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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Familie sie sich vor neuen Bekannten gern schmückte. Mir schien diese Beziehung etwas unwahrscheinlich, da zwischen der Schriftstellerin und Lily ein beträchtlicher Altersunterschied bestand und die du Maurier schon seit fünfzehn Jahren tot war, aber Madeleine konnten solche Kleinigkeiten nicht bremsen. In ihrer Welt kam schon eine flüchtige Partybegegnung Freundschaft gleich.
    Sie warf aus Effekthascherei mit Namen um sich, genau wie es angeblich ihre Mutter getan hatte. Ich kapierte das, als ich mich über die Bilder in Barton House ausließ und dabei erfuhr, dass Nathaniel Harrison ihr Ehemann war. Es erklärte Jess' Bemerkung, Madeleine habe die Sammlung erworben, indem sie mit dem Mann, dem sie gehörte, geschlafen habe – auch wenn »sie ist mit dem Maler verheiratet« aufschlussreicher gewesen wäre. Madeleine ließ sich über Nathaniel aus, als gehörte er zu den Großen, und um diesen Eindruck zu untermauern, zitierte sie David Hockney, ließ durchblicken, dass er ein enger Freund der Familie und ein großer Bewunderer der Arbeit ihres Mannes sei. Wenn man ihr so zuhörte, musste man glauben, Hockney sei regelmäßiger Gast in Nathaniels Atelier und stimmte bei Kritikern und Kunsthändlern Lobgesänge auf ihn an. Mich interessierte das wirklich, nicht nur, woher sie Hockney kannten, sondern auch warum der sich für einen Kollegen ins Zeug legen sollte, der so einen ganz anderen Stil und Zugang zur Malerei hatte als er.
    »Ich wusste gar nicht, dass er so viel in England ist«, sagte ich. »Ich dachte, er lebt jetzt in Amerika.«
    Madeleine lächelte. »Er kommt, wann immer er kann.«
    »Und wie haben Sie ihn kennen gelernt?«
    »Ach, die Welt der Malerei ist klein«, sagte sie ziemlich kühl und schaute sich schon nach einem anderen Gesprächspartner um. »Nathaniel wird zu allen Vernissagen eingeladen.«
    Ich hätte es dabei bewenden lassen sollen. Stattdessen fragte ich, welche anderen zeitgenössischen Künstler sie und ihr Mann kannten. Lucian Freud? Damien Hirst? Tracey Emin? Und welchen Platz ihr Mann in der Britart-Szene einnehme. Ob Saatchi Arbeiten von ihm erworben habe. Sie lächelte tapfer weiter, aber die Augen blieben kühl, und mir war klar, dass ich irgendeine unsichtbare Grenze überschritten hatte. Ich hätte meine Verehrung für den abwesenden Nathaniel kundtun, nicht nach anderen Malern fragen oder deren enge Freundschaft mit Nathaniel in Zweifel ziehen sollen.
    Es war alles sehr kindisch, und es amüsierte mich, wie sie mir aus dem Weg ging, bis Peter uns wieder zusammenbrachte. »Hat Marianne dir erzählt, dass Jess Derbyshire ihr bei den ersten Startschwierigkeiten geholfen hat?«, fragte er, als er sie mir zuführte, die Hand locker in ihrem Rücken. »Jess hat einen Turm gebaut, damit Marianne über ihr Handy ins Internet kann.«
    Ich beobachtete, wie Madeleines Gesicht sich verschloss, als Jess erwähnt wurde. »Er ist ziemlich wacklig«, sagte ich. »Wir haben oben, unter der Decke des hinteren Zimmers Empfang bekommen. Aber ideal ist es nicht. Besser wäre ein Breitbandzugang. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich einen legen lasse? Das geht über das Amt in Barton Regis und würde mir das Leben wesentlich leichter machen. Den Makler habe ich schon gefragt, und er meint, solange ich die Sache bezahle, sehe er kein Problem. Ich lasse das ADSL-Modem auch gern da, wenn ich ausziehe.«
    Peter legte mir scherzhaft die Hand auf die Schulter. »Keinen Fachjargon für Madeleine. Sie benützt noch Pergament und Federkiel. – Es ist ein kleiner Kasten«, erklärte er ihr, »der die Stimmen von der Online-Verbindung trennt … das heißt, du kannst Telefon und Computer gleichzeitig benützen. Wenn Marianne bereit ist, dafür zu zahlen, würde ich dir raten, ihr schleunigst grünes Licht zu geben.« Er lachte. »Das wird deine alte Burg für den nächsten Mieter ein bisschen attraktiver machen, und es kostet dich gar nichts.«
    Madeleines Lächeln hätte einem Eisenaffen die Eier abgefroren, aber es galt nicht Peter. Es galt mir. Ich hatte das starke Gefühl, dass sie über seine Hand auf meiner Schulter sauer war, nicht über das, was er gesagt hatte.

    Ich war daher erstaunt, als sie am nächsten Morgen strahlend lächelnd in Barton House erschien. »Hallo, mir ist gestern Abend eingefallen, dass ich Ihnen auf die Breitbandfrage gar keine Antwort gegeben habe«, sagte sie flott und munter, als ich die Haustür aufmachte. »Ach! Funktioniert der Schlüssel jetzt? Mami hat immer nur die

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