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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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er war naiv, und er sprach in Klischees. »Weil die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, über MacKenzie informiert zu werden.« Ich seufzte. »Und der Meinung bin ich auch. Die Öffentlichkeit
hat
ein Recht auf Information. Wenn MacKenzie anfängt, hier, in England, Frauen umzubringen, ist das meine Schuld.«
    »Aber das stimmt doch nicht«, protestierte er. »Nach dem, was Sie mir heute Morgen erzählt haben, haben Sie alles Menschenmögliche versucht, um die Polizei auf ihn aufmerksam zu machen. Wenn er gefasst wird, dann ist das Ihren Bemühungen zu verdanken.«
    »Und spätestens dann lande ich in den Zeitungen«, sagte ich mit einem Lächeln voll bitterer Ironie. »Das Leben ist gemein. Wenn ihm der Prozess gemacht wird, muss ich aussagen.«
    »Aber Ihr Name wird nicht bekannt werden, Connie. Vergewaltigungsopfern wird in diesem Land automatisch Anonymität zugesichert.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er mich vergewaltigt hat«, entgegnete ich schroff. »Ich habe überhaupt nichts darüber gesagt, was er getan hat.«
    Peter war einen Moment still. »Sie haben ihn heute Morgen als Vergewaltiger bezeichnet. Sie haben ihn einen Serienvergewaltiger und Frauenmörder genannt.«
    Ich konnte mich jetzt nicht mehr erinnern, was ich gesagt hatte. »Es spielt sowieso keine Rolle. Menschen lassen sich ja nicht nur am Namen erkennen. Wenn ich den Bericht schreiben müsste, würde er sich ungefähr so anhören: ›Gestern überraschte im Londoner Old Bailey eine 36-jährige Berichterstatterin einer internationalen Nachrichtenagentur mit sensationellen Enthüllungen über ihre Entführung in Bagdad. Weit entfernt von der Hurra-ich-lebe-noch-Version, die sie unmittelbar nach ihrer Freilassung verbreitete, war es in Wirklichkeit ein drei Tage dauerndes Martyrium der Folter und des Sadismus, das sie veranlasste, ihren Namen zu ändern und unterzutauchen. Die blonde Frau aus Simbabwe, die ihren Darstellungen zufolge tiefe Wunden davongetragen hat und immer noch um ihr Leben fürchtet, benannte den Angeklagten, Keith McKenzie, als Täter. Sie schilderte, wie sie zweiundsiebzig Stunden lang mit verbundenen Augen in einem Keller festgehalten wurde. Auf die Frage der Verteidigung, ob sie ihren Angreifer je zu Gesicht bekommen habe‹« – Ich brach abrupt ab.
    »Haben Sie?«
    »Nein – und darum wird alles umsonst sein. Man wird ihn nicht verurteilen.«
    Peter stützte das Kinn auf die Hände. »Nur mal interessehalber – wie viele Versionen dieses Berichts haben Sie einstudiert? Haben Sie auch einen, dem nicht zu entnehmen ist, wer Sie sind? Oder noch besser – der ein gutes Licht auf Sie wirft?«
    »Wie wär's damit? ›Die
attraktive
Blondine schilderte ausführlich die Auswirkungen dieser traumatischen Erfahrung auf ihr Leben und berichtete anschließend davon, wie sie im West Country Zuflucht suchte. Sie sprach mit großer Dankbarkeit über den ortsansässigen Allgemeinarzt, 45. ‚Ohne seine unermüdliche Hilfe‘, sagte sie, ‚hätte ich nicht den Mut gefunden, hier auszusagen.‘‹« Ich winkte mit den Fingern. »So, jetzt Sie. Was werden Sie der Meute erzählen, wenn sie Ihnen ein Mikrofon unter die Nase hält?«
    »Woher sollen die wissen, dass ich der Besagte bin?«
    »Wenn ich noch hier wohne, wird man meine Adresse verlangen. Wenn nicht, wird irgendeiner das schon herausbekommen. Wahrscheinlich Madeleine. Man muss nicht Einstein sein, um sich einen Reim zu machen auf blonde Berichterstatterin mit südafrikanischem Akzent und Allgemeinarzt aus dem West Country.«
    »Ich kann gar nicht viel sagen, ohne gegen meine Schweigepflicht zu verstoßen – höchstens kann ich Ihrem Mut Beifall klatschen.«
    »Langweilig. Ist außerdem bereits geschehen. Mein Chef in Bagdad hat das Lied von meinem Mut von sämtlichen Dächern gesungen, um zu vertuschen, dass ich nicht so viel davon gezeigt habe wie Adelina Bianca. Die werden Sie so lange piesacken, bis Sie ihnen was Neues bieten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Was auch immer sie Ihnen aus der Nase ziehen können. Wie, wann, wo und warum sind wir einander begegnet? ›Dr. C. wurde zu der zu Tode geängstigten Frau gerufen. Sie hatte einen Zusammenbruch erlitten, nachdem eine Meute Hunde ihren Wagen umzingelt hatte. Die Frau weigerte sich allerdings auszusteigen. ‚Sie hat versucht, mit ihrer Angst fertig zu werden, indem sie in eine Papiertüte atmete‘, sagte er.‹«
    »Und dann?«
    »Belagerung. Anrufe. Fotos. Sie werden behaupten, meine Deckung sei aufgeflogen, weil jeder mit

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