Des Teufels Werk
oder Tansania geboren sind. Sind Sie weiß, dann haben Ihre Vorfahren den Ureinwohnern das Land gestohlen.«
»War es denn bei Ihnen so?«
»Nein. Meine Urgroßeltern haben unser Land auf ehrliche Weise erworben, aber die Banden von der Zanu-PF scheren sich nicht um Eigentumsrechte.« Ich zuckte mit den Schultern. »Es gibt Recht und Unrecht auf beiden Seiten, nur, das Land durch Diebstahl zurückzuholen, ist keine Lösung. Das hat alles nur schlimmer gemacht – es hat Afrikas Kornkammer in eine Staubwüste verwandelt. Vor zehn Jahren haben die weißen Farmer genug Nahrungsmittel produziert –« Ich brach ab.
»Weiter.«
»Nein«, sagte ich mit einem kurzen Auflachen. »Es macht mich zu wütend. Da geht es mir wie Ihnen mit der Herde Ihres Vaters. Es würde mir nicht so viel ausmachen, wenn unsere Arbeiter die Farm bekommen hätten, aber sie wurde von einem von Mugabes Kumpanen eingesackt und hat seit drei Jahren nichts mehr produziert. Es ist eine völlig verrückte Situation.«
»Haben Sie vor, irgendwann wieder zurückzugehen?«
»Das kann ich nicht«, antwortete ich unüberlegt. »Ich darf das Land nicht mehr betreten, wegen der Dinge, die ich über Mugabe geschrieben habe.«
Einen Wimpernschlag lang blieb es still, dann wechselte Jess das Thema. Sie hatte das schon früher ein paarmal so gemacht, wenn ich unbesonnen etwas von mir preisgegeben hatte, und ich fragte mich, ob Peter ihr gesagt hatte, dass ich nicht die war, für die ich mich ausgab. Es war auffallend, dass sie mich nie Marianne nannte, sondern, wenn sie etwas sagen wollte, lieber wartete, bis ich ihr von selbst meine Aufmerksamkeit zuwandte. Ich hatte die feste Absicht, reinen Tisch zu machen – auf jeden Fall bevor meine Eltern kamen –, aber ich schob es immer wieder auf. Ich konnte noch nicht über Bagdad sprechen – würde es vielleicht niemals können –, deshalb hielt ich die Täuschung aufrecht, es war einfacher.
Ganz eindeutig hatte Peter Jess erzählt, dass ich von ihrer Beziehung zu Nathaniel wusste, denn sie machte am Morgen nach meinem Gespräch mit ihm eine Bemerkung darüber. Mir gab das Anstoß, mir darüber Gedanken zu machen, was für eine Beziehung eigentlich
Peter
zu Jess hatte. War er am Abend vorher bei ihr gewesen? Hatte er sie angerufen, um ihr zu erzählen, dass ich ihn aufgesucht hatte? Wenn ja, so empfand ich es zwar nicht als Vertrauensbruch, denn ich hatte ihn ja nicht gebeten, es für sich zu behalten, aber ich fand es doch seltsam, dass er es für notwendig gehalten hatte, Jess davon zu berichten, und hätte gern gewusst, warum. Mindestens legte das nahe, dass die Freundschaft zwischen den beiden enger war, als sie zugeben wollten.
»Erst in einer Krise lernt man einen Menschen wirklich kennen«, sagte sie mit einer Kopfbewegung zu einem von Nathaniels Bildern. »Er hat sich nach dem Tod meiner Eltern wie eine komplette Niete benommen.«
»Wieso? Was hat er getan?«
»Er hat sich nach London verzogen, um sich dem Gefühlsaufruhr hier nicht aussetzen zu müssen. Aber es war gut so. Hätte ich auf ihn gehört, hätte ich womöglich den Hof verkauft. Er wollte gern, dass ich ein Haus in Clapham kaufe, mit einem Atelier oben.«
»Für ihn?«
»Na klar. Seine große Vision war, irgendwo in einem spießigen kleinen Reihenhäuschen ein Bohemeleben zu führen.« Sie lächelte dünn. »Vom Geld meiner Eltern – er in der Rolle des charismatischen Künstlers, ich als Heimchen am Herd.«
»Hat es Sie gelockt?«
»Manchmal – abends. Aber wenn der Morgen kam, war ich immer klar genug, um zu erkennen, dass es niemals funktionieren würde. Ich brauche das Alleinsein und viel Auslauf. Er braucht immer Publikum.« Sie schwieg einen Moment. »Ich habe ihm den Laufpass gegeben, als ich erkannte, dass ich nicht zur ergebenen Dienerin geschaffen bin.«
Eine interessante Wortwahl. »Hat er daraufhin mit Madeleine angefangen?«
»Nn-nn. Er hatte schon lange ein Verhältnis mit ihr. Zwei Monate nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte, war sie schwanger.« Jess lachte über mein Gesicht. »Genauso hat Lily reagiert. Es war so ziemlich das Schlimmste, was passieren konnte – ihre einzige Tochter lässt sich von einem abgelegten Liebhaber von Jess Derbyshire schwängern! So wie sie sich aufgeführt hat, hätte man meinen können, Nathaniel und ich wären verwandt. Ich fand das Ganze ehrlich gesagt ziemlich komisch.«
»Weil Lily immer auf Sie herabgeschaut hatte?« Für mich war Komik etwas
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