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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sehe mal nach Ihnen. Sie haben sich gar nicht mehr gemeldet und auch auf meine Anrufe nicht reagiert.«
    Zu meiner Überraschung errötete sie leicht. »Ich hatte viel zu tun.«
    Ich stieß die Autotür weiter auf. »Komme ich ungelegen? Ich kann später wiederkommen.«
    »Kommt ganz darauf an, was Sie wollen.«
    »Nichts. Ich wollte Sie nur besuchen.«
    Sie runzelte die Stirn, als fände sie meine Antwort merkwürdig. »Ich muss die Heuballenpresse abspannen und schmieren. Sie können sich ja dabei mit mir unterhalten, wenn Sie Lust haben. So wie Sie angezogen sind, ist das da drinnen allerdings nicht das Richtige für Sie. Es ist ziemlich dreckig.«
    »Das macht nichts. Das kann man alles waschen.« Ich stieg aus dem Wagen und ging in meinem langen Wickelrock und den ledernen Flip-Flops über den durchfurchten Hof. Sie musterte mich unmutig, und ich fragte mich, was sie störte. »Stimmt etwas nicht?«
    »Sie schauen aus, als wollten Sie zu einer schicken Garten-Party.«
    »Ich ziehe mich immer so an.«
    »Sollten Sie aber nicht. Jedenfalls nicht auf einem bewirtschafteten Bauernhof.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf mehrere Kartoffelsäcke, die neben dem Tor in der Scheune lagen. »Sie können sich da drauf setzen. Worüber wollen Sie reden?«
    »Über nichts Besonderes.«
    Sie zog die Heuballenpresse vorwärts und koppelte sie vom Traktor ab, ehe sie sie an die Wand zurückschob. Für eine Frau ihrer Statur, klein und schmal, hatte sie ungewöhnlich viel Kraft. Ihrer Meinung nach kann der Mensch alles, wenn es sein muss. Sie glaubte an den Sieg des Geistes über die Materie. Bis es ans Reden ging. Ihr Gesicht sagte klar und deutlich, dass ich eine Enttäuschung erleben würde, wenn ich erwartete, dass sie das Gespräch beginnen würde. Ich sah ihr zu, wie sie eine Hand voll Schmiere nahm und die Maschine damit einzureiben begann.
    »Müssen Sie das jedes Mal tun, wenn Sie die Presse gebraucht haben?«
    »Es hilft. Die Maschine ist zwanzig Jahre alt.«
    »Ist es die einzige, die Sie haben?«
    »Es ist die einzige Heuballenpresse.« Sie wies mit dem Kinn zu einem Mähdrescher am anderen Ende der Scheune. »Den brauchen wir zur Ernte.«
    Ich sah mir die Maschine an. »So einen hatte mein Vater in Simbabwe auch.«
    »Die sind heute eigentlich überall im Einsatz. Manche Leute mieten sie, ich habe den hier auf einer Auktion gebraucht gekauft.«
    Ich sah ihr bei der Arbeit zu. »Warum haben Sie heute die Heuballenpresse genommen?«, fragte ich nach einer Weile. »Soweit ich gesehen habe, wird nirgends geerntet. Da fällt doch dann auch kein Stroh an.«
    »Ich nehme das Heu von den Feldrainen mit, solange das Wetter hält.« Sie fand meine Frage offenbar intelligent, denn sie ging bereitwillig näher auf sie ein. »Den langfristigen Vorhersagen zufolge gibt es im August wieder Regen, da hielt ich es für das Gescheiteste, alles reinzuholen, was geht. Mit dem Weizen werden wir Schwierigkeiten haben, wenn die Vorhersagen stimmen – ganz zu schweigen vom Stroh.«
    »Wir 
…? Haben Sie Leute auf dem Hof?«
    Sie drückte den Deckel auf die Fettdose und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. »Ein paar, ja. Ich habe Harry, der schon seit Jahren hier arbeitet, und außerdem zwei Frauen, die sich die Arbeitszeit teilen – die eine kommt morgens, die andere nachmittags.«
    »Aus Winterbourne Barton?«
    »Weymouth.«
    »Wofür sind sie zuständig?«
    »Was gerade anfällt.«
    »Pflügen?«
    Sie nickte. »Alles, was mit Ackerbau zu tun hat. Harry und ich kümmern uns um die Tiere, die Zäune und den Wald – aber wir packen alle mit an, wenn es nötig ist.« Sie betrachtete mich neugierig, während sie den Lappen faltete und über die Schmieredose legte. »Gibt es in Simbabwe keine Landarbeiterinnen?«
    »Tausende.«
    »Warum machen Sie dann so ein erstauntes Gesicht?«
    Ich lächelte. »Weil jeder in Winterbourne Barton Sie als Einzelgängerin beschreibt, und jetzt entdecke ich, dass drei Leute auf Ihrem Hof arbeiten.«
    »Und?«
    »Man beschreibt Sie falsch. Ich hatte den Eindruck, Sie leben und arbeiten allein.«
    Sie verzog zynisch den Mund. »Tja, das ist typisch für Winterbourne Barton. Die haben keine Ahnung, wie viel Arbeit es macht, einen Hof zu bewirtschaften, aber die meisten haben ja auch vorher noch nie auf dem Land gelebt.« Sie schaute zum Haus. »Ich muss ein paar Brote zum Mittagessen machen. Wollen Sie mit hereinkommen, während ich das erledige?«
    »Sind die Hunde da?«
    Sie kniff ein wenig die

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