Des Teufels Werk
ihre Geiseln an den Meistbietenden verkaufen. Wie Sie sagten, Sie hatten ›Glück‹, so bald freigelassen zu werden.
Bill hat übrigens mit seinem amerikanischen Pendant in Bagdad über die beiden Verbrechen gesprochen, die Sie in den irakischen Zeitungen entdeckt haben. Er hat außerdem über EMail mit Alastair Surtees in Sachen O'Connell/MacKenzie kommuniziert. Nichts Konkretes, aber interessante Ausweichmanöver von Surtees.
Sie fragen, ob ich eine Kopie meines Berichts über die Morde in Sierra Leone aufbewahrt habe. Habe ich, und ich hänge sie an. Eine zweite Kopie habe ich an Jerry Greenhough (Bills Pendant in Bagdad) geschickt, um auf die Ähnlichkeiten zwischen den Verbrechen hinzuweisen. Im Übrigen wurde mir inzwischen der Kontakt zu jemandem bei der Polizei von Kinshasa vermittelt, der sich bereit erklärt hat nachzuprüfen, ob dort 1998 ähnliche Verbrechen begangen wurden. Es ist ein Versuch – mehr nicht. In Kinshasa gibt es 15000 Straßenkinder, von denen ständig welche sterben oder verschwinden, und junge Mädchen sind da besonders betroffen. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich von ihm höre, aber erwarten Sie nicht zu viel. Er hat sich mit der Beantwortung meiner EMail zwar anstandshalber zur internationalen Zusammenarbeit bereit erklärt, aber ich vermute, meine Bitte landet in der Ablage. Alten Fällen nachzugehen, ist mühsame und langweilige Arbeit und gar nicht verlockend, wenn kein finanzieller Anreiz da ist.
Meiner Frau und den Kindern geht es gut. Danke der Nachfrage.
Zum Schluss noch: Schreiben Sie mir, oder rufen Sie mich an, wenn ich irgendwie behilflich sein kann. Hat es einen Grund, dass Sie mir als einzige Kontaktmöglichkeit Ihre neue EMailAdresse angegeben haben? Oder dass Sie als Vermittlerin zwischen mir, Bill Fraser und Ihrem Chef fungieren wollen?
Herzliche Grüße, Alan
Inspector Alan Collins, Kriminalpolizei Manchester
Auszüge aus Anlagen)
E-Mail von Bill Fraser an Alan Collins
… Mein amerikanischer Kollege in Bagdad ist ein Captain der New Yorker Polizei namens Jerry Greenhough. Er war vor zwei Jahren in Afghanistan stationiert und wurde im Mai nach Bagdad geschickt. Er ist ein netter Kerl, aber er hat leider ernste Vorbehalte gegenüber Connie Burns. Er war zwar nicht dabei, als sie nach ihrer Freilassung vernommen wurde, aber nachdem er sich das Band angehört hatte, fand er sie ›ausweichend und nicht überzeugend‹. Es geht dabei um folgende Punkte: a) sie konnte der Polizei praktisch keinerlei Informationen liefern und verwies als Erklärung dafür auf die Tatsache, dass ihr die Augen verbunden waren; b) sie bestand darauf, dass ihr Chef bei der Vernehmung zugegen sei und die Befragung abgebrochen werde, sobald sie Anzeichen von Überforderung zeige – worauf sie sich dann jedoch nicht berief; c) sie wurde von einem Arzt untersucht, der keine Spuren körperlicher Misshandlung oder gewaltsamer Freiheitsbeschränkung fand. Das hat zu einer gewissen Skepsis gegenüber der ganzen Geschichte geführt, zumal ihre Gefangenschaft lediglich drei Tage dauerte.
Die Sache ist ziemlich kompliziert, Alan. Ich teile die Skepsis nicht unbedingt – ich kann mir einige Erklärungen vorstellen, warum eine Frau über ein solches Erlebnis nicht sprechen möchte –, aber Jerry meinte, in ihren Antworten habe es zu viele Ungereimtheiten gegeben. Außerdem habe die Entführung keinem bekannten Muster entsprochen. Ich habe deine Anregungen bezüglich MacKenzie weitergegeben, aber die fanden auch keine Abnehmer. Connie sei während der gesamten Vernehmung ›ruhig‹ und ›beherrscht‹ gewesen und habe eisern daran festgehalten, dass ihr während ihrer Gefangenschaft nichts Widriges geschehen sei. Der Befund des Arztes scheint das zu bestätigen. Ich habe gelesen, was du über MacKenzie schreibst, aber eine Frau freizulassen, ohne sie angerührt zu haben, gehört ja wohl nicht zu seinem gewohnten Verhaltensmuster.
Mehr Erfolg habe ich interessanterweise bei meinen Nachforschungen über Connies Vermutung gehabt, dass die beiden Morde in Bagdad a)miteinander; b)mit ähnlichen Verbrechen in Sierra Leone verknüpft sein könnten; und c) das Werk Keith MacKenzies alias John Harwood alias Kenneth O'Connell sein könnten. Jerry hat mit dem FBI zwei Fälle von Serienvergewaltigungen bearbeitet und ist immerhin bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Meinst du, du kannst ihm deinen Bericht über die Sierra-Leone-Opfer schicken? Der Haken ist nur, dass Ermittlungen dieser Art
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