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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sicher, ob das stimmt, Connie, aber ich rufe an, sobald ich hier Luft habe. Würdest du inzwischen deine Mutter anrufen? Du weißt, dass ihr jeder Streit verhasst ist – vor allem natürlich Streit mit dir.
    Alles Liebe, Dad
Von: [email protected]
    Abgesandt: Fr, 13/08/04, 16.19
    An: [email protected]
    Thema: Keith MacKenzie
    Liebe Connie,
    es war nicht ganz einfach für mich, Ihre EMail zu entschlüsseln. Wenn Sie sie noch einmal lesen, werden Sie sehen, dass einiges reichlich wirr ist. Aber wenn ich richtig verstanden habe, beunruhigen drei Dinge Sie: 1. dass MacKenzie den Irak verlassen hat; 2. dass er versuchen wird, Sie ausfindig zu machen; 3. dass Ihre Eltern anonyme Anrufe erhalten.
    Zu 1: Ich kann mir nicht vorstellen, dass MacKenzie nach Großbritannien zurückkehren wird. Das Wahrscheinlichste ist, dass er wieder nach Afrika geht, wo er sicher sein kann, Arbeit zu finden. Abgesehen davon habe ich ihn schon vor einiger Zeit wegen Urkundenfälschung in die Fahndungsliste aufnehmen lassen, und Glasgow hat Ihr Phantombild und kennt die beiden falschen Namen, die er benutzte. Ebenso der Zoll, wo man ihn sofort festhalten wird, sollte er versuchen, unter einem dieser Namen einzureisen.
    Zu 2: Sie sagen, er wisse aufgrund der Kopien, die Sie Alastair Surtees per EMail geschickt haben, mit Sicherheit, dass Sie ihn des mehrfachen Mordes beschuldigt haben. Surtees bestreitet aber, ihm die Unterlagen gezeigt zu haben, weil er Ihre Vorwürfe für böswillige Unterstellungen hielt. Bill Fraser hält zwar nicht viel von dieser Aussage, aber meiner Ansicht nach machen Sie sich so oder so unnötige Sorgen. Sie sind die
einzige
Person, die MacKenzie zuverlässig identifizieren kann, da wird er einen Riesenbogen um Sie schlagen – ob er nun der Vergewaltigung und des Mordes schuldig ist oder nur der Urkundenfälschung. Es liegt nicht in seinem Interesse, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Zu 3: Zufälle gibt es immer wieder, deshalb wäre es falsch, aus der Tatsache, dass die anonymen Anrufe bei Ihren Eltern gerade jetzt begonnen haben, den Schluss zu ziehen, MacKenzie sei im Land. Ihre Eltern sollten bei der Polizei Anzeige erstatten, denn es hört sich so an, als wollte jemand sie auskundschaften, aber ohne überzeugende Beweise dafür, dass MacKenzie a) ihre Telefonnummer kennt, b) ihren Wohnort, c) sich tatsächlich in Großbritannien aufhält, würde ein Verweis auf ihn als Verdächtigen nur Verwirrung stiften.
    Es ist klar, dass alle meine Ratschläge bzw. Schlussfolgerungen auf den Informationen beruhen, die Sie mir geliefert haben. Um sicherzugehen, dass hinsichtlich dieser Informationen keine Missverständnisse zwischen uns bestehen, habe ich sie unten Punkt für Punkt aufgelistet:
Nach den Serienmorden an Frauen in Freetown, nach John Harwoods gewalttätigem Angriff auf eine Prostituierte und meiner Bemerkung über das ›Ausländerkontingent‹ begannen Sie, sich darüber Gedanken zu machen, ob Harwood diese Frauen auf dem Gewissen haben könnte.
Sie sprachen über Ihren Verdacht mit einigen Kollegen, und als die nicht viel davon hielten, verfolgten Sie die Sache nicht weiter. Wenig später verließen Sie Freetown, bekamen aber vorher von Harwood noch einen Brief mit dem Namen ›Mary MacKenzie‹ in der Adresse zu sehen. Daraufhin fiel Ihnen wieder ein, dass er sich in Kinshasa Keith MacKenzie genannt hatte.
Zwei Jahre später erkannten Sie ihn in Bagdad wieder, wo man Ihnen jedoch sagte, sein Name sei Kenneth O'Connell. Als Sie die Angelegenheit bei Alastair Surtees zur Sprache brachten, hat man das Ganze als weit hergeholt und böswillig zurückgewiesen.
Sie suchten in irakischen Zeitungen nach Verbrechen, die Ähnlichkeit mit denen in Freetown hatten. Sie fanden zwei, versuchten, irakische Journalisten dafür zu interessieren, kamen nicht weiter, informierten daraufhin mich und über mich Bill Fraser.
Sie schickten die besagten Kopien an Alastair Surtees.
Wenig später wurden Sie auf der Fahrt zum Flughafen von einer unbekannten Gruppe entführt, die Sie drei Tage später wieder auf freien Fuß setzte. Ihnen waren die ganze Zeit die Augen verbunden, und Sie konnten der Polizei keine brauchbaren Informationen geben. Da Ihre Entführung keinem der gewohnten Muster folgte und Sie es ablehnten, darüber zu sprechen, werden Sie heute als ›Schwindlerin‹ gebrandmarkt.
Nach Ihrer Rückkehr nach Großbritannien sind Sie untergetaucht. Ihre Geschichte haben Sie bis heute nicht erzählt.

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