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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Verworfenheit gezogen hat. Sie will nicht akzeptieren, dass Julie lesbisch ist, sondern behauptet steif und fest, Jess habe es ihr ›beigebracht‹« – er zeichnete Anführungszeichen in die Luft – »und sie dann an Paula, dieses fürchterliche Mannweib, verkuppelt. Julie wirkt sehr weiblich und sieht aus, als könnte sie kein Wässerchen trüben.«
    »Und was sagt Harry dazu?«
    »Nichts. Er kommt jeden Tag zur Arbeit und besucht seine Enkel allein. Die Großmutter wird von Julie nicht an die Kinder herangelassen.«
    »Was Mrs. Sotherton vermutlich noch mehr erbost?« Peter nickte. »Wie war das mit Lily? Sie hat doch Sittenlosigkeit und Verworfenheit in Winterbourne Valley sicher auch nicht geschätzt?«
    Er lächelte wieder. »Ganz im Gegenteil. Sie hat das alles mit großer Gelassenheit genommen. Jess, meinte sie, sei viel zu gehemmt, um mit Frauen zu schlafen, Julie traute sie es ohne weiteres zu, und bei Paula hatte sie überhaupt keine Zweifel. Ich glaube, sie hat die beiden sogar beneidet. Sie sagte einmal zu mir, ihr Leben wäre ganz anders verlaufen, wenn sie eine liebevolle Ehefrau statt eines nichtsnutzigen Ehemanns gehabt hätte.«
    »Vielleicht war sie doch gar nicht so übel.« Ich wartete, aber er sagte nichts. »Wieso gilt eigentlich Jess hier allgemein als Eigenbrötlerin? Es ist doch ziemlich schizophren, was da aus ihr gemacht wird – einerseits eine Frau, die Frauen und Kindern Unterschlupf gewährt, andererseits eine unnahbare Einzelgängerin.«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen.«
    »Und warum gilt sie als verschroben?«
    »Beschäftigt sich mit Wieseln – hat die Wände voller Fotos von Toten – kleidet sich wie ein Mann.« Angesichts meines ungeduldigen Stirnrunzelns breitete er hilflos die Hände aus. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Wenn sie ab und zu mal lächeln oder guten Morgen sagen würde, wären die Leute schon besser auf sie zu sprechen.« Er schwieg einen Moment. »Aber ihr das zu sagen, wäre reine Zeitverschwendung. Gute Ratschläge tut sie grundsätzlich ab. Lily hat dauernd versucht, sie zu ändern. Es hatte überhaupt keine Wirkung.«
    Ich fragte mich, ob er wusste, wie offenkundig seine Gefühle waren. »Sie mögen sie wirklich, nicht wahr?«
    Er lachte gedämpft. »Wenn Sie Lily meinen – nein. Sie konnte eine böse alte Hexe sein, wenn es sie überkam.«
    »Ich meinte Jess.«
    »Ich weiß.« Er sah auf seine Uhr. »Ich muss gleich los. Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«
    Eine sehr elegante Abfuhr, und nicht minder deutlich als Jess' unwirsche Aufforderung, den Mund zu halten. Ich nahm sie mit Anstand hin und verabschiedete mich, aber auf der Rückfahrt nach Barton House fragte ich mich doch, ob Peter seine Schwäche für Jess auch Madeleine so offen gezeigt hatte. Wenn ja, erklärte das einiges.
Von: [email protected]
    Abgesandt: Do, 29/07/04, 10.43
    An: [email protected]
    Thema: Überprüfung von O'Connells Unterlagen
    Lieber Alan,
    hier meine Anmerkungen zu O'Connells Unterlagen:
    Nein, er ist es nicht. Selbst wenn man die schlechte Qualität des Originalfax berücksichtigt – der Mann auf dem Foto ist NICHT MacKenzie/Harwood. MacKenzie hat ein schmäleres Gesicht und einen schmäleren Mund, und seine Augen sind viel heller. Dieser Mann hat dunkle Augen. Außerdem sieht er jünger aus. Nebenbei bemerkt: Dieser Mann könnte jeder xBeliebige sein, zumal sein Name und die Adresse seiner nächsten Angehörigen in den Dokumenten unkenntlich gemacht sind. Bill Fraser hat lediglich Alastair Surtees' Wort darauf, dass es sich um Kenneth O'Connell handelt.
    Könnten Sie Bill bitte mit allem Nachdruck darauf hinweisen, dass ich nicht glaube, dass man mir in der Polizeiakademie einen falschen Namen nannte, als ich mich nach dem Mann erkundigte, der wie MacKenzie aussah. Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass die Unterlagen dieser Behörde nicht auf dem Laufenden waren, als man mir am nächsten Tag mitteilte, dass es sich um einen gewissen Kenneth O'Connell handelte. Der Presse wurde ungehinderter Kontakt zu jedem an der Polizeiakademie gewährt, und als mehrere meiner Kollegen beschlossen, Einzelinterviews zu machen, wurde das unverzüglich für sie arrangiert. Hätte sich hinter O'Connell nicht MacKenzie versteckt, so hätte es für O'Connell keinen Grund gegeben, nicht mit mir zu sprechen. Wenn aber O'Connell tatsächlich MacKenzie war, hatte er allen Grund, mich zu meiden. Schon weil er unter falschem Namen reiste.
    Mir ist klar, dass

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