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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Smith vorbeischmuggelte. Das Interesse erlosch schnell. Auf die Bekanntgabe meiner Freilassung folgte kaum etwas außer Mutmaßungen in einigen irakischen Zeitungen, dass meine Entführung Schwindel gewesen sei. Mir machte das nichts aus. Ich merkte sehr bald, dass ich leichter mit mir leben konnte, wenn alle glaubten, ich hätte Glück gehabt – oder gelogen.
    Das Schlimme war nur, dass ich mit keinem leben konnte, der mir glaubte. Es ist eine Form des Verrats, wenn Menschen, die einem nahe stehen, das, was man ihnen erzählt, unbesehen akzeptieren.
    Müssten sie einen nicht eigentlich besser kennen…?
Auszüge aus Aufzeichnungen unter dem Aktenzeichen ›CB15 – 18/04/04‹
    … Ich habe nie gewusst, wie leicht Vertrauen zu erschüttern ist. Kann ein einzelner Mensch wirklich den Glauben eines anderen an alles und jeden zerstören?
    … Wenn ich mich nach Rache sehne, dann aus dem einzigen Grund, dass ich nicht mehr mit alten Freunden zusammen sein kann. Woher nimmt jemand das Recht, mich Menschen gegenüber misstrauisch zu machen, die ich gemocht und geliebt habe? Oder sie mir gegenüber?
    … Ich kann rationalisieren, so viel ich will, ich
weiß,
dass nichts je wieder so sein wird, wie es war. Ganz gleich, was geschieht, ich bin nicht mehr der Mensch, der ich einmal war …

12

    Peter sagte nichts, als ich schließlich die Küche betrat. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und schob ihn sofort ein Stück zurück, als vermutete er, dass Nähe mir Angst machen könnte. Ich erinnere mich nicht so genau, was ich an diesem Morgen alles sprach, aber ich weiß, ich sagte ihnen, dass ich Connie Burns heiße und drei Tage lang von einem Mann namens Keith MacKenzie, dessen Geschichte ich recherchiert hatte, gefangen gehalten worden war. Ich sagte, er sei ein Serienmörder, der gedroht habe, mich so lange zu suchen, bis er mich habe, wenn ich je erzählen sollte, was geschehen war.
    Peter, der zu seiner Sprechstunde musste, drängte mich, zur Polizei zu gehen, aber das lehnte ich ab. Das würde nur Verwirrung stiften, sagte ich, da bereits ein Inspector der Kriminalpolizei Manchester die Sache bearbeite. Jess ging die Sache pragmatischer an. Sie erklärte sich bereit, bei mir zu bleiben, bis Peter zurück sei und ausführlicher mit mir sprechen könne. Ihre Hunde würden so lange den Garten bewachen.
    Ich wurde später von einem Beamten der Polizei Dorset gefragt, worüber Jess und ich in den fünf Stunden gesprochen hätten, die sie bei mir war, und ich sagte, ich könne mich nicht erinnern, es sei sicherlich nichts von Bedeutung gewesen. Jess war nicht der Typ, der Fragen stellte, und ich hatte bereits mehr preisgegeben, als mir recht war.

    Aber ich erinnere mich an das Gespräch, das ich später mit Peter führte. Er hatte keine Hemmungen, mir Fragen zu stellen, auch nicht, als uns Jess allein gelassen hatte. Vieles hatte er sich schon aus den Berichten zusammengereimt, die er über meine Entführung gelesen hatte, und mein Verhalten hatte seine Schlussfolgerungen wohl bestätigt.
    Er sagte, meine Angst vor ihm sei von Anfang an sehr ausgeprägt gewesen, auch wenn mir anscheinend nicht bewusst gewesen sei, dass man sie mir anmerkte. Es war eine unwillkürliche Reaktion, die sich darin äußerte, dass meine Haltung starr wurde, ich stets Abstand hielt, die Arme verschränkte, sobald ich ihn sah, mich niemals setzte, wenn er stand. Jess gegenüber jedoch zeigte ich niemals die gleiche Abwehr.
    Manchmal duldete ich es sogar, dass sie sich neben mich setzte, allerdings nie dicht genug für zufällige Berührung. Wenn man Peter glauben wollte, war eine unreife Frau, der es schwer fiel, ihre Gefühle auszudrücken, genau die richtige Gefährtin für mich. Möglich, dass ich mich nach einem Menschen mit mehr Einfühlungsvermögen und Verständnis sehnte, meinte er, aber ich hätte mit der Bedrohung, die so ein Mensch für mich darstellte, eben nicht umgehen können. »Sonst wären Sie ja bei Ihrer Mutter geblieben«, erklärte er. »Sie hätte Sie in den Arm genommen und Ihnen mit Liebe und Geduld die Wahrheit entlockt – aber das wollten Sie ja gar nicht.«
    »Manchmal denke ich, Jess ist der einfühlsamste Mensch, der mir je begegnet ist. Sie weiß immer genau, wann man besser nicht nachfragen sollte.«
    »Aber sie ist ja praktisch auch noch eine Fremde für Sie, Connie – und was Fremde denken, kümmert Sie nicht. Das ist bei den meisten von uns so. Beim Selbstbild geht es immer darum, wie die Menschen, die wir

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