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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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mir geraten, mich bei Mary Galbraith in Hollyhock Cottage zu erkundigen.«
    Peter schüttelte frustriert den Kopf. »Tja, Mary wird Ihnen das ganz sicher bestätigen«, sagte er. »Sie ist überzeugt, dass Jess es auf sie und ihren Mann abgesehen hat.«
    »Wieso?«
    Noch ein frustriertes Kopfschütteln. »Ralph Galbraith ist mitten im Dorf auf Jess' Land Rover aufgefahren, und Jess holte die Polizei, weil er nach Alkohol roch.« Er nickte in Antwort auf meinen fragenden Blick. »Ja, er war weit über der Grenze, sie entzogen ihm auf eine bestimmte Zeit den Führerschein und verdonnerten ihn dazu, später noch einmal die Fahrprüfung abzulegen. Mary war sehr empört. Sie sagte, es hätte überhaupt keinen Grund gegeben, die Polizei da hineinzuziehen – es sei ja nur eine kleine Beule gewesen und es sei niemand verletzt worden –, und Jess hätte die Polizei aus reiner Rachsucht geholt.«
    Ich musste daran denken, wie sie meine Wagenschlüssel konfisziert hatte. »Sie hat eben sehr strenge Prinzipien, wenn es ums Autofahren geht.«
    »Sie hat in allem strenge Prinzipien«, sagte er. »Das Wort Kompromiss existiert nicht in ihrem Vokabular. Es wäre eine Gefälligkeit gewesen, in diesem Fall ein Auge zuzudrücken. Ralph Galbraith ist über siebzig und fährt nie schneller als dreißig und nie weiter als bis zum Supermarkt und zurück, er war nie eine Gefahr für andere Fahrer. Hinzu kommt, dass er in seinem Alter die Prüfung wahrscheinlich nicht mehr bestehen wird, und er und Mary in Zukunft auf Freunde oder Taxis zurückgreifen müssen, wenn sie einkaufen wollen. Die meisten Leute fanden, Jess habe sich ziemlich schäbig benommen – ich übrigens auch. Sie hätte den beiden ihre Selbständigkeit lassen können.«
    Ich beschloss, mich da herauszuhalten. Alle hätten die Sache ganz anders gesehen, wenn Ralph mit dreißig km/h in angesäuseltem Zustand ein Kind überfahren hätte. »Ich verstehe nicht, wieso Jess es auf die beiden abgesehen haben soll. Müsste es nicht eher umgekehrt sein?«
    Er lachte kurz auf. »Mit Logik kommen Sie da nicht weiter. Die Galbraiths gehören zu den Leuten, deren Betten Lily damals heimsuchte. Jess hielt sie für herzlos, weil sie Lily einfach nach Hause fuhren und sie dort hilflos stehen ließen. Der kleine Autounfall kam ihr wie gerufen, er gab ihr einen Grund, Ralph bei der Polizei anzuschwärzen – so wird es jedenfalls im Dorf gesehen.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Vor vier oder fünf Monaten.«
    »Wie lange leben die Galbraiths schon hier?«
    »Acht Jahre. Warum fragen Sie?«
    »Ich versuche nur zu verstehen, was das alles mit Stalking zu tun haben soll.« Ich wiederholte so wortgetreu wie möglich, was Madeleine über Jess gesagt hatte – ihre angebliche Fixierung auf bestimmte Menschen und ihre Reaktion, wenn sie zurückgewiesen wurde.
    »Es wundert mich, dass Sie sich getraut haben, sie zu besuchen.« Peters Stimme troff von Ironie. »Hatten Sie nicht Angst, ihr nächstes Opfer zu werden?«
    »Die hätte ich vielleicht gehabt, wenn ich Madeleine geglaubt hätte. Dann hätte ich sie wahrscheinlich links liegen gelassen – wie offenbar alle anderen das tun«. Ich musterte ihn. »Außer Ihnen. Warum? Weil Sie ihr Arzt sind oder weil Sie besser informiert sind?«
    »Worüber?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nathaniel? Wissen die anderen auch alle, dass er einmal mit Jess zusammen war?«
    Er kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich wieder. »Das weiß vermutlich jeder, der damals hier am Ort war – aber die ganze Geschichte spielte sich eher im Stillen ab. Wenn Jess ihr Herz auf der Zunge getragen hätte, hätte es vielleicht einigen Wirbel gegeben, aber es schien sie überhaupt nicht zu interessieren, dass sie ihn los war. In dem Alter haben junge Mädchen sowieso alle naslang einen neuen Freund. Erinnern Sie sich noch an die Namen der Freunde, die Sie hatten, als Sie zwanzig waren?«
    »O ja, ganz genau, und das, obwohl ich mit keinem länger als drei Monate zusammen war. Ganz sicher würde ich mich an einen Mann erinnern, mit dem ich zwei Jahre befreundet war.« Ich sah ihn belustigt an. »Aber es kann natürlich sein, dass Sie andere Erfahrungen haben. Vielleicht kannten Sie die Namen der Mädchen ja von Anfang an nicht.«
    »Auweia!«
    »Was für einen Grund könnte es sonst noch für den Hass zwischen Jess und Madeleine geben?«
    Er stützte das Kinn in die Hand. »Ich habe keine Ahnung, aber was auch immer es ist, es bestand lange bevor Nathaniel abtrünnig

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