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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wurde nicht klug aus der Geschichte. Ich verstand auch nicht, warum Madeleine es in Barton House hängen gelassen hatte. Wenn es mein Porträt gewesen wäre, hätte ich es mitgenommen. Ich fragte Jess einmal, ob Madeleine das Negativ habe, und sie sagte, nein, das liege irgendwo in einer Schachtel auf dem Hof.
    »Ist das der einzige Abzug?«
    »Ja.«
    »Warum hängt das Bild nicht bei Madeleine?«
    »Was glauben Sie wohl?«
    »Weil Sie es aufgenommen haben?«
    Sie bestritt das nicht, fügte nur hinzu: »Lily weigerte sich, irgendetwas von Nathaniel in ihrem Haus aufzuhängen. Ich denke, das hatte auch etwas damit zu tun.«
    »Hat Nathaniel die Aufnahme einmal gesehen?«
    »Natürlich.«
    »Was hält er davon?«
    »Das Gleiche wie ich. Das Gesicht ist zu lieblich. Es hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit Madeleine.«
    »Warum sollte das eine Rolle spielen? Es ist sehr ausdrucksvoll – sehr dramatisch. Wer die Frau ist, ist völlig unwichtig.«
    Jess sah mich amüsiert an. »Darum hasst Madeleine das Bild.«

15

    »Sie sehen ruhiger aus«, sagte Jess, als ich wieder in die Küche kam. »Sind Sie durchgekommen?«
    »Ich hab's gar nicht mehr versucht. Ich hatte eine SMS bekommen.« Ich legte das Handy so auf den Tisch, dass sie die Nachricht lesen konnte. ›Alles in Ordnung. Mam bei mir. Keine Sorge. Ruf bald an. Dad.‹ »Ich bin nicht sicher, ob ich ihn anrufen soll oder umgekehrt, aber wenigstens ist alles in Ordnung.«
    »Das ist gut. Haben Sie noch mehr von diesen Scheinen in den Taschen?«
    »Nein. Warum?«
    »Weil einer fehlt. Ich habe sie geordnet.« Sie schob mir das Bündel hin. »Der letzte ist vom November 2003 datiert, aber es müsste noch einer von 2004 da sein. Lily ist erst im Januar ins Heim gegangen, aber der Öltank war voll, als ich Ihnen den Herd angeworfen habe.«
    »Wahrscheinlich liegt der Schein noch draußen im Anbau – oder er ist mir auf dem Weg ins Haus hinuntergefallen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da habe ich gerade nachgesehen und nichts gefunden. Das ist sehr seltsam.«
    Mir fiel auf, dass die Hunde weg waren, ich nahm an, sie hätte sie mit hinausgenommen und draußen gelassen. »Wahrscheinlich hat ihn der Makler – oder Madeleine – oder Lilys Anwalt. An wen wäre denn die Rechnung geschickt worden?«
    »Keine Ahnung.« Sie runzelte die Stirn. »An den Anwalt, vermute ich – das Haus gehört immer noch Lily, also ist er zuständig. Aber wie ist er zu dem Lieferschein gekommen, wenn er nicht hier war, als der Fahrer kam?«
    »Woher wissen Sie, dass er nicht hier war?«
    »Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber hätte er dann die anderen nicht auch gleich mitgenommen?« Sie wies auf den Stapel Zettel. »Er hat sonst alles ausgeräumt. Ich war dabei. Er wollte alle Unterlagen von Lily haben – Bankauszüge, Quittungen –, und zwar noch bevor Madeleine hier aufkreuzte und irgendwelche Beweise verbrannte.«
    Ich setzte mich wieder. »Was für Beweise?«
    »Na, alle Papiere, die zeigten, was für ein habgieriges Luder sie ist. Alte Scheckbücher in erster Linie.« Sie fixierte mich mit ihrem unverwandten Blick. »Noch etwas anderes ist seltsam: Das Ventil am Öltank war zugedreht. Das hätte mich schon damals stutzig machen müssen, aber ich dachte, der Makler hätte das veranlasst. So wie wenn man ein Auto mietet, Sie wissen schon – man bekommt einen vollen Tank, und basta.« Sie schwieg.
    »Aber was ist daran seltsam? Mir erscheint das ganz vernünftig.«
    »Weil es sinnlos ist. Das Ventil ist nur für Notfälle da, nicht um die Ölzufuhr zu regeln. Dafür gibt es einen Regler in der Nähe vom Brenner.« Sie schwieg einen Moment. »Haben Sie jemals die Betriebsanleitung gelesen, die Sie vom Makler bekommen haben? Wurde darin erwähnt, dass das Ventil geschlossen sei?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, aber das lässt sich leicht prüfen.« Ich wies zu der Schublade neben ihrer rechten Schulter. »Die Unterlagen sind alle da drinnen – in einem braunen Umschlag. Ich glaube, die Anweisungen für den Herd habe ich übersprungen, weil Sie das schon erledigt hatten.«
    Sie nahm die zusammengehefteten Blätter heraus und sah sie schnell durch. »Okay, hier haben wir es. ›Herd – Standort – Funktionen – Kochbücher – Reinigung …‹ Also eines ist sicher – Madeleine hat das nicht geschrieben. Dazu ist es viel zu übersichtlich.« Sie zog den Finger einige Zeilen abwärts. »›Inbetriebnahme des Herds‹«. Sie las schweigend. »Damit könnte kein Mensch etwas anfangen

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