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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Soviel ich weiß, gehöre ich zu den wenigen Menschen, mit denen Sie in Kontakt stehen – und ich vermute, ich bin der einzige Polizeibeamte, denn Bill Fraser wollen Sie Ihre EMailAdresse ja nicht geben –, aber Sie haben mir bis heute weder Ihre Adresse noch Ihre Telefonnummer verraten.
Ihr Handy und Ihr Laptop wurden Ihnen bei der Entführung gestohlen. Alle auf ihnen gespeicherten Daten – Adressen von Verwandten und Freunden, Notizen/EMails zu den Morden in Freetown und Bagdad – sind somit Ihrem Entführer zugänglich.
Sie fürchten, dass MacKenzie Sie sucht.
    Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, Connie: Sie wissen, wie Sie mich erreichen, wenn Sie noch etwas hinzufügen wollen. Ich kann Sie nicht zu einer Aussage zwingen. Wenn ich das könnte, hätte ich es gleich bei Ihrer Rückkehr nach England getan.
    Ich kann nicht garantieren, dass wir im Ausland verübte Verbrechen aufklären können, aber wenn MacKenzie so gefährlich ist, wie Sie behaupten, müssen wir es versuchen.
Schon Ihretwegen.
Angst vor Vergeltung kann einen davon abhalten zu sprechen, aber ich hoffe doch, Sie wissen mittlerweile, dass alles, was Sie mir anvertrauen, strikt unter uns bleibt.
    Mit herzlichen Grüßen wie immer, Alan
    Inspector Alan Collins, Kriminalpolizei Manchester

Der Keller

10

    Es war beängstigend, wie schnell ich wieder in Panik geriet. Meine Mutter hatte geglaubt, ich wäre ärgerlich, als sie fragte, ob Jess der schweigsame Anrufer sein könnte, aber ich brüllte sie aus Angst an. Ich brach das Gespräch ab, weil ich dachte, ich würde gleich ersticken. Ich wusste genau, wer der anonyme Anrufer war. Vielleicht wäre ich nicht so sicher gewesen, wenn Dan mir nicht geschrieben hätte, dass MacKenzie den Irak verlassen hatte, aber ich bezweifle es. Ich hatte mir mit albernen Beruhigungssprüchen und der Hoffnung, dass Bill Fraser MacKenzie finden würde, bevor dieser mich fand, künstlich Mut gemacht. Ich hatte mir etwas vorgemacht.
    Rückblickend bin ich erschüttert, wie schnell ich mich hatte konditionieren lassen. Wie konnten drei Tage in einem Keller Verhaltensweisen zunichte machen, die sechsunddreißig Jahre gebraucht hatten, um sich zu entwickeln? Wie konnten sie mir nichts, dir nichts all mein sorgfältiges Planen der letzten Wochen einfach auslöschen? Wozu die Mühe, jeden einzelnen Lichtschalter zu orten, sämtliche Türschlösser zu ölen, mich mit Taschenlampen auszurüsten und Fluchtstrategien zu entwerfen, wenn ich mich vor lauter Angst nun einfach in eine Ecke kauerte und blind stellte? Genau wie die Frauen in Freetown.
    Aber selbst in Angst erstarrte Tiere bewegen sich schließlich doch, wenn sie merken, dass sie noch leben. Bei mir war es genauso. Allerdings trug meine Bewegung mich nur bis in die Küche, wo ich die Türen zum Flur und zur Spülküche absperren konnte. Aus irgendeinem Grund meinte ich, es wäre sicherer, im Dunklen zu sitzen, obwohl der ganze Rest des Hauses erleuchtet war. Vielleicht kam das daher, dass ich Tage mit verbundenen Augen verbracht hatte – es war mir angenehm geworden, dass ich nicht sehen konnte, wen oder was ich vor mir hatte.
    Ich flüchtete mich in dieselbe Belagerungsmentalität, in die ich mich damals bei meiner Ankunft in meinem Auto verkrochen hatte. Solange ich blieb, wo ich war, konnte mir nichts passieren. Wenn ich versuchte, meinen Platz zu verlassen, wäre ich in Gefahr. Ich hatte Essen und Wasser. Ich konnte das Fenster verbarrikadieren, indem ich den Küchentisch über den Spülstein legte, und verteidigen konnte ich mich mit Fleischermessern. Nicht ein einziges Mal dachte ich daran, Hilfe zu holen. Peter meinte, ich hätte mir eingeredet, es gäbe sowieso keine. Aber wie erklärt es sich dann, dass mir, als es Morgen wurde und ich das Telefon an der Küchenwand sah, plötzlich einfiel, dass es eine Welt jenseits von mir und meiner Angst vor MacKenzie gab?
    Natürlich rief ich Jess an. Wie Lily hatte ich angefangen, mich auf sie zu verlassen. Sie war ein getreuer Freitag, der nicht erwartete, groß hofiert und mit oberflächlichem Geplauder belohnt zu werden. Ich nahm sie, wie sie war, und auf diese Weise kamen wir prima miteinander zurecht. War sie gesprächiger Stimmung, unterhielten wir uns. War sie es nicht, schwiegen wir. Erst in diesen Momenten begriff ich, wie anders ich war. Ich gehörte zu denen, die immer sofort zu reden anfingen, um nur ja nicht unhöflich zu erscheinen, und es fiel mir nicht leicht, diese Angewohnheit

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