführungen von professionellen Banden ausgeführt werden, die